Ein Handelsreisender entdeckt im ländlichen Amerika der Prohibitionszeit, dass man mit der Erlösungssehnsucht einfacher Menschen Geld machen kann. Das kraftvoll inszenierte und vor allem von Burt Lancaster in der Titelrolle mitreißend gespielte Drama ist bei Explosive Media auf DVD und Blu-ray erschienen.
Ein Vorspanntext informiert, dass der Glaube der Menschen oft missbraucht werde, und stimmt ebenso wie das Kreuz, das durchgängig den Credits unterlegt ist, auf das Thema ein. Mit einem aufgeschlagenen Buch und den ersten Sätzen aus dem gleichnamigen, 1927 erschienenen Roman von Sinclair Lewis verweist Richard Brooks auch schon auf die literarische Vorlage, doch zur akademischen Literaturverfilmung wird das 1960 entstandene Drama nie, sondern bietet von Beginn an über fast zweieinhalb Stunden kraftvolles und leidenschaftliches Kino.
Mit Witz und Redegewandtheit unterhält der Handelsreisende Elmer Gantry (Burt Lancaster) am Weihnachtsabend in einer Kneipe seine Bekannten. Mit Religion hat er nichts am Hut, interessiert sich mehr für Alkohol und Frauen, kann dennoch meisterhaft die Werbetrommel für zwei Frauen rühren, die für eine religiöse Gemeinschaft Geld sammeln.
Die Frau, die er aus der Kneipe abgeschleppt hat, verlässt er am nächsten Morgen heimlich und auch mit der Wahrheit nimmt er es nicht so genau, sondern lügt am Telefon seine Mutter an. Mehr schlecht als recht schlägt er sich durch, fährt in Güterwaggons durch den Mittelwesten und findet kaum Abnehmer für seine Haushaltsartikel.
Doch auf den ersten Blick fasziniert ist er von der Predigerin Sharon Falconer (Jean Simmons), die in Kleinstädten in Zelten Menschen zum Glauben bewegen will. So schließt er sich ihr an und während er dramatisch und plastisch von drohenden Höllenqualen predigt, stellt sie den liebenden und gütigen Gott in den Mittelpunkt.
Kraft entwickelt "Elmer Gantry" nehmen der dynamischen Regie von Richard Brooks auch aus diesen konträren Charakteren. Während Lancaster mit Verve Elmer als Mann spielt, der die Predigt und die Erlösungssehnsucht der Menschen vor allem als Mittel sieht, um den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen, kennzeichnet Sharon eine tiefe innere Gläubigkeit. Ihrem ruhigen Auftreten in ihrem weißen Kleid, steht sein dynamischer und marktschreierischer Stil gegenüber.
Die Mischung sorgt für den Erfolg und bald kann Gantry die Chefs der Glaubensgemeinschaft überreden, das Kirchenzelt in einer größeren Stadt aufzustellen. Dort reagieren vor allem die jüngeren Männer zunächst zwar abweisend und aggressiv, doch Sharons tiefe Religiosität reißt sie bald mit und bringt sie zum Umdenken.
Prägnant erzählt der Film auch von der Macht der Presse und dem neuen Massenmedium Radio, wenn ein gegenüber der Religion kritisch eingestellter Reporter (Arthur Kennedy) zwar die Machenschaften Gantrys anprangert, doch dieser mit seinen manipulativen Techniken und durch Erpressung zum Gegenschlag ausholt und Zeitung ebenso wie Radio für seine Zwecke einspannen kann.
Als Saubermacher tritt Gantry auf, mobilisiert die Leute, um gegen Bordelle, illegale Schnapsbuden und Spielhöllen einzuschreiten, doch leicht könnte sein Aufstieg jäh enden, denn mit einer der Prostituierten der Stadt hatte er einst selbst ein Verhältnis.
Schillernd rechnet Brooks mit geldgierigen Predigern und mit dem Missbrauch der Erlösungssehnsucht der Menschen ab. Eindrucksvoll zeigt er, wie mit rhetorischer Kompetenz und leidenschaftlichem Auftreten das Volk mitgerissen, begeistert und gelenkt werden kann, deckt aber auch reaktionäre Gedanken solcher Sekten auf, wenn die Evolutionstheorie Darwins lächerlich gemacht wird.
Bauen kann er dabei auf einen für seine Leistung zurecht mit dem Oscar ausgezeichneten Burt Lancaster, der die Titelfigur mit Inbrunst spielt. So unsympathisch dieser Charakter zunächst trotz seines breiten Grinsens ist, so sehr gelingt es Lancaster doch auch gegen Ende überzeugend dessen Wandlung zu vermitteln.
Perfekt besetzt sind aber auch die Nebenrollen und die Kameraarbeit von John Alton sowie das Production Design evozieren eine Atmosphäre, die in diesen amerikanischen Mittelwesten der 1920er Jahre eintauchen lassen. Auch 60 Jahren nach seiner Uraufführung wird so immer noch packende Unterhaltung geboten, bei der der manipulative Gantry durchaus auch Assoziationen an heutige Politiker wecken kann.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den Kinotrailer und eine Bildergalerie.
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