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AutorenbildWalter Gasperi

19. Zurich Film Festival (28.9. – 8.10. 2023): Eine Vorschau


Trotz Schauspielerstreik verspricht das Zurich Film Festival auch heuer wieder ein beachtliches Programm und einen großen Starauflauf: 148 Filme, davon 52 als Welt- und Europapremieren werden präsentiert und neben Jessica Chastain, Diane Kruger und Todd Haynes werden beispielsweise auch Ethan Hawke, Wim Wenders und Vicky Krieps an der Limmat erwartet. – Der Kartenvorverkauf startet am Montag, den 18. September.


Das Konzept des ZFF hat sich bewährt: Gala Premieren von Festivalerfolgen, die vielfach in den kommenden Monaten in den Kinos anlaufen werden, sorgen für große Filmerlebnisse, mit Ehrenpreisen lockt man Stars in die Schweizer Metropole und mit drei Wettbewerben, die ersten bis dritten Filmen vorbehalten sind, bietet man Möglichkeiten zu spannenden Entdeckungen.


Eröffnet wird das 19. Zurich Film Festival mit Kristoffer Borglis schwarzer Komödie "Dream Scenario", in der Nicolas Cage einen Lehrer spielt, den plötzlich Millionen von Fremden in ihren Träumen sehen. Schlag auf Schlag geht es an den folgenden Tagen mit Gala Premieren von Yorgos Lanthimos´ Venedig-Sieger "Poor Things" über Bradley Coopers Leonard Bernstein-Biopic "Maestro" bis zu Stéphane Brizés Liebesfilm "Hors Saison".


Von den Filmfestivals in Telluride und Toronto in die Schweiz hat Festivalleiter Christian Jungen unter anderem Craig Gillespies Komödie "Dumb Money – Schnelles Geld", Emerald Fennells ("Promising Young Woman") "Saltburn", Michel Francos "Memory", Sofia Coppolas "Priscilla" und mit "Fingernails" Christos Nikous englischsprachigen Nachfolgefilm zu seinem äußerst skurrilen "Apples - Mila" geholt.


Aus dem Cannes-Programm konnte neben Alice Rohrwachers "La chimera" auch Tran Anh Hungs gefeierter "La passion de Dodin Bouffant", "May December" von Todd Haynes und Wim Wenders´ "Perfect Days", der die heurige japanische Oscareinreichung ist, gewonnen werden. Dazu kommen Marco Bellocchios "Rapito" und Jonathan Glazers in Cannes preisgekrönter "The Zone of Interest".


Weltpremieren feiern in Zürich unter anderem "Stella. Ein Leben", in dem Kilian Riedhof von einer Jüdin erzählt, die während der NS-Zeit zur Denunziantin wird, um sich und ihre Familie vor der Deportation nach Auschwitz zu bewahren, sowie Hans Steinbichlers "Ein ganzes Leben". Aber auch Michael Steiners Zürcher Neo Noir-Thriller "Early Birds", mit dem das ehemalige Kino Kosmos als Kino Frame neu eröffnet wird, und Thomas Thümenas Heilsarmee-Dokumentarfilm "Himmel über Zürich" werden beim ZFF uraufgeführt.


Mit 36 Filmen dürfte so bei den Gala Premieren ein Highlight aufs andere folgen. Im internationalen Wettbewerb konkurrieren 14 Spielfilme um das mit 25.000 Schweizer Franken dotierte Goldene Auge. Der Bogen spannt sich hier von Molly Manning Walkers Spielfilmdebüt "How to Have Sex", in dem ein Griechenlandurlaub von drei jungen Frauen anders verläuft als erwartet, bis zu Chloe Domonts "Fair Play", in dem zwei MitarbeiterInnen eines Finanzunternehmens eine intensive Liebesbeziehung führen, obwohl Liebschaften unter den MitarbeiterInnen strengstens verboten sind.


