Nach zwei Corona-Jahren findet die Berlinale wieder in gewohnter Programmstruktur statt, doch die Schließung der am Potsdamer Platz gelegenen Cinestar Kinos hat deutliche Spuren hinterlassen: In zahlreiche über die Stadt verteilte Kinos ausgelagert wurden nämlich die Vorführungen, die Pressevorführungen vor allem in das am Alexanderplatz gelegene Kinocenter Cubix: Aus einem Festival der kurzen Wege wurde ein Festival des Pendelns.
Nach der Wende wurde der Potsdamer Platz zum Zentrum der Berlinale. Hier gab es im Berlinale Palast die großen Premieren, in den Kinocentern CinemaXX und Cinestar fanden die Pressevorführungen und auch zahlreiche öffentliche Vorführungen statt. So konnte man mühelos die ganze Festivalwoche an einem Ort verbringen, kurz waren die Wege zwischen den einzelnen Spielstätten.
Mit der Schließung des im Sony Center gelegenen Cinestar hat sich dies nun aber grundlegend geändert. Zwar gibt es immer noch am Vormittag und am Mittag jeweils eine Pressevorführung der Wettbewerbsfilme im Berlinale Palast, doch danach klafft eine Lücke bis etwa 19 Uhr. Parallel gibt es dann dafür am Abend wieder Pressevorführungen von Wettbewerbsfilmen, des Berlinale Special und der Schiene Encounters.
In früheren Jahren war das mit einer etwa um 16 Uhr beginnenden Pressevorführung eines Wettbewerbsfilms und Berlinale Special- oder Encounters-Terminen um etwa 19 Uhr schön aufgeteilt. Nur Nachteulen dürften die neu eingeführten Pressevorführungen um 22 Uhr eine akzeptable Alternative bieten.
Tagsüber hat aber der EFM – der European Film Market – das CinemaXX fest im Griff, alle Pressevorführungen der diversen Sektionen, aber auch alle öffentlichen Vorführungen sind verstreut über die Stadt, Pressevorführungen gibt es vor allem in dem am Alexanderplatz gelegenen Kinocenter Cubix. Aber auch dort ballen sich die Pressevorführungen am Vormittag und am Abend, sodass das Angebot am Nachmittag doch eher dünn ist.
So wird die Berlinale entweder zum Reisefestival, bei dem man am Nachmittag jeweils vom Potsdamer Platz zum Alexanderplatz pendelt, oder man versucht in eine der Vorstellungen des EFM hineinzukommen. Ob dies gelingt, hängt ganz vom Andrang der offiziellen Marktbesucher und dem Goodwill der Inhaber der Weltrechte ab, denn offiziell gilt dafür eine Presseakkreditierung nicht.
Aber auch die Zugangsmodalitäten für die Pressevorführungen wurden geändert. Reichte in früheren Jahren das Vorweisen des Akkreditierungsausweises, so muss man jetzt jeweils ab zwei Tage im Voraus online Karten reservieren. Wenn dann jeweils um 7 Uhr der Zugang freigeschaltet wird, hängt man auch schon mal 15 Minuten in der Warteschleife, bis man schließlich zur Reservierung zugelassen wird.
Mit dieser Reservierungspflicht ist es wohl auch nicht mehr möglich, aus dem einen Film nach einer halben Stunde rauszurennen und in einen anderen zu wechseln, denn Doppelbuchungen dürften kaum möglich sein. Zudem sollte man Reservierungen, die man dann doch nicht in Anspruch nimmt, stornieren, denn andernfalls wird mit Sanktionen bis zur Sperrung des Akkreditierungsausweises gedroht. – Wirklich glücklich macht somit der Neustart der Berlinale zumindest vor Sichtung der ersten Filme nicht.
Weitere Berlinale-Berichte: - Vorschau auf die 73. Berlinale - Eröffnungsfilm: "She Came to Me" - "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" + "BlackBerry" - "Manodrome" + "The Survival of Kindness"
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