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AutorenbildWalter Gasperi

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat

Aktualisiert: 15. März 2021


Kurz vor Eröffnung ihrer Bäckerei im Londoner Stadtteil Notting Hill stirbt die Konditorin Sarah, doch ihre beste Freundin, ihre Tochter und ihre Mutter machen sich daran den Lebenstraum der Verstorbenen trotzdem zu verwirklichen. – Eliza Schroeder legt mit ihrem Debüt ein rund und gefällig inszeniertes, aber auch sehr vorhersehbares und allzu glattes Feelgood-Movie vor.


Die Montage verbindet in der ersten Szene schon vier Frauen. Während man Sarah auf ihrem Fahrrad zu ihrer neuen Bäckerei fahren sieht, wartet vor dieser ihre Freundin Isabella (Shelley Conn), während Sarahs Tochter Clarissa (Shannon Tarbet) in einem Tanzstudio probt und Sarahs Mutter Mimi (Celia Imrie) einen Brief an sie schreibt, in dem sie ihr Bedauern darüber ausdrückt, dass sie sich zu wenig Zeit für sie genommen hat.


Ausgespart bleibt Sarahs Unfall, der Besuch von zwei Polizisten bei der Mutter macht klar, dass die Köchin ums Leben gekommen ist. Während der Tod die drei zurückbleibenden Frauen von Sarah trennt, schweißt sie deren Lebenstraum auf der anderen Seite zusammen. Will Isabella zunächst die Bäckerei aufgeben, so überredet sie Clarissa, die ihr Tanzstudium zumindest vorübergehend abbricht, sie doch zu eröffnen und gewinnt ihre Oma, zu der sie über Jahre keinen Kontakt pflegte, für die finanzielle Unterstützung.


Prototypisch stehen so drei ganz unterschiedliche Frauen aus drei Generationen im Zentrum, einzig einen Konditor braucht man noch, der in Sarahs früherem Freund Matthew (Rupert Penry-Jones), der auch Clarissas Vater sein könnte, rasch gefunden wird. Auch die Startprobleme, die sich angesichts der Konkurrenz von vier nahen Bäckereien ergeben, werden überwunden, als das Team beginnt statt auf Himbeertörtchen, Eclairs, Macaron und Erdbeer-Fraisier nach dem Motto „In 80 Backwaren um die Welt“ auf nationale Köstlichkeiten der vielen in London lebenden Ethnien wie lettische Kringel oder japanische Matcha Mille Crepes zu setzen.


Eliza Schroeder, die ihr Debüt ihrer vor einigen Jahren verstorbenen Mutter Sonja Schroeder gewidmet hat, erzählt rund und gefällig, aber auch allzu glatt. In warme und aufgeräumte Bilder ist jede Szene getaucht, eine flüssige Montage sorgt immer wieder für Raffung der Ereignisse und alle Brüche, Probleme und Störungen lösen sich in Windeseile auf.


Wenig ist hier von der Trauer über den Tod Sarahs bei den Hinterbliebenen zu spüren. Nur kurz reagiert Oma Mimi, der immer ihre Karriere als Zirkusartistin wichtiger als Tochter Sarah war, abweisend, als sich nach jahrelanger Funkstille Enkelin Clarissa bei ihr einstellt. Rasch steigt sie auf deren und Isabellas Plan ein.


Absehbar ist auch, dass sich eine Liebesbeziehung zwischen Isabella und Konditor Matthew einstellen wird. Obligatorisch ist fast schon, dass es dabei aber nach rund zwei Dritteln des Films wieder zu einer Störung kommt, die sich aber ebenso leicht wieder auflöst wie die nur kurz angedeuteten wirtschaftlichen Probleme am Beginn.


Nichts soll hier den Zuschauer verunsichern oder das Wohlgefühl stören, sondern mit den Ingredienzien Backen und Liebe soll er beglückt und erfreut werden. Ein spätes und zartes Glück stellt sich so auch mit einem erfinderischen Nachbarn (Bill Paterson) für Oma Mimi ein, während die ausgiebig ins Bild gerückten vielfältigen Süßigkeiten beim Zuschauer kulinarisches Begehren wecken.


Ein bewährtes Rezept ist das von Lasse Hallströms „Madame Mallory und der Duft von Curry“ über Eric Khoos „Rahmen Shop“ bis zu Naomi Kawases „Kirschblüten und Rote Bohnen“. Im Gegensatz zu „Love Sarah“ spielen in diese Filme freilich auch gewichtigere Themen wie Rassismus und traumatische Vergangenheit hinein, während es hier bei der gefühlvollen romantischen Komödie bleibt.


Gerne schaut man zwar den sympathischen und natürlich agierenden Schauspielern zu, wenig zu kritisieren gibt es auch an der Inszenierung – aber wenig bleibt am Ende auch haften. Ein nettes Divertimento ist dieser Film, schmeckt wie eine der Leckereien, die in der nach der Verstorbenen „Love Sarah“ benannten Konditorei zubereitet werden, doch ein sättigendes Menü bietet dieses Feelgood-Movie reinsten Wassers nicht.


Wird am 5.5. im Rahmen der LeinwandLounge in der Remise Bludenz gezeigt


Trailer zu "Love Sarah"



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