Kein strahlender Held ist der Revolverheld in Henry Kings 1950 entstandenem Western, sondern ein müder Mann, der aufgrund seines Ruhms immer wieder in neue Auseinandersetzungen verwickelt wird und nicht zur Ruhe kommen kann. Bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) ist der Klassiker auf DVD und Blu-ray erschienen.
Endlos reitet ein einsamer Westerner zum Vorspann durch Sandwüsten, Felslandschaften und weite Ebenen. Ein Heimatloser ist das, der schließlich nur in einem weiteren schäbigen Kaff ankommt. In Ruhe möchte er im Saloon einen Whisky trinken, doch der Barkeeper und die Gäste erkennen in ihm rasch den berühmten Revolverhelden Jimmy Ringo (Gregory Peck).
Vorbei ist es damit schon mit der Ruhe und während sich die Ängstlicheren zurückhalten, beginnt ein junger Draufgänger Ringo zu provozieren. Dieser versucht zunächst zu kalmieren, doch als der Junge beweisen will, dass er schneller mit der Waffe ist und seinen Colt zieht, sieht sich Ringo gezwungen auch zu ziehen.
Wieder muss nun Ringo weiter, denn der Getötete hat drei Brüder, die Rache wollen. In der Prärie kann Ringo sie zwar überwältigen, ihnen Pferde und Waffen abnehmen, doch gewiss ist, dass sie ihm dennoch in die nächste Stadt folgen werden.
Dort spielt sich dasselbe ab, wie im Kaff zuvor. Wieder erkennt man Ringo, wieder gibt es einen jungen Draufgänger, der sich beweisen will, ein gravierender Unterschied besteht freilich darin, dass hier inzwischen Ringos früherer Freund und Bandenmitglied Marshal ist und seine große Liebe Peggy, mit der er auch einen achtjährigen Sohn hat, als Lehrerin arbeitet.
Auch hier drängt der Marshal Ringo weiterzuziehen, ehe die rachsüchtigen Brüder eintreffen, zuvor will der Revolverheld aber noch mit Peggy sprechen. Weil diese aber zunächst ablehnt, verzögert sich sein Aufbruch und immer wieder vermitteln Bilder von Uhren das Zerrinnen der Zeit, die Gedrängtheit und Getriebenheit Ringos, aber wohl auch das Ablaufen seiner Lebenszeit.
Mag am Beginn noch ein Ritt durch eine weite Landschaft stehen, so spielt der Großteil des Films doch in einem Saloon. Eng gefasst ist auch der zeitliche Rahmen, fast in Echtzeit wird über weite Strecken erzählt und statt Schießereien dominieren trotz des Titels Dialoge. Keine Pferdeoper ist das, sondern ein psychologischer Western über das Altern und die Veränderung, die Menschen dabei durchmachen.
Spiegelbilder des jungen Ringo sind die Männer, die sich nun mit ihm messen wollten. So tollkühn und schießwütig wie sie, war einst auch er, doch längst hat er die fatalen Folgen seines Ruhms erkannt. Da alle ihn kennen, ist es für ihn nicht so leicht aus seiner Rolle auszusteigen wie für seinen Freund, der nun Marshal ist. Weil er so berühmt ist, werden ihm auch Morde zugeschrieben, die er gar nicht begangen hat, wie wenig zutreffend das Bild vom blutrünstigen Killer ist, wird deutlich, wenn sich Frauen der Stadt mit ihm freundlich unterhalten, bis sie erfahren, dass sie mit Ringo reden.
Längst ist an die Stelle vom Traum des Abenteurerlebens der Wunsch nach einer kleinen Farm und einer Familie getreten. Mit Peggy möchte er diesen verwirklichen, doch bleibt sie zurückhaltend und man einigt sich nur darauf, dass er in einem Jahr wiederkommen wird.
Kompromisslos entzaubert Henry King den Mythos vom großen Revolverhelden. Die Kleinstadt mit ihren schlammigen Straßen lässt hier ebenso wenig eine positive Stimmung aufkommen wie die nüchtern und schmucklos inszenierten Saloon-Szenen. King braucht keine Action, sondern kann allein mit kompakter Inszenierung und souveräner Verknüpfung verschiedener Charaktere und Szenen, in denen sich stets neue Aspekte des Bilds und der Einschätzung Ringos durch andere ergeben, ein vielschichtiges Porträt des von Gregory Peck stark gespielten Protagonisten zeichnen.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den Kinotrailer und eine Bildergalerie.
Trailer zu "Der Scharfschütze - The Gunfighter"
Comments