Nach einem Drogenentzug kehrt Frankie in sein Viertel zurück und möchte ein neues Leben beginnen, doch das Umfeld drängt ihn ins alte Fahrwasser. Bei Pidax Film ist das von einem herausragenden Frank Sinatra in der Hauptrolle getragene Melodram, in dem Otto Preminger mit der Drogensucht 1955 ein Tabuthema aufgriff, auf DVD und Blu-ray erschienen.
Um nicht auf die Selbstzensur Hollywoods Rücksicht nehmen zu müssen, gründete Otto Preminger 1953 eine eigene Produktionsgesellschaft. So konnte er Filme über damals skandalträchtige Themen wie Jungfräulichkeit und außerehelichen Sex ("The Moon ist Blue – Wolken sind überall", 1953), Gewissenskonflikte in der US-Army ("The Court-Martial of Billy Mitchell – Verdammt zum Schweigen", 1955), die Gründung Israels ("Exodus", 1960), politische Intrigen im US-Senat ("Advise and Consent – Sturm über Washington", 1962) oder die Hierarchie in der katholischen Kirche ("The Cardinal", 1963) drehen.
Eine Sensation war auch seine 1954 ausschließlich mit schwarzen Darstellern unter dem Titel "Carmen Jones" gedrehte Adaption von Georges Bizets berühmter Oper und auch mit der Drogensucht in "Der Mann mit dem goldenen Arm" griff er ein in den 1950er Jahre tabuisiertes heißes Eisen auf.
Mit einer Kranfahrt wird die ärmliche Straße einer nicht näher definierten amerikanischen Großstadt vorgestellt, die zum Hauptschauplatz des Films wird. Dass es sich um eine Studiokulisse handelt ist unübersehbar, dennoch gelingt es Preminger in Zusammenarbeit mit Kameramann Sam Leavitt und Production Designer Joe Wright eine dichte Atmosphäre zu evozieren.
Nach sechs Monaten in einer Entziehungsanstalt kehrt der Berufskartenspieler Frankie "Machine" (Frank Sinatra) in dieses Milieu zurück, will aber ein neues Leben beginnen. In der Anstalt hat er seine Leidenschaft fürs Schlagzeug entwickelt, ein Arzt hat ihm den Kontakt zu einem Musikagenten vermittelt, doch seine alten Bekannten halten wenig von seinen Plänen: Schwiefka (Robert Strauss), der illegale Pokerrunden organisiert, will, dass Frankie, der in Spielerkreisen als "Der Mann mit dem goldenen Arm" gilt, wieder für ihn bei den Spielabenden als Bankhalter arbeitet und der schmierige Drogendealer Louie (Darren McGavin) umwirbt ihn wie Mephisto, um ihn wieder zur Sucht zu verführen.
Wenig Unterstützung erhält Frankie auch von seiner Frau Zosh (Eleanor Parker), doch da sie seit einem von ihm in alkoholisiertem Zustand verursachten Autounfall im Rollstuhl sitzt, plagen ihn Schuldgefühle und er fühlt sich verpflichtet, bei ihr zu bleiben. Gegenpol zu Zosh ist die Bardame Molly (Kim Novak), die Frankie von früher kennt und die ihn in seinen neuen Plänen entschieden unterstützt.
Allzu melodramatisch ist zwar speziell das Finale, bei dem Preminger auch den hoffnungslosen Schluss von Nelson Algrens Roman veränderte, aber immer noch stark ist dieser düstere Schwarzweißfilm in seinem ungeschönten Blick auf das Milieu und der drastischen Schilderung eines kalten Entzugs. Eindrücklich vermittelt ein groß aufspielender und für seine Darstellung für einen Oscar nominierter Frank Sinatra Frankies immer wieder aufkommendes Verlangen nach einem beruhigenden Schuss. Großartig intensiviert werden diese Momente auch durch Elmer Bernsteins hektisch aufdrehenden und sich ins Frenetische steigernden Jazz.
Aber Preminger erweist sich auch als Meister der Bildgestaltung, wenn er vorzugsweise in langen Plansequenzen inszeniert und dank großer Schärfentiefe mit Bildvordergrund und -hintergrund arbeitet. Er verankert so Handlung und Figuren nicht nur unaufdringlich, aber dicht in diesem schäbigen Milieu, sondern lässt den Schauspieler*innen in langen Einstellungen auch Raum ihren Charakteren Profil zu verleihen.
An Sprachversionen bieten die bei Pidax Film erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf ein Booklet mit dem Nachdruck der anlässlich der deutschen Premiere des Films erschienenen Illustrierten Film-Bühne.
Trailer zu "Der Mann mit dem goldenen Arm"
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