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  • AutorenbildWalter Gasperi

Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs


Eine etwa 55-jährige Reinigungskraft entdeckt mit einem neuen Job in der Pariser Académie des Beaux-Arts und der Begegnung mit deren Hausmeister Lebensfreude und verschüttete Sehnsüchte. – Lauriane Escaffres und Yvo Mullers zurückhaltend inszenierte und gespielte Feelgood-Komödie ist bei Atlas Film auf DVD und Blu-ray erschienen.


Als die alte Dame, deren Haushalt Maria (Karin Viard) viele Jahre geführt hat, stirbt, muss die Mittfünfzigerin einen neuen Job suchen. Rasch ist dieser in der Stelle einer Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts gefunden, doch die zurückhaltende Frau aus der Vorstadt kommt damit auch in ein ihr völlig fremdes Milieu.


Immer wieder signalisiert auch die Fahrt mit Zug und U-Bahn vom Reihenhaus, in dem sie mit ihrem arbeitslosen Mann lebt, zu ihrem neuen Arbeitsplatz die Kluft zwischen diesen beiden Welten. Dem kleinbürgerlichen Milieu, mit einem Mann der Maria und ihre Bedürfnisse kaum mehr wahrnimmt, steht die offene Welt der Künste mit eigenwilligen Installationen und Performances der Student:innen gegenüber.


Dass hier Maria auch mal ein Kunstwerk, das sie für eine Verunreinigung hält, entsorgt, ergibt sich von selbst, doch der grummelige Hausmeister Hubert (Grégory Gadebois) vertuscht solche Fehler. Seelenverwandte haben sich da nämlich getroffen, denn beide sind zwar nicht unglücklich, doch im Alltagstrott erstarrt. Lebensfreude und Leidenschaft scheinen ihnen längst abhanden gekommen – ihr im kleinbürgerlichen Leben und Hubert, der den Spitznamen Mammut trägt, durch seine nahezu lebenslange Arbeit in der Akademie.


Und doch schlummert da noch etwas unter der Oberfläche, wenn Hubert heimlich Rock´n´Roll-Tanzschritte probt und Maria von einer Studentin zunächst in deren Installationen einbezogen wird und sich bald auch selbst als Modell anbietet. Langsam kommen sich die beiden Außenseiter so auch näher und Maria muss sich immer mehr die Frage stellen, ob sie nicht einen Ausbruch aus ihrem eingefahrenen Leben und einen Neubeginn wagen möchte.


Nicht gerade neu ist die Geschichte von der Selbstfindung einer Frau im mittleren Alter und völlig überflüssig ist die Verknüpfung dieser Geschichte mit einem Konflikt mit der erwachsenen Tochter. Wenig bringen auch die Auftritte der beiden Regisseur:innen als zickige Direktorin der Kunstschule und affektierter Dozent. Doch der Kontrast von Kunstakademie mit immer wieder neuen originellen Kunstwerken und kleinbürgerlicher Welt der Protagonist:innen und vor allem die zurückhaltende Inszenierung von Escaffre und Muller sorgen doch für liebenswerte und charmante Unterhaltung.


Auf großes Drama verzichtet das Regie-Duo bei seinem Langfilmdebüt nämlich und lässt Maria und Hubert sich in kleinen Szenen und Begegnungen näherkommen. Auch die gewohnten Rückschläge bleiben dabei nicht aus, denen aber wieder eine wunderbar poetische Szene eines ersten Kusses bei einer Lichtinstallation gegenübersteht.


Getragen wird diese warmherzige Feelgood-Komödie aber vor allem vom Spiel Karin Viards und Grégory Gadebois. Bestens harmonieren sie als einfache Reinigungskraft und als bärenhafter, aber herzensguter Hausmeister. Auch sie drehen bei ihrem Spiel nicht auf, sondern machen gerade mit ihrer Zurückhaltung spürbar, wie unter der Oberfläche Sehnsüchte und Leidenschaften verschüttet sind. Zuzuschauen, wie sie langsam aufblühen und wieder Lebensfreude entwickeln, bereitet einiges Vergnügen und kann einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern..


An Sprachversionen bieten die bei Atlas Film erschienene DVD und Blu-ray die französische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Extras gibt es keine.


Trailer zu "Maria träumt - Oder: Die Kunst des Neuanfangs"



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