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AutorenbildWalter Gasperi

Bombshell - Das Ende des Schweigens


2016 klagten Mitarbeiterinnen des rechtskonservativen Fernsehsender Fox-News ihren Chef Roger Aisles sexueller Belästigung an und brachten ihn zu Fall. Jay Roach zeichnet mit Starbesetzung in einem Mix aus Satire und Thriller den Sexismus Aisles und den Weg zum Bruch des Schweigens nach.


In „Trumbo“ fokussierte Jay Roach vor fünf Jahren nicht nur auf dem Leben des in den 1950er Jahre mit Berufsverbot belegten Drehbuchautors, sondern zeichnete auch ein Bild der Kommunistenjagd McCarthys und deren Auswirkungen. Im Gegensatz zu diesem historischen Film ist Roach mit „Bombshell“ am Puls der Zeit.


Schon ein Jahr bevor mit dem Weinstein-Skandal die #MeToo-Bewegung entstand, klagte die CEO-Starmoderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) ihren Chef Roger Aisles sexueller Belästigungen an und konnte Kolleginnen wie Megyn Kelly (Charlize Theron) bewegen sich ihrer Klage anzuschließen. Aisles, der den Sender 1996 konzipiert und zum erfolgreichsten Nachrichtensender der USA gemacht hatte, musste seinen Sessel räumen, erhielt aber – wie der Nachspann informiert – eine Abfindung von 40 Millionen Dollar.


Dass dieser Skandal noch zu keinen Folgen wie der Weinstein-Skandal führte, liegt wohl auch an den Protagonistinnen, die als Moderatorinnen höchst umstritten waren. So wurde der früheren Miss America Gretchen Carlson häufig tendenziöse Moderation zugunsten der Republikaner vorgeworfen und das Bestreben, die Demokraten in ein schlechtes Licht zu stellen. Megyn Kelly wiederum wurde wiederholt Rassismus vorgeworfen, im Film bleibt davon nur ihre Behauptung, dass der Weihnachtsmann definitiv weiß sei.


Roach erzählt vor allem aus der Perspektive Kellys, sie führt mit direkter Ansprache ans Publikum den Zuschauer in die Abteilungen in Fox-News ein. Über sie wird auch das Verhältnis von Fox News zu Donald Trump ins Spiel gebracht. Heftig attackierte Kelly nämlich in einer Fernsehdebatte 2015 die frauenfeindlichen Aussagen Trumps, erhielt aber anschließend keine Rückendeckung von ihrem Sender, dessen Zuschauerzahlen durch diese aufsehenerregende Sendung beträchtlich stieg.


Man spürt hier die Hand von Drehbuchautor Charles Randolph, der schon für den Börsenthriller „The Big Short“ verantwortlich zeichnete. Mit Inserts zu Zeit und Personen wird die Faktizität der Ereignisse betont, Büroszenen mit schnellen Dialogen dominieren, das Privatleben der Protagonisten und Protagonistinnen wird weitgehend ausgespart, der Fokus liegt ganz auf der Durchleuchtung der sexistischen Arbeitswelt.


Immer wieder hört man so Aisles sagen „Fernsehen ist ein visuelles Medium“ und lässt daraufhin Bewerberinnen in seinem Büro aufstehen, sich drehen und ihren Rock hochziehen. Eindringlich macht Roach diese Demütigungen an der fiktiven jungen Journalistin Kayla Pospisil (Margot Robbie) sichtbar, die für viele andere Frauen steht.


Ganz offen legt Aisles aber auch dar, was man bei den Nachrichten im Fernseher sehen soll: Lange Beine müssen die Moderatorinnen haben, Glastische sollen dafür sorgen, dass man auch freien Blick darauf hat. Ihn deswegen zu kritisieren, wagt aber lange niemand, wollen doch alle Karriere machen und haben Angst ihren Job zu verlieren.


So aktuell „Bombshell“ aber auch vom Thema her ist, so stark das Frauentrio Nicole Kidman, Charlize Theron und Margot Robbie sowie John Lithgow als Roger Aisles auch spielen, so gelingt Roach doch keine Verdichtung und dramatische Zuspitzung der Ereignisse. Leidlich unterhaltsam plätschert der Film dank der dynamischen Erzählweise zwar dahin, pendelt aber insgesamt unentschlossen zwischen Satire und Thriller und entwickelt weder den nötigen bissigen und bösen Witz noch echte Spannung und löst auch kaum nachhaltige Erschütterung aus. - Mehr ein Film zu einem Thema wie ihn in den 1950er und 1960er Jahren Stanley Kramer gemacht hätte als großes Kino.


Läuft derzeit im Cineplexx Hohenems


Trailer zu "Bombshell - Das Ende des Schweigens"



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