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In den Fängen des Teufels – The Unguarded Moment

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • 9. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit
Esther Williams im Krimi "In den Fängen des Teufels" (1956)
"In den Fängen des Teufels": Esther Williams in einem inhaltlich interessanten, aber psychologisch nicht überzeugenden Krimi

Eine Lehrerin wird durch einen Schüler, der ihr Liebesbriefe schreibt, in Misskredit gebracht. – Bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) ist Harry Kellers von der Anlage her vielschichtiger, aber grob gestrickter und psychologisch nicht überzeugender Thriller aus dem Jahr 1956 auf DVD und Blu-ray erschienen.


Direkt ist der Einstieg mit einer Frauenleiche auf einer nächtlichen Straße und der Untersuchung des Tatorts durch Lieutenant Harry Graham (George Nader). – Doch dieser Mord und die Ermittlungen dazu spielen in der Folge keine Rolle mehr, sondern der Fokus verschiebt sich ganz auf die in der Nähe gelegene High School.


Als die hier unterrichtende Musiklehrerin Lois Conway (Esther Williams) wiederholt anonyme Liebesbriefe erhält, will sie den Schreiber stellen und geht auf ein nächtliches Date im Umkleideraum des Turnsaals ein. Dort wird sie aber im Dunkeln bedroht und kann nur mit Mühe entkommen, dennoch verweigert sie die Zusammenarbeit mit der Polizei, da sie im Täter einen Schüler vermutet und diesen schützen will.


Tatsächlich kann sie den Schüler (John Saxon) identifizieren, als dieser in ihr Haus eindringt und anschließend flüchtet. Obwohl dieser vor dem Direktor alles abstreitet und Lois in der Schule diskreditiert, setzt sie sich immer wieder für ihn ein, während dessen neurotischer Vater (Edward Andrews) versucht, ihre Entlassung zu erreichen. Der zunehmende Druck bringt Lois dazu, doch mit dem ermittelnden Polizisten (George Nader) zu kooperieren und so entwickelt sich rasch eine Liebesbeziehung.


Der reißerische deutsche Titel "In den Fängen des Teufels" führt ebenso in die Irre wie das nicht minder reißerische DVD-Cover und die Altersfreigabe von 18 Jahren ist wohl nur mit dem Hintergrund des Entstehungsjahres 1956 zu erklären. Treffender ist schon der Originaltitel "The Unguarded Moment", der sich auf die unbeobachteten oder unbewachten Lehrerin-Schüler-Treffen, die Spekulationen und Gerüchte ermöglichen, bezieht.


Während Harry Keller mit dem direkten Einstieg mit einem Mord und beim nächtlichen Treffen im Sporttrakt noch durchaus Spannung aufzubauen versteht, plätschert dieser Krimi in der Folge doch mehr dahin als wirklich zu fesseln. An Potential fehlt es dabei zwar keineswegs und in kräftigen Technicolor-Farben vermittelt der Film auch ein treffendes Bild einer amerikanischen Kleinstadt der 1950er Jahren, doch zu grob gestrickt ist die Handlung und nichts wird wirklich entwickelt und vertieft.


Da weckt das Thema der Diskreditierung von Lehrpersonen durch Schülergerüchte zwar Erinnerungen an Lilian Hellmans von William Wyler sowohl 1936 als auch 1961 verfilmtes Stück "The Children´s Hour" ("Infam"), aber viel zu holzschnittartig bleibt die Behandlung des Problemfelds. Andererseits scheint Keller mit der Lust an Jugendlichen an Rock´n´Roll und der gestörten Beziehung zwischen dem alleinerziehenden Vater und seinem Sohn an Nicholas Rays Klassiker "Rebel Without a Cause" ("Denn sie wissen nicht, was sie tun", 1955) anknüpfen zu wollen, doch auch als Porträt der Jugend der 1950er Jahre funktioniert dieser Krimi nicht.


Wenig glaubwürdig ist nämlich nicht nur das Verhalten von Lois, die von der ehemaligen Schwimmerin und Olympia-Teilnehmerin Esther Williams durchaus überzeugend gespielt wird, sondern auch der alleinerziehende Vater wird wenig differenziert als Mann gezeichnet, der einen Hass auf Frauen entwickelt hat, nachdem er von seiner eigenen Frau verlassen wurde. Aber auch die Entwicklung der Beziehung zwischen George Naders blass bleibendem Polizisten und Lois ist unglaubwürdig, wenn sie zuerst feindselig auf ihn reagiert, wenig später aber schon vom Heiraten die Rede ist.


Interessant ist aber immerhin, welches Frauenbild gezeichnet wird. Denn während die Männer Lois die Rolle einer Ehe- und Hausfrau zuweisen wollen und sie mehrfach auffordern, sich einen Mann zu suchen, oder fragen, wieso sie nicht verheiratet ist, präsentiert der Film mit dieser Protagonistin, die die einzige Frau im Film ist, eine unabhängige Heldin, die sich in dieser Männerwelt zu behaupten versucht. Dass sie dabei freilich gegen Ende wieder auf die Hilfe und den Schutz des Polizisten angewiesen ist, beeinträchtigt diese Stoßrichtung allerdings wieder sehr und zementiert die klassischen Geschlechter- und Rollenbilder der 1950er Jahre.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer, eine Bildergalerie und eine Trailershow zu weiteren bei Explosive Media erschienenen Filmen.



Trailer zu "In den Fängen des Teufels - The Unguarded Moment"



 

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