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  • AutorenbildWalter Gasperi

Beetlejuice Beetlejuice

Tim Burton gelingt mit der Fortsetzung seiner Horrorkomödie "Beetlejuice" (1988) eine sehr unterhaltsame Geisterbahnfahrt zwischen Diesseits und Jenseits, die von originellen Einfällen und einem lustvoll aufspielenden Ensemble getragen wird.


Einen seiner ersten großen Erfolge landete der 30-jährige Tim Burton 1988 mit der Horrorkomödie "Beetlejuice". Begeisterung für exzentrische Figuren, einfallsreiche visuelle Gestaltung und das Spiel mit Diesseits und Jenseits, das diesen Film kennzeichnete, zieht sich auch durch sein späteres Œuvre wie "Edward Scissorhands" (1990), "Ed Wood" (1994) oder den Animationsfilm "Corpse Bride" (2005).


Mit dem Publikum spielt der Amerikaner bei "Beetlejuice Beetlejuice" schon mit dem Auftakt, wenn Lydia Deetz (Winona Ryder) scheinbar direkt das Kinopublikum mit einer Frage zu Geistern anspricht, die Szene sich aber alsbald als Teil der von Lydia moderierten TV-Show "The Ghost House" entpuppt. Doch selbstverständlich wird sich der Film von dieser Show in ein "reales" Geisterhaus verschieben, wenn Lydia mit Mutter Delia (Catherine O´Hara) und Tochter Astrid (Jenna Ortega) zur Bestattung des Großvaters in ihr Haus in der Kleinstadt Winter River zurückkehrt.


Von der schwierigen Beziehung zwischen Lydia und ihrer Teenager-Tochter wird dabei ebenso erzählt wie von der ersten Liebe Astrids, bei der sich aber bald im Stile David Lynchs dunkle Abgründe hinter der Fassade der scheinbar so beschaulichen Kleinstadt öffnen. Doch wichtiger als eine stringente Handlung sind Burton das Spiel mit Diesseits und Jenseits und originellen Figuren.


Denn nicht erst mit der Rückkehr ins Elternhaus, das im Stile der Hausverkleidungen von Christo und Jeanne-Claude zum Ausdruck der Trauer über den Tod des Großvaters ganz mit schwarzen Tüchern eingehüllt ist, taucht "Beetlejuice Beetlejuice" auch in das Jenseits ab.


Weil es dort der in Einzelteile zerhackten Delores (Monica Bellucci) gelingt, ihre Körperteile wieder zu ordnen und mittels Tacker zusammenzuheften, beginnt die von einem verstorbenen Schauspieler geleitete Kriminalpolizei (Willem Dafoe) zu ermitteln. Andererseits sieht sich Lydia wiederum gezwungen in einer Notlage den Geist Beetlejuice (Michael Keaton) zu Hilfe zu rufen, der dafür selbstverständlich eine Belohnung verlangt.


Spielerisch wechselt Burton zwischen der Kleinstadt und dieser von schwer lädierten, teils kopflosen Figuren bestimmten Unterwelt, in der zwar alles streng bürokratisch geregelt ist, der visuelle Einfallsreichtum aber nie Leerlauf aufkommen lässt. Da wird mit schiefen Perspektiven und verwinkelten Gassen ebenso liebevoll der Stummfilmklassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1920) zitiert wie mit Sandwürmern "Dune – Der Wüstenplanet" und einige Figuren und Settings scheinen auch von den Bildern des Malers Otto Dix inspiriert.


Die prächtige Ausstattung von Mark Scruton und die Kostüme von Colleen Atwood sorgen für Augenfutter, während die dynamische Kamera von Haris Zambarloukos und die Musik von Burtons Stammkomponisten Danny Elfman nie nachlassenden Drive erzeugen. Leichthändig geht dabei auch eine Szene im Jenseits am Bahnhof für den Soul Train in eine Disco-Nummer über und eine Hochzeitsfeier entwickelt sich mit dem 1960er-Jahre Hit "MacArthur Park" zu einer Musicalszene, bei der auf der Bildebene die Songzeilen "All the sweet, green icing flowing down, someone left the cake out in the rain" ironisiert werden.


Getragen wird diese Horrorkomödie, mit der Tim Burton zu seinen anarchischen Ursprüngen zurückkehrt, aber auch von einem lustvoll aufspielenden Ensemble. Ein Vergnügen ist es Monica Bellucci als auf Rache sinnende Delores zuzusehen, Willam Dafoe genießt es als Kommissar sichtlich mit seinem eigenen Image zu spielen und der 73-jährige Michael Keaton ist als Beetlejuice in seiner Spielfreude nicht zu bremsen.


Aber auch im Diesseits überzeugen Winona Ryder, die von der Tochterrolle im Original von 1988 in die Mutterrolle gewechselt hat, und Jenna Ortega, die nun quasi in Ryders einstige Rolle geschlüpft ist. Herlich schmierig ist aber auch Justin Theroux als Lydias Chef, der ihr ausgerechnet während der Trauerfeierlichkeiten für den Großvater einen Heiratsantrag macht.


Großen Gehalt mag "Beetlejuice Beetlejuice" zwar nicht haben, bietet aber schwungvolle Unterhaltung, die auch aufgrund der zahlreichen handgemachten und nicht computergenerierten Effekte nie retortenhaft und angestaubt wirkt, sondern immer frisch und aufregend bleibt.

  


Beetlejuice Beetlejuice

USA 2024

Regie: Tim Burton

mit: Michael Keaton, Justin Theroux, Willem Dafoe, Monica Bellucci, Winona Ryder, Jenna Ortega

Länge: 104 min.



Läuft derzeit in den Kinos.


Trailer zu "Beetlejuice Beetlejuice"



 

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