Berühmter als der aus Ungarn stammende Michael Curtiz sind die Filme, bei denen er Regie führte. Denn mit "Casablanca" und "Captain Blood", aber auch mit "Mildred Pierce" und "We´re No Angels" assoziiert man nicht so sehr Curtiz als vielmehr die Stars Humphrey Bogart und Errol Flynn, Joan Crawford und Peter Ustinov. – Das Filmarchiv Austria widmet dem 1886 in Budapest als Mihály Kertész geborenen Hollywood-Regisseur bis 17. Juni eine Retrospektive.
Michael Curtiz teilt das Schicksal des britischen Regisseurs Carol Reed. Zumindest einen weltberühmten Klassiker haben beide geschaffen, doch wie man bei "The Third Man" (1948) zumindest zunächst nicht an Reed denkt, so assoziiert man mit "Casablanca" (1942) zwar Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, Claude Reins und Paul Henreid, Sam "Dooley" Wilson am Klavier und vieles andere – aber wohl kaum Michael Curtiz.
Die Regisseure mögen nichts gemeinsam haben, "The Third Man" und "Casablanca" haben es sicherlich: Beide sind perfekte Ensemblearbeiten, die von der Besetzung bis hin zu Exilanten bei dem einen und echten Wiener:innen bei dem anderen Film, dem Zeitkolorit, einem ausgefeilten Drehbuch, geschliffenen Dialogen und natürlich ihrem zu Ohrwürmern gewordenen musikalischen Motiv leben.
Curtiz, 1886 als Mihály Kertész in der ungarischen Hauptstadt Budapest geboren, hat sich schon 1912 dem Film zugewandt. Rasch stieg er zum wichtigsten ungarischen Regisseur auf und in den 1920er Jahren drehte er in Wien mit "Sodom und Gomorrha – Die Legende von Sünde und Strafe" (1922) und "Die Sklavenkönigin" (1924) österreichische Monumentalfilme, die sich an amerikanischen Vorbildern orientierten.
So kam er auch 1926 nach Hollywood. Bald nahm ihn Warner Bros., für die er bis 1953 arbeitete, unter Vertrag. In den 1930er Jahren drehte Curtiz jährlich fünf bis sechs Filme und stieg rasch zu einem der kommerziell erfolgreichsten Regisseure des Studios auf.
Im Horrorgenre ("Dr. X", 1932) war er ebenso zu Hause wie im Gangsterfilm ("20000 Years in Sing Sing", 1932), seine größten Erfolge gelangen ihm in dieser Zeit aber mit Errol Flynn, den er zum Star machte. Mit "Captain Blood" (1935), für den der ursprünglich vorgesehene Robert Donat die Hauptrolle ablehnte und "The Sea Hawk" (1940) schuf er Marksteine des Piratenfilms und verhalf gleichzeitig dem Genre zu einer kurzen Blüte.
Leichtfüßig und souverän inszeniert, nicht zuletzt dank der Besetzung der Hauptrolle mit Flynn mit einem Hang zum Komödiantischen gelangen Curtiz hier ebenso wie mit seiner Version von "Robin Hood" (1937) unbeschwerte und zeitlose Unterhaltungsfilme.
Mit Flynn drehte er aber auch die Western "Dodge City" (1939), "Virginia City" (1940) und "Santa Fe Trail" (1940). Die Jack London-Verfilmung. Edward G. Robinson spielte dagegen im Boxerfilm "Kid Galahad" (1937) und in der Jack London-Verfilmung "The Sea Wolf" (1941).
Aber nicht nur männliche Stars konnte er brillant führen und verhalf so James Cagney mit "Yankee Doodle Dandy" (1942) zu seinem einzigen Oscar, sondern auch Bette Davis konnte unter seiner Regie brillieren ("The Private Lives of Elizabeth and Essex", 1939) und Joan Crawford verschaffte er ihre vielleicht stärkste Rolle: "Mildred Pierce – Solange ein Herz schlägt" (1945) gilt als einer der wichtigsten Frauenfilme der 1940er Jahre und als ein Film, der schon unmittelbar nach Kriegsende mit den Ängsten der Amerikaner vor der Neubewertung der Geschlechterrollen spielte.
Als klassischer Autor galt Curtiz, der für sein mangelhaftes Englisch ebenso wie für sein autoritäres Auftreten am Filmset bekannt war, nie. Zu vielfältig ist wohl sein Werk, dessen Bandbreite sich vom klassischen Gangsterfilm ("Angels With Dirty Faces", 1938) über die Komödie ("The Lady Takes a Sailor", 1949) bis zum spektakulären Abenteuerfilm "(The Charge of the Light Brigade", 1936) und zum patriotischen Kriegsfilm ("Captains of the Clouds", 1942) spannt, um einen klaren Stil und wiederkehrende Themen zu entdecken.
Mit wenig Erfolg kehrte Curtiz mit dem epischen Film "Sinuhe – der Ägypter" (1954) zu seinen Anfängen zurück, mehr Erfolg hatte er da schon - nicht zuletzt dank der lustvoll aufspielenden Humphrey Bogart, Peter Ustinov und Aldo Ray - mit der Ausbrecherkomödie "We´re No Angels" (1955). Seine Fähigkeit Schauspieler zu führen, bewies Curtiz auch in der Arbeit mit Elvis Presley ("King Creole – Mein Leben ist der Rhythmus", 1958), ehe er, schon seit einigen Jahren krebskrank, mit dem Western "The Comancheros" (1961) kurz vor seinem Tod am 11. April 1962 den letzten seiner über 160 Film drehte.
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