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AutorenbildWalter Gasperi

Ardennen 1944 – Attack!


Ein Kompanieführer schickt seine Soldaten mehrfach auf ein Himmelfahrtskommando, unterstützt sie dann aber in aussichtsloser Lage nicht. – Robert Aldrichs schonungsloser, stark besetzter und atmosphärisch dichter Kriegsfilm aus dem Jahr 1956 ist bei explosive media auf DVD und Blu-ray erschienen.


Mitten hinein wirft Robert Aldrich, der Mitte der 1950er Jahre mit den Western "Massai" (1954), "Vera Cruz" (1954) und dem Film noir "Kiss Me Deadly – Rattennest" (1955) seine Karriere beeindruckend startete, den Zuschauer: Ein Insert "Europe 1944" verankert die Handlung zwar grob zeitlich und geographisch, unwichtig bleibt letztlich aber der historische Hintergrund der deutschen Ardennenoffensive im Spätherbst 1944.


Ein kleiner Trupp amerikanischer Soldaten befindet sich mitten im Angriff auf einen deutschen Bunker, doch gegen das MG-Feuer haben die GIs keine Chance. Per Funk fordert Lieutenant Costa (Jack Palance) vom Kompanieführer Captain Cooney (Eddie Albert) die ihm zuvor zugesagte Unterstützung an. Cooney reagiert aber nicht, sodass beim Rückzug ein Soldat nach dem anderen niedergemäht wird. – Erst auf dem Rückweg zum Lager folgt der Vorspann.


Der Konflikt zwischen Costa, der sich bedingungslos für seine Soldaten einsetzt, und dem feigen Cooney ist damit vorbereitet und wird in der Folge sukzessiv zugespitzt. Weitgehend unsichtbar bleibt der deutsche Feind, moralisch verwerflich sind vor allem Cooney und sein Vorgesetzter Colonel Bartlett (Lee Marvin), der Cooney deckt, da er sich im späteren zivilen Leben die Unterstützung von dessen einflussreichen Vater erhofft. Auf der Strecke bleiben die einfachen Soldaten.


Auf den Vorschlag, Cooney auf einen Büroposten zu befördern, geht Bartlett deshalb auch nicht ein, doch schon beim nächsten Einsatz lässt der Kompanieführer Costa und seine Männer erneut in aussichtsloser Lage sitzen. Wieder schickt er keine Verstärkung, als der Trupp in einem eingenommenen Haus am Rand einer Stadt von einer übermächtigen deutschen Einheit angegriffen wird.


Robert Aldrich ist kein Regisseur, der lange fackelt. Wie auch im zwei Jahre später entstandenen "Vor uns die Hölle – Ten Seconds to Hell", in dem ebenfalls Jack Palance eine Hauptrolle spielt, ist seine Inszenierung schnörkellos und ungeschminkt. Hervorragend steigern dabei die starken Schwarzweißbilder von Kameramann Joseph F. Biroc und das realistische Setting die dichte Atmosphäre.


Auch die eng geführte Handlung und die starken Schauspieler tragen zur Intensität und Spannung wesentlich bei. Hier gibt es keine Nebengeschichten, keinen Hintergrund. Nur von Cooney und Bartlett erfährt man etwas über ihr ziviles Leben und ihre Biographie, davon abgesehen konzentriert sich Aldrich ganz auf das Hier und Jetzt dieser kleinen Kriegsepisode und die wenigen Akteure. Frauen bleiben in diesem Kriegsfilm gänzlich außen vor.


Auch wenn Cooney zwecks Feindbildaufbau überzeichnet wird, hat "Ardennen 1944" trotz seines Alters von 64 Jahren nichts von seiner Durchschlagskraft und seiner Spannung verloren. Das ist kein Film, der predigt, wie schlimm ein Krieg ist, sondern einer, in dem dies durch die Authentizität der beklemmenden Gefechtsszenen schon fast physisch spürbar wird.


Ebenso unaufdringlich wie meisterhaft wird diese Kriegsschilderung mit dem gesellschaftskritischen Blick auf die Zweiklassen-Welt des Militärs verknüpft. Klar Position bezieht Aldrich dabei für die einfachen Soldaten und rechnet mit Offizieren ab, die einerseits unfähig und feige sind, andererseits mit Blick auf den eigenen Vorteil und die eigene Zukunft taktieren und rücksichtslos Menschenleben opfern. Doch auch Costa ist kein strahlender Held, sondern erscheint zunehmend von seinem Rachedurst förmlich besessen und getrieben, innerlich zerstört durch die erschütternden Gefechtserfahrungen.


An Sprachversionen bieten die bei explosive media erschienenen DVD und Blu-ray, die auch durch hervorragende Bildqualität beeindrucken, die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer und eine Bildergalerie.


Trailer zu "Ardennen 1944 - Attack!"



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