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  • AutorenbildWalter Gasperi

Adieu Chérie – Trennung auf Französisch (Nouveau départ)

Ein zunächst spielerischer Gedanke an einen Seitensprung lässt ein seit 30 Jahren verheiratetes Paar auseinanderdriften: Von einem lustvoll aufspielenden Ensemble getragene, typisch französische Komödie, die mit Dialogwitz und Situationskomik flotte Unterhaltung bietet.


Als der jüngste Sohn zum Studium nach Japan abreist, haben die seit 30 Jahren verheirateten Alain (Franck Dubosc) und Diane (Karin Viard) endlich das Haus wieder für sich. Dem erfolgreichen Pianisten gefällt das ruhige Eheleben durchaus, die Redaktionsassistentin aber klagt, dass die Leidenschaft mit den Jahren doch verflogen sei.


Frustriert ist sie aber auch beruflich, wurde doch bei der Bestellung des Chefredakteurs ein erst seit kurzem bei der Zeitung arbeitender Mittdreißiger ihr vorgezogen, während sie schon seit Jahrzehnten zum Team gehört. Zudem erhält sie keine Einladungen zu Partys, da sie nicht bei den diversen WhatsApp-Gruppen der Firma ist, und wenig Freude bereitet ihr auch die Arbeit an Artikeln über Haushaltsgeräte: Sie fühlt sich so richtig aufs Abstellgleis geschoben.


Auch privat ärgert sie, dass Alain sie Jahr für Jahr zum Geburtstag mit dem gleichen Geschenk "erfreut" und ihr Arzt ständig von den Wechseljahren spricht, die sie negiert. So nimmt sie das Getratsche über eine Affäre mit dem Chefredakteur auf, provoziert Alain damit. Dieser versteht aber keinen Spaß, packt die Koffer und zieht aus.


Eine dauerhafte Trennung will er allerdings nicht, sondern will durch seine Abwesenheit nur dafür sorgen, dass Diane bemerkt, wie sehr sie ihn vermisst und ihn um Rückkehr bittet. Doch Kränkungen und Missverständnisse lassen die Dinge eine Eigendynamik entwickeln, die das Paar immer mehr auseinanderdriften lässt.


Thematisch bietet Philippe Lefebvre mit seiner Komödie wenig Neues, sorgt aber dank raschem Szenenwechsel und zahlreichen Figuren sowie einem glänzend aufgelegten Ensemble für flotte Unterhaltung. Wie schon in "Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs" genießt es Karin Viard sichtlich eine Mittfünfzigerin zu spielen, die im Leben feststeckt und sich nochmals nach Leidenschaft und einem Neustart sehnt. Perfekter Gegenpol dazu ist Franck Dubosc als ruhiger, aber auch sturer Alain, den die Trennung zunächst in eine Krise stürzt, der sich dann aber auch für eine neue Beziehung öffnet.


Bestens flankiert werden die beiden Protagonist:innen einerseits von Dianes Freundin (Clotilde Courau), die hinter jedem Mann her ist, und Alains Freund (Youssef Hajdi), der nach Trennung von seiner Partnerin bei ihm einzieht und ihn mit lebenspraktischen Tipps aufzumuntern versucht. Dazu kommen Dianes Recherchen zu einem Artikel über das Lebensgefühl von Frauen im mittleren Alter sowie ihre Versuche mit Tinder neue Erfahrungen zu machen.


Von stringenter Handlungsführung kann man hier kaum sprechen, aber leichthändig ist das inszeniert und die Fülle der Szenen und Figuren sorgt einerseits immer wieder für Situationskomik und Wortwitz und weitet andererseits das Bild des Lebensgefühls von Mittfünfzigern.


Indem Lefebvre dabei auch Alain und Diane parallel gleichwertig durch ihr jeweils neues Leben folgt und prägnant ihre Erfahrungen schildert, zeigt er auch liebevoll-komödiantisch die Hindernisse und Überraschungen dieser Seitensprünge mit 50+. Gleichzeitig sorgt er aber bei diesem gelungenen Mix aus Witz und gefühlvollem Blick auf die Figuren mit Dianes und Alains schwangerer Tochter auch dafür, dass sich die beiden getrennten Ehepartner nie ganz aus den Augen verlieren, sondern immer wieder begegnen.

 

 

Adieu Chérie – Trennung auf Französisch Frankreich / Belgien 2023 Regie: Philippe Lefebvre mit: Franck Dubosc, Karin Viard, Clotilde Courau, Youssef Hajdi, Tom Leeb, Clémentine Baert, Bérangère Krief, Louise Orry Diquero, Joaquim Fossi Länge: 100 min.



Läuft derzeit in den deutschen und österreichischen Kinos, z.B. im Cinema Dornbirn.


Trailer zu "Adieu Chérie - Trennung auf Französisch"



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