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AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Die Anime Bibliothek


Die Briten Michael Leader und Jake Cunningham stellen auf 192 Seiten 30 ausgewählte japanische Animationsfilme vor: Ein informatives und reich bebildertes Nachschlagewerk, auch wenn es den Anspruch des im Untertitel angekündigten "ultimativen guides" nicht erfüllt.


Nach dem Streifzug durch die Welt der Animationsfilme des Ghibli-Studios ("Ghibiothek") widmen sich Michael Leader und Jake Cunningham den japanischen Animés abseits dieser berühmten Produktionsstätte. Wie bei "Ghibliothek" werden auf jeweils vier bis acht reich bebilderten Seiten 30 Filme vorgestellt. Gleich geblieben ist leider auch die sehr kleine Schrift.


Der Anspruch des Untertitels eines "ultimativen Guide zum japanischen Animationsfilm" kann dabei freilich schon durch die Auswahl nicht erfüllt werden. Kein kompletter Überblick wird geboten, sondern immer nur ein Film pro Regisseur und nur Spielfilme für die große Leinwand, die nicht auf Vorlagen wie Mangas oder TV-Serien beruhen, wurden ausgewählt. Verständlicherweise wurde angesichts der schon bestehenden "Ghibliothek" auch auf Filme des Ghibli-Studios verzichtet.


Chronologisch geordnet spannt sich der Bogen von Taji Yabushitas 1958 entstandenem "Erzählung einer weissen Schlange", der als erster japanischer Farbanimationsfilm in Kinolänge gilt, bis zu Mamoru Hosodas 2021 uraufgeführtem "Belle".


Auf einen Blick auf die Biographie des Regisseurs und die Produktionsgeschichte des jeweiligen Films folgt immer eine Inhaltsbeschreibung und eine kurze Rezension, bei der auch typische Merkmale, wiederkehrende Themen und Motive des jeweiligen Regisseurs aufgezeigt werden. Aber auch ein Hinweis auf ähnliche sehenswerte Filme fehlt nicht.


Mit "Tayo no oji: Horus no Daiboken" (1968) und "Lupin III. – Das Schloss des Cagliostro" (1979) fehlen auch Filme von Isao Takahata und Hayao Miyazaki nicht, die später mit ihren Ghibli-Filmen Weltruhm erlangten.


Mit der Bandbreite von Eiichi Yamamotos erotischem "Belladonna" (1973), der mit seinen ganz eigenen Bildern mit verlaufenden Wasserfarben in der Sicht der Autoren ein psychedelisches Feuerwerk bietet, über Gisaburo Sugis Katzenfilm "Night of the Galactic Railroad" (1985) und Katsuhiro Otomos postapokalyptischen Science-Fiction-Film "Akira" (1988), dessen rotes Bike auch das Buch-Cover ziert, bis zu Makoto Shinkais Coming-of-Age-Geschichte "Your Name" (2016) zeichnet sich der Band auch durch eine große Vielfalt aus. Auffallend ist freilich, dass mehr als zwei Drittel der vorgestellten Filme aus den letzten 30 Jahre stammen, die davor liegende Zeit – immerhin auch 35 Jahre – aber nur mit acht Filmen vertreten ist.


Auch wenn die flott geschriebenen Texte nicht in die Tiefe gehen, ermöglicht "Die Anime Bibliothek", die sich insgesamt weniger für eine durchgängige Lektüre anbietet, sondern in erster Linie ein Nachschlagewerk ist, so einen guten Einstieg in die Welt des japanischen Animationsfilms abseits von Ghibli. Geweckt werden kann dadurch nicht nur die Lust auf weiterführende Lektüre, sondern vor allem auf die vorgestellten Filme ebenso wie auf weitere Werke der einzelnen Regisseure wie Satoshi Kon oder Mamoru Hosoda.






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