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AutorenbildWalter Gasperi

Es Kapitel 2


27 Jahre sind vergangen, seit eine Gruppe Jugendlicher gegen den Clown Pennywise und ihre eigenen Ängste kämpfte, nun versammeln sie sich wieder, um das Böse endgültig zu besiegen. – 170 Minuten Zeit nimmt sich Andy Muschietti für den zweiten Teil von Stephen Kings 1200-seitigen Roman, verliert sich aber zu sehr in simplen Schockmomenten, während er Figurenzeichnung und kleinstädtischen Hintergrund vernachlässigt.


Mit einem brutalen Angriff auf ein schwules Pärchen auf einem Volksfest in der in Maine gelegenen fiktiven Kleinstadt Derry beginnt Andy Muschiettis Fortsetzung des 2017 erschienenen, sehr erfolgreichen ersten Teils seiner Verfilmung von „Es“. Doch bald werden die Schläger von steigenden roten Luftballons und dem weiß geschminkten Clown Pennywise (Bill Skarsgård) abgelöst. Könnte man hier noch einen Horrorfilm mit gesellschaftskritischen Akzenten erwarten, wird diese Richtung im Folgenden nicht fortgesetzt.


Vielmehr geht es um das Böse an sich, von dem Bibliothekar Mike (Isaiah Mustafa), der als einziger der Protagonisten des ersten Teils, in Derry geblieben ist, aufgrund einer Mordserie erkennt, dass es in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Er ruft seine Freunde, die vor 27 Jahren einen Eid geschworen haben, aus allen Teilen der USA zusammen, um mit ihm das Böse, das Pennywise personifiziert, nun endgültig zu besiegen.


Während für Mike, der seine Heimatstadt nie verlassen hat, die Vergangenheit noch sehr präsent ist, müssen seine Freunde erst langsam wieder ihre Erinnerung auffrischen. Immer wieder lässt Muschietti so Szenen der Schrecknisse im Jahre 1989 in die 2016 spielende Handlung einfließen.


Gleitend sind diese Übergänge und auch die Darsteller der Jugendlichen und der Erwachsenen sind hinsichtlich Ähnlichkeit hervorragend gewählt, allerdings verhindern die ständigen Zeitsprünge auch die Entwicklung einer dichten Atmosphäre und Zeitstimmung.


Nicht nur den verdrängten Erinnerungen, sondern auch den kindlichen Traumata und Ängsten müssen die Freunde, die einst als Außenseiter und Gemobbte den „Club der Verlierer“ gründeten, sich wieder stellen. Unentscheidbar ist dabei bald, was reale Bedrohungen und was nur durch die Angst generierte Schrecknisse sind. Die Special-Effects-Abteilung konnte sich zweifellos austoben, wenn im China-Restaurant plötzlich aus Glückskeksen Käfer mit Babyköpfen kriechen oder immer wieder halbverweste Untote die Protagonisten bedrohen.


Auch beim Zuschauer vermag Muschietti mit diesen Szenen Schock und Schrecken auszulösen, doch blass bleiben die Figuren. Außer über ihre Ängste von den Schulgefühlen Bills (James McAvoy) wegen des Tods seines Bruders über das Trauma Mikes aufgrund des Feuertods seiner Eltern bis zur psychischen Verwundung Beverlys (Jessica Chastain) durch den Missbrauch durch ihren Vater erfährt man letztlich wenig über sie.


Zu wenig sind sie vor allem auch in ein soziales Umfeld eingebettet, denn obwohl die Handlung sich nur über die wenigen Tage des Volksfests spannt, erfährt man praktisch nichts über die Kleinstadt und ihre Bewohner. So sehr konzentriert sich Muschietti auf die Freunde und ihren Gegenspieler Pennywise, dass die Geschichte im sozialen Vakuum spielt.


Besonders deutlich wird das am Mörder Bowers (Teach Grant), der beinahe als einzige Figur neben Pennywise und den Protagonisten auftaucht. Völlig in der Luft hängt diese Figur, die bald aus dem Gefängnis ausbricht, mordend durch die Stadt zieht, bis sie von den Freunden doch besiegt werden kann.


Dank der routinierten Inszenierung mit Wechsel nicht nur von Gegenwart und Rückblenden, sondern auch von Einzeln- und Gruppenszenen, des sinfonischen Soundtracks von Benjamin Wallfisch und der zahlreichen Schockmomente ist das zwar eine durchaus kurzweilige Geisterbahnbahnfahrt, aber das Potential der Vorlage hat Muschietti doch verschenkt.


Zugedeckt wird hier das Thema von der menschlichen Angst und deren Überwindung durch den Zusammenhalt einer Gruppe ebenso wie die Rolle von Verdrängung und Erinnerung immer wieder von den grellen Effekten, die den Figuren und ihren Beziehungen zu wenig Raum lassen.


Auch Cameo-Auftritte von Altmeister Peter Bogdanovich als Regisseur und Stephen King als Ladenbesitzer, bei dem Bill sein Fahrrad aus der Jugendzeit zurückkauft, bringen im Grund nicht viel und sogar die sonst meist sehr präsente Jessica Chastain kann Beverly nicht wirklich Leben einhauchen. Wahrhaft zum Fürchten ist aber immerhin Bill Skarsgard als Clown Pennywise.


Läuft derzeit in den Kinos


Trailer zu "Es Kapitel 2"



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