Richard Brooks zeichnet anhand des Porträts zweier Büffeljäger ein finsteres Bild der jungen USA. – Bei Plaion Pictures ist der 1956 entstandene grimmige Western als 64. Titel in der Reihe Western-Legenden auf DVD und Blu-ray erschienen.
Ein Insert informiert, dass der Bestand an Büffeln durch erbarmungslose Jagd zwischen 1853 und 1883 von 60 Millionen auf gerade einmal 3000 reduziert wurde. Die Kritik an diesem Vernichtungskrieg, mit dem auch den Native Americans ihre Nahrungsgrundlage teilweise gezielt entzogen wurde, ist damit vorgegeben.
Nichts wird Richard Brooks, der zupackend auch vom Abgleiten der Jugend in Kriminalität ("Blackboard Jungle – Die Saat der Gewalt", 1955), religiösem Fanatismus ("Elmer Gantry", 1960) und der Todesstrafe ("In Cold Blood", 1967) erzählte, in den folgenden 100 Minuten daran beschönigen.
Einst war auch Sandy McKenzie (Stewart Granger) einer dieser Büffeljäger, hat sich davon aber zurückgezogen und sich der Rinderzucht zugewandt. Doch als eine Büffelherde seine Rinder zu Tode trampelt, kann ihn der Ex-Soldat Charles Gilson (Robert Taylor) überreden, mit ihm nochmals auf die Jagd zu gehen. Zur Unterstützung gewinnen sie als Büffelhäuter den erfahrenen, aber einbeinigen Woodfoot (Lloyd Nolan) und den jungen Halbindianer Jimmy (Russ Tamblyn).
Rasch tritt nicht nur der Rassismus Gilsons, sondern auch seine Lust am Töten offen zu Tage. Als ihre Pferde gestohlen werden, erschießt er, ohne nachzufragen und zu zögern aus einem Hinterhalt zwei Native Americans. Die junge Native American, die er dabei verletzt und die sich um ein Kind kümmert, nimmt er mit und wird sie später im Lager vergewaltigen.
Es gibt im US-Kino wohl nur wenige ähnlich brutale und kalte Charaktere wie diesen Charles Gilson. Robert Taylor, der sich zuvor als Hauptdarsteller in romantischen Komödien und als Held von Abenteuer- und Monumentalfilmen ("Ivanhoe – Der schwarze Ritter", 1952; "Knights on the Round Table - Die Ritter der Tafelrunde", 1953; "Quo vadis?", 1951) einen Namen gemacht hatte, spielt diese Figur mit großer Präsenz und Inbrunst.
Eindrücklich vermittelt er Gilsons gewalttätigen Charakter, den dieser auch gar nicht verheimlicht. Offen erklärt er nämlich: "Töten ist der einzige wirkliche Beweis, dass man lebt." Wenn er auf Büffel schießt, spürt man in seinem Blick, in welche Ekstase er dabei gerät. Gleichzeitig fühlt er sich ständig bedroht und hat immer den Finger am Abzug.
Als starken Gegenpol dazu baut Brooks McKenzie auf, der zunächst zurückhaltend auf seinen Partner reagiert, ihn gewähren lässt und nur bei wirklich bedrohlichen Situationen beruhigend eingreift. Gegenläufig sind ihre Entwicklungen, denn während sich bei Gilson der Jagd- und Mordtrieb zur Besessenheit und zum Wahnsinn steigert, nimmt bei McKenzie die Zerrissenheit und der Widerwille gegenüber der Gewalt und dem Abschuss der Büffel zu.
Schießt er zunächst noch zusammen mit Gilson eine Herde nieder, von der schließlich nur noch ein mit Knochen übersätes Feld übrig bleibt, über das die Kamera in einem Moment der Stille langsam gleitet, so wird er bald nicht mehr abdrücken können und das Gewehr beiseite legen. Im Suff wird er im Saloon offen aussprechen, was er sich im nüchternen Zustand nicht eingestehen will: "Es ist ein Verbrechen an der Natur und an den Indianern."
Denn Brooks rechnet nicht nur mit der gnadenlosen Dezimierung der Büffel ab, sondern auch mit dem Umgang mit den Native Americans. Da tötet der Rassist Gilson nicht nur einen jungen Indigenen in einem einseitigen Duell kaltblütig, sondern er lässt auch jeden Respekt von deren Religion vermissen, wenn er einen den Native Americans heiligen weißen Büffel abknallt. Zeitlose Kritik an Kapitalismus und Gier wird spürbar, wenn Gilson in diesem seltenen Fell nur dessen großen materiellen Wert sieht.
Geweitet wird der Blick auf die Native Americans aber vor allem mit einem Ritt McKenzies und der jungen Indigenen in ein Indianerdorf, in dem die Bewohner:innen in bedrückenden Verhältnissen leben und zu verhungern drohen, da die vom US-Militär zugesagten Nahrungsmittellieferungen ausbleiben.
Gleichzeitig verbreitet Brooks trotz der Rücksichtslosigkeit und dem blutrünstigen Wahnsinn Gilsons mit der Annäherung zwischen dem feinfühligen McKenzie und der jungen Indigenen auch Hoffnung, dass eine Überwindung der ethnischen Unterschiede und ein Zusammenleben möglich ist.
Doch dezent im Hintergrund bleibt dieser Aspekt in diesem von Russell Harlans Kamera zwar in großartigen Cinemascope-Bildern in die prächtige weite Prärie eingebetteten, aber doch extrem düsteren und unerbittlichen Western. Versöhnlichkeit oder Entschuldigung für die Verbrechen der weißen Eroberer gegenüber den Native Americans und der Natur kennt Brooks nämlich nicht.
An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Als Extras gibt es neben zwei deutschen und dem englischen Trailer sowie einer ausführlichen Bildergalerie zwei deutsch untertitelte "MGM Parade TV-Promos", die einerseits ein Interview mit dem Schauspieler Russ Tamblyn und andererseits einen Bericht über die Dreharbeiten in Süddakota bieten. Dazu kommen eine alternative HD-Restaurierung des Films im Bildformat 2,55 : 1 sowie ein Booklet mit einem Text von Fritz Göttler.
Trailer zu "Die letzte Jagd - The Last Hunt"
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