Ein atmosphärischer Blick auf das pulsierende Nachtleben der saudi-arabischen Hauptstadt Riad gibt es hier mit Ali Kalthamis "Mandoob" ebenso wie mit Sam H. Freemans "Femme" einen Noir-Thriller, in dem ein von homophoben Rowdies brutal zusammengeschlagener homosexueller Londoner mit einem seiner Peiniger eine Beziehung beginnt. Und neben Stefanie Kolks stillem niederländischen Drama "Melk", in dem eine Mutter nach der Totgeburt ihres Kindes beschließt die Muttermilch zu spenden, steht mit Marija Kavtaradzes "Slow" ein Liebesfilm über eine Beziehung zwischen einer leidenschaftlichen Tänzerin und einer asexuellen Gebärdensprachdolmetscherin.


14 Filme konkurrieren auch im Dokumentarfilmwettbewerb. Der Bogen spannt sich hier von "Bottlemen", in dem Nemjana Vojinovic Sammler von Plastikflaschen auf einer Mülldeponie am Rande der serbischen Hauptstadt Belgrad porträtiert bis zu "A Silent Story", in dem der Däne Anders Skovbjerg Jepsen seinen eigenen sexuellen Missbrauch als Sechsjähriger durch einen 13-Jährigen aufarbeitet.


Christopher Morris wiederum dokumentiert in "A Year in a Field" ein Jahr im Leben eines 4000 Jahre alten Monolithen auf einem Feld im malerischen Cornwall, während Andrew H. Brown für "Between the Rains" vier Jahre lang den unmittelbar vom Klimawandel betroffenen Alltag des kenianischen Stamms der Turkana mit der Kamera begleitete.


Weltpremieren von vier Schweizer Filmen bietet der Fokus Wettbewerb, der Schweizer, deutschen und österreichischen Produktionen vorbehalten ist. Neben Piet Baumgartners "The Driven One", einer Langzeitstudie über Studierende der Hochschule St. Gallen, sind dies Tamer Rugglis Roadmovie "Retour en Alexandrie", "Las Toreras", in dem Jackie Brutsche den Suizid ihrer Mutter und die darauf folgenden Zerwürfnisse innerhalb ihrer Familie verarbeitet, und "Partners – Have A Nice Trip", in dem Claude Baechtold mit Found-Footage-Material die unmittelbare Zeit nach 9/11 in Afghanistan aus der Perspektive dreier Westschweizer Kriegsreporter nachzeichnet.


Dazu kommen unter anderem der Dokumentarfilm "27 Storeys", in dem Bianca Gleissinger die Wiener Wohnanlage Alterlaa, in der sie ihre Kindheit verbrachte, porträtiert, Elene Naverianis ("Wet Sand") in Cannes sehr gut aufgenommener zweiter Spielfilm "Blackbird Blackbird Blueberry" und "Europa", in dem Sudabeh Mortezai Einblick in die Auswüchse des modernen Kapitalismus bietet.


Mit zahlreichen Ehrenpreisen werden dagegen Stars angelockt. So wird Todd Haynes mit dem "A Tribute to…" Award ausgezeichnet, während der Hollywood-Star Jessica Chastain mit dem Golden Icon Award und Diane Kruger mit dem Golden Eye Award geehrt werden. Kruger wird dabei auch ebenso wie Ethan Hawke, Margarethe von Trotta und Michael Steiner in einer Master Class Einblicke in ihre Arbeit bieten. Dazu kommt der Career Achievement Award für den Produzenen Michel Merkt sowie der Game Changer Award für den Medienmanager Fred Kogel.


Dazu kommen die Programmschiene "Neue Welt Sicht", die heuer Einblick ins aktuelle südkoreanische Filmschaffen bietet, und die Sparte "Border Lines", die auf Filmen zu Menschenrechten und humanitären Projekten fokussiert.


Im "Window Hongkong" werden vier brandneue Filme aus Hongkong präsentiert, während im "Window San Sebastian" vier Filme aus Spanien und Lateinamerika aus dem Programm des heurigen Film Festivals von San Sebastian gezeigt werden. Aber auch für Kinder wird am ZFF mit neun Kinderfilmen wie der Neuverfilmung von "Das fliegende Klassenzimmer" oder "Die unlangweiligste Schule der Welt" ein vielfältiges Programm geboten.



Weitere Informationen und den Spielplan finden Sie hier.



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