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AutorenbildWalter Gasperi

Klein, aber produktiv: Republic Pictures

City That Never Sleeps (John H. Auer, 1953)

Neben den Major-Studios wie Paramount, MGM und Warner Brothers gab es im klassischen Hollywood auch kleinere Produktionsgesellschaften. Am langlebigsten war Republic Pictures, das auf B-Filme spezialisiert war und in dem zwischen 1935 und 1959 rund 1000 Filme entstanden. Das Filmpodium Zürich bietet mit einer Filmreihe Einblick in die Kreativität dieses Studios.


Spannender als die Großproduktionen der Major-Studios sind im klassischen Hollywood-Kinos vielfach die Filme der kleineren Studios. Setzte man bei den Majors oft auf Hochglanz und Eleganz, wurden in den kleineren Studios auch immer wieder abgründigere Werke produziert und gerade Zeitdruck oder der Mangel an Geld konnten die Kreativität beflügeln.


Zur Abgrenzung von den "Big Five" MGM, Paramount, 20th Century Fox, Warner Brothers und RKO wurden diese kleinen Studios wie Monogram Pictures, Grand National Pictures und Republic Pictures als Poverty Row bezeichnet. Mit kleinem Aufwand wurden hier Western, Gangsterfilme und Film noirs produziert.


Zu den erfolgreichsten und langlebigsten dieser Studios zählte Republic Pictures, das 1935 vom Geschäftsmann Herbert Yates gegründet wurde. Als Inhaber eines Studios, das Filmmaterial entwickelte, zwang Yates mehrere kleine Studios, die auf seine Ware angewiesen waren, sich in den neu gegründeten Republic Pictues zusammenzuschließen.


Spezialisiert war dieses Studio, dessen Logo ein gigantischer, auf einer Bergspitze sitzender Adler war, auf Low-Budget-Produktionen. Die Drehzeit für die Filme betrug eine bis maximal drei Wochen, das Budget war auf 30.000 Dollar bis 300.000 Dollar bei den Deluxe-Filmen begrenzt. Stars konnte man sich so im Gegensatz zu den großen Studios kaum leisten und auch bei den Regisseuren engagierte man eher unbekannte Leute.


Erst in den 1950er bemühte man sich auch größere Produktionen zu realisieren, um der zunehmenden Konkurrenz des Fernsehens etwas entgegenzusetzten. John Ford drehte so in Irland für Republic Pictures "The Quiet Man" (1952), Nicholas Ray den legendären Western "Johnny Guitar" (1954) und der Veteran Frank Borzage das Musical "I´ve Always Loved You" (1946).


Während "I´ve Always Loved You" noch in Zusammenarbeit mit Technicolor entstand, entwickelte das Studio in den späten 1940er Jahren mit Trucolor ein eigenes Farbverfahren, um effizienter produzieren zu können.


Einen Schwerpunkt bildeten Western, aber auch Gangster- und Abenteuerfilme gehörten zum Programm des Studios. Neben dem bekannten Hollywood-Routinier Allan Dwan drehten so heute weitgehend unbekannte Regisseure wie Joseph Kane, William Witney, der für Quentin Tarantino der unterschätzteste Actionregisseur in der Geschichte Hollywoods ist, und R.G Springsteen einen Film nach dem anderen.


Während Dwan dabei aufgrund der Freiheiten, die ihm das Studio gewährte, in "Driftwood" (1947) eine fürs Hollywood-Kino gänzlich ungewöhnliche Kinderfigur schaffen und die Beziehungen in einer Ersatzfamilie durchleuchten konnte, arbeitete Joseph Kane in "The Plunderers" (1948) zwar mit einer klassischen Western-Story, verlieh aber dem Film durch die Farbdramaturgie einen ganz eigenen Touch.


Als träumerisches und gewalttätiges B-Movie gilt dagegen Edward Ludwigs Seefahrerabenteuer "Wake of the Red Witch" (1948), in dem John Wayne einen alkoholkranken Kapitän spielt, und R. G. Springsteens Western "Hellfire" (1949) wird als große Hommage an unabhängige Frauen gefeiert.


Gegenpol zu Joseph H. Auers düsterem "City That Never Sleeps" (1953), in dem ein desillusionierter Chicagoer Polizist mittels eines zwielichtigen Angebots ein neues Leben beginnen will, stellt wiederum Joseph Kanes aufwändiger in den Gewässern um Indonesien spielender Abenteuerfilm "Fair Wind to Java" (1953) dar.


Die sinkende Nachfrage nach Filmen in den 1950er Jahren aufgrund des Booms des Fernsehens führte schließlich aber auch zu einem Rückgang der Produktion bei Republic Pictures und einer Fokussierung auf Fernsehproduktionen, ehe 1959 die Filmproduktion mit Übernahme des Unternehmens durch den Industriellen Victor M. Carter eingestellt wurde.


Weitere Informationen zur Filmreihe im Filmpodium Zürich und den Spielplan finden Sie hier.

 

  

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