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AutorenbildWalter Gasperi

76. Filmfestival von Venedig: Neues von James Gray, Polanski, Egoyan, Kore-eda

Wie schon letztes Jahr wartet auch das heurige 76. Filmfestival von Venedig (28.8. – 7.9. 2019) mit zahlreichen renommierten Regisseuren auf, aber auch unbekannte Namen fehlen im Line-up nicht.

Schon länger bekannt war, dass der Japaner Hirokazu Kore-eda, der sonst Stammgast in Cannes ist, mit seiner ersten französischsprachigen Produktion „The Truth“ das 76. Filmfestival von Venedig eröffnen wird. Ein weiteres Mal wird Kore-eda in dem mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ethan Hawke hochkarätig besetzten Film dem Vernehmen nach eine Familiengeschichte erzählen, die zudem noch weitgehend in einem Haus spielen soll.


Neben „The Truth“ konkurrieren 20 weitere Filme um den Goldenen Löwen, etwas überraschend auch Todd Phillips „Batman“-Film „Joker“, den man doch eher außer Konkurrenz erwartet hätte. Während von „Joker“ spektakuläres Blockbuster-Kino zu erwarten ist, wird der Schwede Roy Andersson, der vor fünf Jahren für „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ am Lido mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde, mit „About Endlessness“ wohl sperrigere Filmkunst vorlegen.


Gut möglich freilich, dass das Herz der argentinischen Jurypräsidentin Lucrecia Martel eher für diesen Film schlägt als für James Grays seit langem erwarteten und oft verschobenen Science-Fiction-Film „Ad astra“. Den Mittelweg zwischen Filmkunst und Publikumskino versteht seit rund 50 Jahren Roman Polanski zu gehen. Mit „An Officer and a Spy“ setzt er seine Zusammenarbeit mit dem britischen Thriller-Autor Robert Harris fort. Nachdem vor gut einem Jahrzehnt der Plan einer Verfilmung von Harris´ Bestseller „Pompeji“ am hohen Budget scheiterte, verfilmte Polanski 2010 den Thriller „The Ghost“ und nun Harris´ ebenso akribische wie packende Rekonstruktion der Dreyfus-Affäre.


Ganz bei sich dürfte Polanski mit dieser Geschichte eines zu Unrecht des Verrats von Staatsgeheimnissen Angeklagten sein, hat er solche Erfahrungen doch schon während des Zweiten Weltkriegs als jüdisches Kind im Ghetto von Krakau gemacht, könnte sich aber auch heute noch mit der in den USA immer noch aufrechten Klage wegen sexuellen Missbrauchs im Jahr 1977 mit Dreyfus identifizieren.


Gespannt sein darf man auch auf Olivier Assayas` Thriller „Wasp Network“, in dem es um kubanisch-us-amerikanische Spionage in den 1990er Jahren geht, Steven Soderberghs Netflix-Produktion „The Laundromat“, die von der Veröffentlichung der so genannten Panama-Papers handelt sowie auf Noah Baumbachs Tragikomödie „Marriage Story“.

Zu hoffen ist auch, dass Atom Egoyan mit „Guest of Honor“ endlich wieder an seine großen Filme wie „Exotica“ oder „The Sweet Hereafter“ anknüpfen kann. Weitere klassische Autorenfilmer sind der Franzose Robert Guédiguian, der „Gloria Mundi“ zeigt, sowie der Chilene Pablo Larrain, der mit „Ema“ eingeladen wurde, oder der Chinese Lou Ye mit „Saturday Fiction“.


Mit unter anderem Meryl Streep und Antonio Banderas („The Laundromat“), Penelope Cruz („Wasp Network“), Brad Pitt und Tommy Lee Jones („Ad astra“), Scarlett Johansson und Adam Driver („Marriage Story“) sowie Emmanuelle Seigner und Mathieu Amalric („An Officer and a Spy“) dürften diese Weltpremieren auch zahlreiche Stars an den Lido bringen.

Aber auch weniger bekannte Namen fehlen im Wettbewerb um den Goldenen Löwen nicht. So präsentiert die Araberin Haifaa Al-Mansour mit „The Perfect Candidate“ ihren nach „Das Mädchen Wadjda“ und „Mary Shelley“ dritten Film, während der Kolumbianer Ciro Guerra nach „Birds of Passage“ mit der Verfilmung von J. M. Coetzees Roman „Waiting for the Barbarians“ sein mit Johnny Depp und Robert Pattinson prominent besetztes englischsprachiges Debüt vorlegt.


Neben Al-Mansour wurde mit der Australierin Shannon Murphy („Babyteeth“) nur eine weitere Frau ins Löwen-Rennen eingeladen. Für Überraschungen gut können hier auch der Portugiese Tiago Guedes („A Herdade“) und der Chinese Yonfan („No. 7 Cherry Lane“) sein, die schon länger im Geschäft sind, aber international bislang nicht den Durchbruch schafften.

Nicht fehlen darf beim größten italienischen Filmfestival freilich das heimische Kino, das mit Pietro Marcellos „Martin Eden“, Franco Marescos „The Mafia Is No Longer What It Used to Be“ und Mario Martones „The Mayor th the Rione Sanità“ drei Produktionen beisteuert.


Vielversprechendes findet sich aber mit David Michods „The King“ und Sergei Loznitzas Dokumentarfilm „State Funeral“ sowie Special Screenings einiger der Folgen der TV-Serien „The New Pope“ von Paolo Sorrentino und „Zerozerozero“, in der sich Stefano Sollima nach einer Vorlage von „Gomorrha“-Autor Roberto Saviano sich quer über die Kontinente mit dem organisierten Verbrechen beschäftigt, auch außerhalb des Wettbewerbs.

Dazu kommen in den Venice Days neue Filme unter anderem von Dominik Moll („Seules les bêtes“) und Jayro Bustamente ("La ilorona“) sowie in den Orizzonti mit Katrin Gebbes „Pelikan Blut“ auch eine deutsche Produktion.

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