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AutorenbildWalter Gasperi

Himmlische Freuden – Heavens Above


Peter Sellers stellt als Priester in einer aufstrebenden englischen Kleinstadt den Menschen und Gott in den Mittelpunkt, doch in einer kapitalistischen Gesellschaft erzeugt er damit rasch heftige Proteste. Die glänzend besetzte sanfte Satire, die auch 57 Jahre nach ihrer Premiere noch charmant unterhält, ist bei Pidax Film auf DVD erschienen.


Mit einem Schwenk wird das idyllisch gelegene britische Städtchen Orbiston Parva vorgestellt und ein Erzähler informiert, dass hier inzwischen der Fortschritt eingezogen sei: Supermärkte florieren, die Familie Despard, die sich mit der Produktion von Beruhigungsmitteln ein Vermögen verdient, kontrolliert die Stadt und mehrere Religionsgemeinschaften konkurrieren um die Gläubigen.


Als ein neuer Priester für die anglikanische Gemeinde benötigt wird, hat der Dekan schon einen Kandidaten in petto, der im Sinne der Oberschicht agieren würde, doch bei der Bestellung kommt es zur Verwechslung mit dem namensgleichen Gefängniskaplan John Smallwood (Peter Sellers). Dieser nimmt auf die Honoratioren der Stadt keine Rücksicht. Er ernennt sogleich einen farbigen Müllmann zum Kirchenvorsteher und nimmt eine vielköpfige obdachlose Familie, die von der Sozialhilfe lebt im Pfarrhaus auf, als sie vom Gelände der Despards, die ihren Betrieb erweitern wollen, vertrieben wird.


Auf die Bibel müsse man schauen, predigt der stets selig lächelnde und Sanftmut ausstrahlende Priester, fordert eine Rückkehr zum Urchristentum und stellt dem Profitdenken der kapitalistischen Wirtschaft Nächstenliebe und großzügiges Geben gegenüber. Auch die reiche Lady Despard bringt er mit seinen Gedanken zum Nachdenken, sodass sie bald Lebensmittel aus ihrer Landwirtschaft verschenkt und Obdachlose in ihrem vornehmen Landhaus aufnimmt.


Bald regt sich freilich Protest, denn der Umsatz der lokalen Geschäfte bricht ein und kirchliche Obrigkeit und Politik schalten sich ein, um den unbequemen Priester loszuwerden. Dieser muss freilich auch erkennen, dass die Güte und Großherzigkeit von der Familie, die er bedingungslos unterstützt hat, schamlos ausgenützt wird.


Wirklich bissig wird Roy und John Boultings 1963 in Schwarzweiß gedrehte Komödie nie, aber smart rechnet sie doch mit dem Klerus und dem Kapitalismus ab und zeigt auf, wie radikal die Welt umgekrempelt würde, wenn die (sozialistischen) Lehren der Bibel wirklich ernst genommen würden. Doch kein Glaube an eine bessere Welt wird dabei verbreitet, denn was zunächst vielversprechend beginnt, führt bald zu Arbeitslosigkeit, Demonstrationen und Chaos.


Witz entwickelt die bis in die Nebenrollen hinein vorzüglich besetzte und mit Gusto gespielte Komödie dabei auch durch den sorgfältigen Aufbau. Charmant wird nicht nur mit der Verwechslung der Priester gespielt, sondern auch ein Verbrecher, der zunächst im Gewand des Priesters aus dem Gefängnis zu entkommen versuchte, taucht später wieder auf. Geschickt wird auch diese Fluchtszene am Ende wieder aufgenommen und variiert, während die kirchliche Obrigkeit den unliebsamen Priester schließlich auf eine Art und Weise los wird, wie es auch heute noch in solchen Fällen weit verbreitete Praxis ist.


Bei Pidax Film ist die wenig bekannte britische Komödie, die immer noch sehr vergnügliche Unterhaltung bietet, nun auf DVD erschienen. An Sprachversionen werden die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel angeboten. Die Extras beschränken sich auf eine Trailershow und eine Bildergalerie.

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