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AutorenbildWalter Gasperi

Beethoven (1927)


Hans Otto Löwenstein zeichnet mit Fritz Kortner in der Hauptrolle in dem 1927 entstandenen Stummfilm das Leben des großen Komponisten nach. Bei absolut Medien ist das vom Filmarchiv Austria restaurierte Biopic auf DVD und Blu-ray erschienen.


Schon 1917 hatte Fritz Kortner in "Der Märtyrer seines Herzens" Ludwig van Beethoven gespielt, zehn Jahre später schlüpfte er nochmals in diese Rolle. Vom zehnjährigen Wunderkind in Bonn bis zum Tod im Alter von nur 57 Jahren spannt Hans Otto Löwenstein in 70 Minuten den Bogen und skizziert die wichtigsten Stationen im Leben des großen Komponisten.


Die Begegnung mit Joseph Haydn, der den 22-Jährigen nach Wien holt und ihn Fürst Lichnowsky vorstellt, der sogleich zu seinem Förderer wird, darf so wenig fehlen wie die anfängliche Begeisterung für Napoleon, die nach dessen Kaiserkrönung in Enttäuschung umschlägt. Viel Raum lässt Löwenstein der unerfüllten Liebe zu seiner Klavierschülerin Giulietta Guicciardi, die einen anderen Mann heiratet, und der Zurückweisung der für den Maestro schwärmenden Therese, die aus Gram ins Kloster eintritt.


Geschickt verknüpft Löwenstein persönliche Erfahrungen Beethovens mit seinem künstlerischen Schaffen, wenn die "Mondscheinsonate" aus seiner schwärmerischen Liebe zu Giulietta entsteht, er die 3. Sinfonie zunächst nach Napoleon benennen will, dann aber aus Enttäuschung über den Korsaren in "Eroica" umbenennt. In den Szenen in freier Natur wird auch die schöpferische Inspiration spürbar, die Beethoven hier fand und ihn zu Werken wie der "Missa solemnis" oder der "9. Sinfonie" inspirierte.


Die Inszenierung ist zwar sehr statisch, die Kamera bewegt sich kaum, auch die Montage dient mehr der Aneinanderreihung von Szenen als der dramatischen Gestaltung und zudem nehmen für einen späten Stummfilm die Zwischentitel sehr viel Raum ein, aber das Spiel von Fritz Kortner beeindruckt immer noch. Er ähnelt nicht nur physiognomisch Beethoven, sondern versteht es auch dessen tiefe Erschütterung über den zunehmenden Hörverlust, der es ihm 1822 unmöglich machte seine Oper "Fidelio" selbst zu dirigieren, zu vermitteln.


Indem Löwenstein bei den Zwischentiteln teilweise Aussagen von Beethoven selbst sowie von Bekannten und Freunden des Komponisten einarbeitet, beglaubigt er zudem die Erzählung. Prunkstück des Films, der anlässlich des 100. Todestags von Beethoven am 26. März 1927 entstand, ist aber sicher die neue Musikfassung von Malte Giesen. Sie zitiert die genannten Werke immer situativ passend und vermittelt so einen guten Eindruck vom Oeuvre dieses Musikgenies.


An Sprachversionen bietet die vom Filmarchiv Austria restaurierte Fassung, die bei absolut Medien auf DVD erschienen ist, französische Zwischentitel mit deutschen Untertiteln. Extras werden direkt keine angeboten, aber unter https://film.absolutmedien.de/beethoven-booklet/ gibt es ein Booklet mit Texten zum Film und zu Beethoven-Filmen im Allgemeinen sowie Biographien unter anderem zu Fritz Kortner, Hans Otto Löwenstein und Malte Giesen zum Download.


Trailer zu "Beethoven"




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