Zwischen einem mächtigen Rancher und seinen beiden ungleichen Söhne baut sich vor dem Hintergrund eines inzwischen zivilisierten amerikanischen Westen ein Konflikt auf. Phil Karlsons bestechend aufgebauter, stark gespielter und fotografierter Western aus dem Jahr 1958 ist bei explosive media auf Blu-ray erschienen.
Endlos weit ist die Prärie, durch die die Brüder Ed (Tab Hunter) und Davy Hackett (James Darren) reiten. In großartigen Cinemascopebildern und prächtigen Farben fängt Kameramann Charles Lawton junior diese noch unberührte Landschaft ein und vermittelt in Totalen immer wieder die Kleinheit des Menschen. Auch die Unterschiedlichkeit der Brüder kommt in diesen ersten Szenen schon zum Ausdruck, wenn dem mutigen, forschen und bald gegenüber der Halbindianerin Cecily (Kathryn Grant) übergriffigen Ed der eher ängstliche und feinfühlige jüngere Davy gegenübergestellt wird.
In diesen beiden Charakteren spiegeln sich aber auch unterschiedliche Entwicklungsstufen der Eroberung des amerikanischen Westens. Ed kommt nach seinem Vater Lee (Van Deflin), der einst in Kämpfen gegen die indigene Bevölkerung das Land für die Besiedlung durch die Weißen vorbereitete. Er nimmt sich, was er will, glaubt sich nicht an die Gesetze halten zu müssen, die es inzwischen in der Stadt gibt. Der sanfte Davy steht dagegen für die neue Ordnung, zu der neben dem zivilisierten, von Recht und Gesetz bestimmten städtischen Leben auch die Akzeptanz der indigenen Bevölkerung gehört.
Der Vater, der auf der Ranch ein strenges Regiment führt, schätzt vor allem Ed, doch dessen Arroganz und Rücksichtslosigkeit führt zum Konflikt mit dem Gesetz, als Ed bei einer Jagd auf ein Wildpferd den Tod eines Halbindianers verschuldet. Als Ed verhaftet wird, stellt sich sein Vater, der seinen Sohn aber auch immer wieder demütigt und ihm demonstriert, dass letztlich er der große Chef ist, zwar bedingungslos hinter den Angeklagten, doch kaum entlassen greift Ed wieder zur Waffe.
Phil Karlson, der in den 1940er und 1950er Jahren vor allem B-Filme drehte, deren Wiederentdeckung sicher lohnend wäre, entwickelt die Handlung langsam, aber konsequent und spannend. Differenziert arbeitet er den unterschiedlichen Charakter des Vaters und der beiden Söhne heraus und thematisiert dabei auch – wie viele Western, darunter auch der kürzlich vorgestellte "Tag der Gesetzlosen" – das Spannungsfeld von Pionierzeit und Zivilisation.
Auf seiner Ranch kann Lee absolute Herrschaft ausüben und weiterhin sein altes Leben führen, in der Stadt dagegen gelten neue Regeln und Lees frühere Wegbegleiter sind hier inzwischen Sheriff und Arzt. Wie ein Mafiaboss wirkt dieser Rancher in seinem Verständnis von Gefälligkeiten, die man ihm gegenüber erbringt und die er wieder seinen Helfern gegenüber leistet.
Sukzessive steigert und verdichtet das Drehbuch von Frank Nugent einerseits die Differenzen zwischen dem Vater und seinen Söhnen, andererseits das Bild des Zeitenwandels. Präzise wird dabei aufgezeigt, dass es in dieser neuen Welt keinen Platz mehr für Männer wie Lee und Ed gibt, während Davy für die Zukunft steht. Der unaufdringlich eingearbeitete antirassistische Gehalt ist dabei wohl auch als ein Reflex auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung der späten 1950er Jahre zu lesen.
Der bei explosive media auf Blu-ray erschienene Western verfügt über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf eine Bildergalerie.
Trailer zu "Duell im Morgengrauen - Gunman´s Walk"
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