Im Gegensatz zur ernsten und morbiden Stimmung der anderen Edgar Allan Poe-Verfilmungen von Roger Corman ist der 1963 entstandene "The Raven" als Horrorkomödie angelegt. Bei Pidax Film ist dieser einfallsreiche und mit Boris Karloff, Vincent Price und Peter Lorre glanzvoll besetzte Genrefilm auf DVD und Blu-ray erschienen.
Acht Edgar-Allan Poe-Verfilmungen drehte Roger Corman zwischen 1960 und 1965. Gemeinsam ist vielen von ihnen eine morbide Stimmung, ein düsteres Schloss als Schauplatz, eine vom Tod naher Angehöriger überschattete Handlung und am Ende der Untergang des Protagonisten und der Brand des Schlosses.
Auch in "Der Rabe" fehlen diese Motive nicht, doch der Ton ist ungleich lockerer und humorvoller. Da mag es zwar am Anfang ein nebelverhangenes Schloss geben und Poes Gedicht "The Raven" unheilvolle Stimmung verbreiten, doch spätestens wenn dieser Rabe ans Fenster des Zauberers Erasmus Craven (Vincent Price) klopft und zu sprechen beginnt, mischt sich in das Unheimliche auch zunehmend Humor.
Fast nur dieser Beginn, Cravens Trauer um seine vor zwei Jahren verstorbene Frau Leonore und sein Schlusswort "Nimmermehr" sind dem Gedicht entnommen. Davon abgesehen fabulieren Corman und sein Drehbuchautor Richard Matheson in dieser in nur 16 Tagen gedrehen Low-Budget-Produktion frei und bieten vor allem den Altstars Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff eine große Bühne.
Vor allem Peter Lorre genießt seine Verkörperung Dr. Bedlos sichtlich. Vom bösen Zauberer Scarabus (Boris Karloff) in einen Raben verwandelt, wird er von Craven bald in einen Menschen zurückverwandelt. Zeigt Craven zunächst kein Interesse an einer Konfrontation mit Scarabus, ändert sich das rasch, als Bedlo erklärt, dass er Cravens angeblich verstorbene Frau bei Scarabus gesehen habe und sie durchaus lebendig sei.
So brechen Craven und Bedlo mit ihren erwachsenen Kindern, in denen sich schon ein junges Paar andeutet und die natürlich auch Zugpferde für ein junges Publikum sein sollten, bald zum Schloss des großen Zauberers auf. An Friedrich-Wilhelm Murnaus "Nosferatu" oder auch an Roman Polanskis vier Jahre später entstandenen "Tanz der Vampire" erinnert diese Kutschenfahrt mit einem Wahnsinnsanfall des Kutschers und einer ebenso malerischen wie unheimlichen Küstenlandschaft.
Hoffnungslos Scarabus ausgeliefert scheint das Quartett, bis dieser Zauberer den Vorschlag eines großen Magier-Duells mit Craven macht. Weniger furchteinflößend als erheiternd wirkt dieser wortlose Machtkampf, bei dem Scarabus seinen Gegner zu vernichten, Craven Scarabus aber nur zu demütigen versucht.
Spaß macht dieser Film in seiner leichthändig-verspielten Inszenierung und dem lustvollen Spiel von Price, Lorre und Karloff, die ihre Dialoge teilweise improvisierten, immer noch. Sie genießen sichtlich nochmals in Rollen zu schlüpfen, für die sie stehen. Aber auch den jungen Jack Nicholson kann man in diesem Film von Corman, der als Förderer von Talenten auch wesentlich die Entwicklung des New Hollywood förderte, sehen.
Dass das Setting an Cormans andere Poe-Verfilmungen erinnert, ist nicht verwunderlich, wurden doch alle Filme in den mehr oder weniger gleichen Kulissen gedreht. Auch der visuelle Look (Kamera: Floyd Crosby) mit kräftigen Farbakzenten, prächtigen Kleidern für die Frauen, extravaganten Hüten für die Männer und Schauplätze wie die große Halle des Schlosses und ein Keller mit verstaubtem Sarg kennzeichnen "The Raven" als typischen Film aus Cormans Poe-Zyklus.
Und wie stets bei diesen Filmen steht auch hier am Ende Brand und Einsturz des Schlosses, gleichwohl dominiert Humor und Leichtigkeit, denn wirklich zu Schaden kommt niemand, sondern auch die Verlierer rappeln sich wieder auf.
An Sprachversionen bieten die bei Pidax Film erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben einem deutschen Audiokommentar von Daniel Perée, der nicht nur ausführlich Szenen beschreibt, sondern auch Hintergrundinformationen zu Schauspielern sowie der Crew liefert, Featurettes zu Corman, Karloff und Drehbuchautor Richard Matheson sowie Texttafeln zu Leben und Filmen von Boris Karloff, Jack Nicholson, Peter Lorre, Roger Corman und Vincent Price. Dazu kommen eine achtminütige Super-8-Fassung des Films, der Originaltrailer und eine Bildergalerie.
Trailer zu "Der Rabe - The Raven"
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