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AutorenbildWalter Gasperi

Die Känguru-Chroniken


In jeder Szene spürt man die Lust und das Vergnügen, mit der Dani Levy Marc-Uwe Klings Bestseller um ein kommunistisches Känguru und einen lethargischen Kleinkünstler verfilmte. – Eine vor Wortwitz, Situationskomik und Anspielungen sprühende deutsche Komödie, die auch gesellschaftspolitisch am Puls der Zeit ist.


Zunächst waren die Geschichten um das kommunistische Känguru und das literarische Alter Ego des Autors Marc-Uwe Kling Bühnensketche, dann entstanden Radiofassungen, die so erfolgreich waren, dass sie Kling 2009 in Buchform veröffentlichte. Mit „Das Känguru-Manifest“ (2011), „Die Känguru-Offenbarung“ (2014) und „Die Känguru-Apokryphen“ (2018) folgten anschließend drei weitere Bücher um das ungleiche Duo.


Ausgesprochen gelungen ist schon der Einstieg in den Film, wenn das Känguru und Kling selbst aus dem Off den Film kommentieren, die Erzählung transparent machen. Da wird dann vom Ende der Geschichte zum Anfang, der mit dem Urknall dann doch wieder zu weit zurückliegt, zurückgeblendet, um dann mit der ersten Begegnung des Duos einzusetzen. Das Känguru darf dabei aber auch gleich erklären, dass auf die gewünschte Musik von Nirvana aus Kostengründen verzichtet werden musste.


Verbreitet schon der knallbunte Vorspann beste Laune, so sorgt auch gleich eine Szene, in der das Känguru, das von Autor Kling selbst gesprochen wird, den Kleinkünstler Marc-Uwe (Dimitrij Schaad), der noch mittags im Pyjama in seiner Wohnung herumhängt, um Eier für Eierkuchen bittet, sich dann aber gleich in der Wohnung einnistet für viele Lacher.


Mit einem Schnitt wird sogleich auch ein Jahr übersprungen und während die Bücher eine episodische Struktur auszeichnet, erzählen Dani Levy ("Alles auf Zucker!") und Kling, der auch das Drehbuch schrieb, eine einzige schlüssige Geschichte: Nicht hinnehmen wollen die Bewohner von Berlin-Kreuzberg, dass der rechtspopulistische Immobilienhai Dwigs (Henry Hübchen) den Görlitzer Park mit einem gigantischen Europa-Tower überbauen will.


So entwickelt das Känguru einen Plan - oder vielmehr mehrere Pläne -, um mit Hilfe der anderen Bewohner des Altbau-Blocks wie den türkischstämmigen Otto-Von und Friedrich-Wilhelm, deren Eltern es mit der Integration übertrieben haben, oder der Kneipenwirtin Herta, die immer wieder erklärt, dass sie eine Sturzgeburt war, die Pläne von Dwigs zu durchkreuzen. Unterstützt wird dieser aber wiederum von einer Gruppe Neonazis, die zwar nicht allzu viel im Kopf haben, aber rasch zuschlagen.


Schwungvoll ist das erzählt, mit Gusto gespielt, treffend in der Zeichnung des urigen Kreuzberg dem das kalte Bürogebäude von Dwigs gegenübergestellt wird und überzeugt auch in der Zeichnung markanter Typen.


Dicht kommen auch die Pointen. Wortwitz ist angesagt, wenn Marc-Uwe immer wieder die sprachlichen Fehler der Neonazis korrigiert und beiläufig werden auch die Bud Spencer-Terrence Hill-Filme oder David Finchers „Fight Club“ zitiert. Daneben bietet die Story freilich auch die Gelegenheit zu vielen Seitenhieben gegen Neoliberalismus, Gentrifizierung und erstarkendem Nationalismus.


Dreh- und Angelpunkt des Films ist aber zweifellos das Känguru, das am Computer animiert wurde, aber völlig organisch in den Realfilm integriert ist. Alle nehmen dieses Beuteltier ganz selbstverständlich hin, nur Marc-Uwes von Paulus Manker herrlich schräg gespielter Psychotherapeut hält es für eine Einbildung. Mit seinem Schwung und Engagement ist es ein Gegenpol zu seinem lethargischen Mitbewohner, sorgt immer wieder für Ärger, doch die Rechnung muss dann doch immer sein Freund zahlen.


Das gilt für eine herrliche Szene, bei der das Känguru übers Hundetreten aufklärt, ebenso wie für eine wilde Porschefahrt in einem Penthouse, die in einem Pool endet, oder eine aberwitzige Gerichtsverhandlung. Und auch ein kleines Accessoire wie eine Hasenpfote kann hier nicht nur für beträchtlichen Witz sorgen, sondern am Ende auch ganz neue Bedeutung gewinnen.


Das ist für einmal keine kühl und retortenhaft inszenierte Komödie, sondern eine, bei der man in jeder Szene und in jedem Detail spürt, mit welcher Leidenschaft, Liebe und Lust hier alle Beteiligten am Werk waren. – Eine Leidenschaft, die ansteckend wirkt, und beschwingt und lachend das Kino nach – angesichts heutiger Filmlängen – erfreulich kurzen 90 Minuten verlassen lässt.


Ab 5.3. in den Kinos


Trailer zu "Die Känguru-Chroniken"



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