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AutorenbildWalter Gasperi

Die letzte Hollywoodlegende: Zum Tod von Kirk Douglas


Er spielte Spartacus, Odysseus und Vincent Van Gogh. In den 1950er Jahren drückte er zahlreichen Western seinen Stempel auf, wurde dreimal für einen Oscar nominiert, musste sich aber schließlich 1996 mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk zufrieden geben. - Jetzt - am 5. Februar - ist Kirk Douglas nun im Alter von 103 Jahren gestorben.


Ein markantes Grübchen im Kinn, stahlblaue Augen und ein fester Blick waren seine Markenzeichen. Weit war für ihn aber der Weg zum Star. In einfachen Verhältnisse wurde er am 9. Dezember 1916 in Amsterdam, New York als Issur Danielovitch geboren. Nur acht Jahre zuvor waren seine Eltern aus Russland vor den antisemitischen Pogromen in die USA geflohen. Sein Vater verdiente als Lumpensammler den Unterhalt für die Familie, im Titel seiner 1988 erschienenen Autobiographie «The Ragman´s Son» gedachte der Star dieser Wurzeln.


Das Geld für Schule und College musste sich Issur hart verdienen, Stipendien und ein Job als Hausmeister ermöglichten ihm zunächst ein Studium an der St. Lawrence University, dann an der Academy of Dramatic Arts, an der er seinen Namen auf Kirk Douglas änderte.


Hier lernte er auch Lauren Bacall kennen, die ihn nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Rolle in Lewis Milestones Film noir «The Strange Love of Martha Ivers» (1946) empfahl. Douglas war mit der Rolle des schwächlichen und alkoholsüchtigen Ehemanns nicht zufrieden, doch beim Publikum kam er an.


Eine weitere Schurkenrolle folgte in Jacques Tourneurs Meisterwerk «Out of the Past» (1947), der große Durchbruch gelang ihm schließlich mit Mark Robsons Boxerfilm «Champion» («Zwischen Frauen und Seilen», 1949). Die Verkörperung eines ehrgeizigen Berufsboxers brachte ihm die erste Oscarnominierung, gleichzeitig spiegelt sich in dieser Figur, die entschlossen für ihren Erfolg kämpft auch Douglas´ eigener Charakter.


Vom Schurken zum Helden wandelte sich mit dieser Rolle sein Image, vor allem in Western spielte er in den 1950er Jahren und arbeitete dabei mit den größten Hollywood-Regisseuren zusammen. Für Raoul Walsh spielte er in «Along the Great Divide» («Den Kopf in der Schlinge», 1951) einen Marshal, für Howard Hawks in «The Big Sky» (1952) einen Trapper, für King Vidor in «Man Without a Star» («Mit stahlharter Faust», 1955) einen Cowboy, der sich gegen einen mächtigen Rancher stellt und für John Sturges in «Gunfight at the OK Corral» («Zwei rechnen ab», 1957) den tuberkulosekranken Doc Holliday, der sich mit Wyatt Earp gegen eine Verbrecherbande stellt.


Einzelkämpfer waren das immer wieder, die sich in einer feindlichen Umwelt durchsetzen und wie Odysseus, den er 1954 in Mario Camerinis «Ulisse» («Die Fahrten des Odysseus») spielte, zahlreiche Gefahren überstehen mussten. Doch auch abseits solcher Western- und Abenteurerrollen wusste Douglas zu überzeugen. In William Wylers realistischem Polizeidrama «Detective Story» (1951) verkörperte er einen Polizisten, in Billy Wilders bitterer Abrechnung mit dem Sensationsjournalismus «Ace in the Hole» («Reporter des Satans“, 1951) einen Journalisten, der für eine gute Story auch über Leichen geht.


Zwei Oscar-Nominierungen brachten ihm aber zwei Rollen unter der Regie von Vincente Minnelli ein. 1952 spielte er in der ebenso düsteren wie glanzvollen Abrechnung mit Hollywood »The Bad and the Beautiful« (1952) einen Filmproduzenten, zu seinen bekanntesten Rollen zählt aber sicher die Verkörperung von Vincent van Gogh in Minnellis »Lust for Life« (»Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft«, 1956). Für diese Rolle galt er als hoher Favorit für den Oscar als bester Hauptdarsteller, doch die Statuette ging schließlich an Yul Brynner für seine Leistung in »The King and I«.


Um sich von den Zwängen Hollywoods zu befreien, gründete Douglas Mitte der 1950er Jahre eine eigene Produktionsfilme, die er nach dem Namen seiner Mutter Bryna nannte. 19 Filme entstanden hier zwischen 1955 und 1981, die zweifellos bedeutendsten sind die zwei Zusammenarbeiten mit Stanley Kubrick.


In Kubricks scharfem – in Frankreich jahrelang verbotenem – Antikriegsfilm »Paths of Glory« (1957) spielte Douglas einen französischen Offizier, in »Spartacus« den legendären römischen Sklaven, der sich gegen die Weltmacht erhebt. Dass er für das Drehbuch zu diesem Monumentalfilm den in der McCarthy-Ära wegen angeblicher kommunistischer Sympathien mit Arbeitsverbot belegten Dalton Trumbo engagierte, bezeichnete der liberale Demokrat später als wichtigste Entscheidung seiner Karriere.


Seinen persönlichen Lieblingsfilm drehte er aber 1962 mit David Millers »Lonely Are the Brave One«, in dem er einen Cowboy spielte, der sich mit dem Wandel der Zeiten nicht abfinden kann. Nicht verwirklichen konnte er in dieser Zeit aber ein anderes Projekt: Früh erkannte er zwar das Potential von Ken Keseys »One Flew over the Cuckoo´s Nest«, doch konnte er den Film nicht finanzieren. Erst zehn Jahre später gelang dies seinem Sohn Michael Douglas, doch weil der Hollywoodstar inzwischen zu alt für die Hauptrolle des rebellischen McMurphy war, übernahm nun Jack Nicholson diesen Part und wurde ebenso wie der Film an sich, der Regisseur Milos Forman, das Drehbuch und die Hauptdarstellerin Louise Fletcher mit einem Oscar ausgezeichnet.


Da es in den Zeiten des New Hollywood für den Star des Klassischen Hollywood kaum große Rollen gab, setzte sich Douglas in den 1970er Jahre auch zweimal auf den Regiesessel, doch sowohl der Piratenfilm »Scalawag« (1973) als auch der Western »Posse« (»Männer des Gesetzes", 1975) fielen bei Publikum und Kritik durch.


Obwohl Douglas in den 1990er Jahren mehrere Schlaganfälle erlitt, trat er in kleineren Rollen immer wieder bis in die 2000er Jahre auf. Trotz seines Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit konnte der betagte Star, der mit seiner zweiten Frau Anne Buydens, mit der er seit 1954 verheiratet ist, in Kalifornien lebt, bei der Oscarverleihung 2011 den Preis für die beste Nebendarstellerin an Melissa Leo übergeben. Gestern ist Kirk Douglas - und mit ihm die letzte Hollywoodlegende - nun im Alter von 103 Jahren gestorben.

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