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AutorenbildWalter Gasperi

Klassik Thriller Box


Mit Billy Wilders "Reporter des Satans - The Big Carnival / Ace in the Hole", Joseph Loseys "Dem Satan singt man keine Lieder - The Prowler" und Brian de Palmas "Schwarzer Engel - Obsession " präsentiert Schröder Media drei Klassiker auf einer DVD.


Als Thriller kann man Billy Wilders "Reporter des Satans" ("Ace in the Hole" / "The Big Carnival") zwar kaum bezeichnen, aber ein starkes Stück Kino ist dieser bittere Journalismusfilm auf alle Fälle. Wilder, der in jungen Jahren selbst Reporter war und auch später in Filmen wie "Extrablatt" mit der Sensationspresse abrechnete, wusste wovon er hier erzählt.


Schnörkellos ist der Einstieg, wenn der egozentrische Journalist Chuck Tatum (Kirk Douglas) in Albuquerque, New Mexico auftaucht und sich um einen Job bei der lokalen Zeitung bewirbt, nachdem er bei diversen großen Medien wegen Fehlverhaltens entlassen wurde. Mit einem Schnitt wird ein ereignisloses Jahr übersprungen, in dem Tatum erfolglos auf den großen Knüller wartete. Gering ist nun auch seine Begeisterung, über eine Schlangenjagd zu berichten, doch bei der Fahrt dorthin stößt er bei einer Tankstelle in der Halbwüste auf den Fall des in einer indianischen Höhle eingeschlossenen Leo Minosa.


Relativ leicht könnte man den Mann retten, doch Tatum will daraus eine große Story machen und die Evakuierung hinauszögern. Statt durch den abgestützten Stollen soll Minosa deshalb durch eine zeitaufwändige Bohrung von der Spitze des Berges geborgen werden, während die Berichte Tatums nicht nur immer mehr Schaulustige anlocken, sondern auch nationale Medienvertreter.


Scharf attackiert Wilder nicht nur einen Journalismus, der im Schicksal eines Menschen nur eine gute Story sieht, sondern auch die Sensationslust des Publikums und Menschen, die daraus wieder Profit machen. Machen Tankstelle und Restaurant von Minosas Familie bislang nämlich kaum Umsatz, so blüht nun das Geschäft.


Aber auch die Verflechtung von Presse und Politik zeigt Wilder plastisch auf, wenn der Sheriff zum willfährigen Handlanger Tatums wird, als dieser ihm darlegt, dass er mit seinen Berichten dessen Wiederwahl entscheidend unterstützen, ihn aber auch demontieren könne. Und auch die kaltherzige Gattin des Verschütteten bekommt ihr Fett ab: Sie kümmert das Schicksal ihres Mannes kaum und denkt vor allem ans Verlassen der tristen Gegend.


Man kann verstehen, dass ein Film, der so zum Rundumschlag auch gegen das Publikum, das sich in den sensationsgierigen Schaulustigen wiedererkennen sollte, ausholt, kein Kassenerfolg wurde. Mit seinem grimmigen Blick, seiner kompakten Inszenierung und Kirk Douglas, der beim Spiel dieses rücksichtslosen Journalisten keine Scheu zeigte, sich möglichst unsympathisch zu präsentieren, überzeugt "Reporter des Satans" aber immer noch.


Gegenstück zu Wilders negativ gezeichnetem Polizisten ist in Joseph Loseys 1951 entstandenem "The Prowler - Dem Satan singt man keine Lieder" der Polizist Webb (Van Heflin). Als dieser wegen eines Landstreichers zu einem Haus gerufen wird, verfällt er rasch der Schönheit und dem Reichtum der verheirateten Susan (Evelyn Keyes). Weist sie den Polizisten zunächst ab, so beginnen sie bald doch eine Affäre, denn zufällig hat Webb ja auch das Testament von Susans Mann entdeckt. Bald ist so der Beschluss gefasst den Ehemann zu beseitigen, doch auch nach der Tat kann das Paar nicht glücklich werden, sondern muss in eine Geisterstadt in der Mojave-Wüste fliehen.


Etwas sprunghaft wirkt "The Prowler" zwar mit den emotionalen Wendungen, die sich zwischen einzelnen, zeitlich doch nicht allzu lange auseinanderliegenden Szenen abspielen, doch davon abgesehen ist das Drehbuch von Dalton Trumbo und Hugo Butler bestechend aufgebaut. Ebenso kühl wie schnörkellos und konzentriert ist die Regie von Losey. Beinahe nur mit dem von Van Heflin stark gespielten Polizisten und Susan kommt der Film in der ersten Hälfte aus, erst danach weitet sich der Raum und mehr Personen kommen dazu, doch konsequent wird auch hier die Handlung weitergetrieben und die Situation der Protagonisten sukzessive aussichtsloser.


Klassisches und modernes Kino verbindet dagegen Brian De Palma in seinem 1976 entstandenen "Obsession – Schwarzer Engel". Die Handlung um einen Immobilienmakler (Cliff Robertson), der bei einer Entführung Frau und Tochter verliert, 16 Jahre später aber auf eine Doppelgängerin seiner Frau (Genevieve Bujold) trifft, dabei aber in eine Intrige verwickelt wird, orientiert sich unübersehbar an Alfred Hitchcocks "Vertigo".


Auf die sonst üblichen Zitate - wie zum Beispiel bei "Sisters - Die Schwestern des Bösen" verzichtet De Palma aber, vielmehr erzählt er nach einem Drehbuch von Paul Schrader langsam, aber konsequent und mit meisterhaftem Einsatz filmischer Mittel. Die gleitende Kamera von Vilmos Zsigmond und die zahlreichen Zooms sowie 360° Kreisfahrten sorgen nicht nur für großen Erzählfluss, sondern erzeugen zusammen mit der sinfonischen Filmmusik von Hitchcocks bevorzugtem Komponisten Bernard Herrmann auch für suggestive Spannung. – Pures Kino, das mehr auf Bilder und Töne als Figurenzeichnung und glaubwürdige Handlung setzt, wird hier geboten, gleichzeitig werden aber auch Fragen nach dem Umgang mit Verlust, nach Identität und zerstörerischer Besessenheit aufgeworfen.


An Sprachversionen werden bei der bei Schröder Media erschienenen DVD bei "Reporter des Satans" nur die deutsche Synchronfassung, bei "Dem Satan singt man keine Lieder" und "Schwarzer Engel" die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel angeboten. Extras gibt es keine.

Trailer zu "Schwarzer Engel - Obsession"



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