
Vom 27. März bis 1. April wird Graz zum 28. Mal zur Hauptstadt des österreichischen Films. Mit 163 Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilmen wird die Diagonale wieder einen Überblick über das aktuelle österreichische Filmschaffen bieten. Gleichzeitig wird aber auch wieder in mehreren historischen Specials Einblick in spezielle Aspekte der österreichischen Filmgeschichte geboten.
Eröffnet wird die heurige Diagonale mit Florian Pochlatkos bei der Berlinale uraufgeführtem Spielfilmdebüts "How to Be Normal and the Oddness of the Other World". Im Mittelpunkt steht dabei eine Mittzwanzigerin, die aus der Psychiatrie entlassen wird und sich im Leben zwischen Eltern, Exfreund und Beruf wieder zurechtfinden muss.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier wird auch der Große Diagonale-Schauspielpreis 2025 an die Charakterdarstellerin Inge Maux verliehen. Die 81-Jährige erwarb sich nicht nur durch Engagements am Schauspielhaus Zürich, Wiener Volkstheater und am Burgtheater einen Namen, sondern war beispielsweise auch in Ulrich Seidls "Paradies: Liebe" (2012) und "Rimini" (2022), Christian Froschs "Murer – Anatomie eines Prozesses" (2018) oder Andreas Prochaskas "Welcome Home Baby" (2025) zu sehen.
Im Wettbewerb um den mit 15.000 Euro dotierten Großen Diagonale-Preis Spielfilm des Landes Steiermark konkurrieren 17 Produktionen, darunter drei Welt- und sieben Österreichpremieren. Der Bogen spannt sich hier vom warmherzigen Roadtrip "Altweibersommer", mit dem die Schauspielerin Pia Hierzegger ihr Regiedebüt vorlegt, bis zu Isabella Brunäckers auf 16mm gedrehtem Kammerspiel "Sugarland". Gespannt sein darf man aber auch auf den neuen Film von "Hochwald"-Regisseurin Evi Romen ("Happyland"), des Minimalisten Ludwig Wüst ("#Love") und von Jem Cohen ("Litte, Big, and Far").
Daneben finden sich in dieser Schiene aber auch Filme, die schon im Kino liefen oder noch laufen. Bernhard Wengers Gesellschaftssatire "Pfau – Bin ich echt?" kann man so hier ebenso nachholen wie Mo Harawes "The Village Next to Paradise", Kurdwin Ayubs "Mond", Ulrike Koflers Sozialdrama "Gina" oder Sabine Hieblers und Gerhard Ertls Roadmovie "80 Plus".
19 Filme wurden für den ebenfalls mit 15.000 Euro dotierten Dokumentarfilmwettbewerb ausgewählt. Auch hier finden sich mit Alexander Horwaths "Henry Fonda for President", Rebecca Hirneises "Zwischen uns Gott" und Juri Rechinskys "Dear Beautiful Beloved" Filme, die schon in den Kinos anliefen, daneben aber auch fünf Welt- und neun Österreichpremieren.
Olga Kosanovic geht in "Noch lange keine Lipizzaner" beispielsweise der Frage nach, was es bedeutet Österreicher:in zu sein und dokumentiert den Weg zur Staatsbürgerschaft, während Judith Zdesar in "Alarm" auf der Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr fokussiert. Lisa Polster wiederum dokumentiert in "Bürglkopf" die Bedingungen im gleichnamigen Rückkehrzentrum in Tirol und Arash T. Riahi und Verena Soltiz begleiten in "Girls & Gods" die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Shevchenko bei ihrer Fragestellung, ob Religionen feministisch sein können.
Im Wettbewerb um den besten Kurzspielfilm kann man 22 bis zu 64 Minuten lange Filme, darunter 14 Welt- und fünf Österreichpremieren entdecken, während in der Sektion Kurzdokumentarfilm 19 Produktionen, darunter acht Welt- und fünf Österreichpremieren konkurrieren. Dazu kommen 36 Filme, davon 18 Welt- und acht Österreichpremieren im Wettbewerb innovativer Film.
Neben der Rundschau über das aktuelle österreichische Filmschaffen wird bei der Diagonale aber auch die Filmgeschichte gepflegt. So spürt ein Special unter dem Titel "Österreich – Eine Satire" dem satirischen Schaffen von 1976 bis 1989 in der österreichischen Film- und Fernsehgeschichte nach. Ulrich Seidls Kurzfilm "Einsvierzig" kann man hier ebenso entdecken wie Michael Glawoggers und Ulrich Seidls "Krieg in Wien", Peter Patzaks "Jetzt oder nie", Franz Novotnys "Staatsoperette" oder Kurzfilme von Valie Export und Mara Mattuschka.
Ein zweites Special widmet sich unter dem Titel "Aus dem Giftschrank" von der Wien-Film während der NS-Zeit produzierten Propagandafilmen. Gustav Ucickys "Heimkehr" (1941), der den nationalsozialistischen Überfall auf Polen rechtfertigen sollte, wird in dieser Reihe ebenso gezeigt wie E.W. Emos "Wien 1910" (1943), der die letzten Tage im Leben des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger und seinen Disput mit Georg von Schönerer über die Idee des Großdeutschen Reichs schildert. Dazu kommt aber auch Erwin Leisers Dokumentarfilm "Deutschland, erwache!" (1968), in dem die NS-Filmpropaganda analysiert wird.
Weiters gibt es Werkschauen der in Bregenz geborenen und im Lungau aufgewachsenen Yvette Löcker, die sich in ihren Dokumentarfilmen auf Alltagsbeobachtungen von Menschen konzentriert, sowie der Griechin Athina Rachel Tsangari. Von Tsangari, die 2010 mit "Attenberg" den internationalen Durchbruch schaffte, wird dabei auch ihr neuer Film "Harvest" gezeigt werden.
Neben dem Filmprogramm bietet die Diagonale aber auch wieder ein reiches Rahmenprogramm von Branchentreffen über das Street Cinema Graz mit einer Kurzfilmwanderung, bei der an Hauswänden und in Hinterhöfen temporäre Orte des Kinos geschaffen werden, bis zu einer Nightline mit Live-Konzerten und DJs.
Weitere Informationen und das komplette Programm finden Sie hier.
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