Zwei FBI-Agenten ermitteln 1964 in Mississippi im Fall von drei vermissten Bürgerrechtsaktivisten und stoßen überall auf Rassismus und eine Mauer des Schweigens: Alan Parkers mit Gene Hackman, Willem Dafoe und Frances McDormand großartig besetzter Thriller aus dem Jahr 1988 ist bei Capelight Pictures in einem Mediabook auf 4K Ultra HD und Blu-ray mit Bonus Blu-ray sowie auf DVD erschienen.
Schon mit der Nachstellung des berühmten Fotos von getrennten Waschbecken für Weiße und für Afroamerikaner stimmt der Brite Alan Parker auf eine Auseinandersetzung mit dem Rassismus ein. Dass der Filmtitel wörtlich zu nehmen ist, machen die folgenden Einstellungen einer brennenden Kirche klar, und immer wieder werden in diesem Film Häuser und Kirchen von Afroamerikanern abgefackelt werden.
Welches Klima der Angst und des Terrors im Mississippi des Jahres 1964 herrscht, lässt die folgende Szene spüren, in der drei junge Männer – erst später wird man erfahren, dass die beiden Weißen und der Afroamerikaner Bürgerrechtsaktivisten waren – auf einer nächtlichen Straße in ihrem Wagen plötzlich von drei anderen Wagen verfolgt werden. Als bei einem dieser Wagen die Polizeisirenen eingeschaltet werden und sie zum Anhalten gezwungen werden, beruhigt der Fahrer zunächst seine beiden Mitfahrer, doch dann wird er aus nächster Nähe eiskalt erschossen.
Über einen Wissensvorschuss verfügen die Zuschauer:innen damit, denn die beiden FBI-Agenten Rupert Anderson (Gene Hackmann) und Alan Ward (Willem Dafoe), die aus dem Norden nach Mississippi geschickt wurden, ermitteln zunächst "nur" im Fall der vermissten Aktivisten, wissen aber nicht von ihrer Ermordung. Erst spät wird sie ein Tipp zu den Leichen führen.
Nicht die Auffindung der Täter, sondern deren Überführung steht so im Zentrum und mehr als die Krimigeschichte interessiert Parker einerseits die Charakterisierung der beiden gegensätzlichen FBI-Agenten und andererseits die Stimmung des Rassismus und der Gewalt in der Südstaaten-Kleinstadt.
Hackman und Dafoe spielen dabei nicht nur ein starkes ungleiches Duo, sondern bringen auch ganz unterschiedliche Ermittlungsmethoden ins Spiel. Während der von Dafoe gespielte junge College-Absolvent sorgfältig nach Paragraphen vorgeht, aber kein Gespür für das richtige Verhalten in dem rassistischen Milieu an den Tag legt, versucht der von Hackman gespielte erfahrene Cop durch Small-Talk und persönliche Kontakte die Menschen zum Reden zu bringen, schreckt aber auch vor Einschüchterung und physischer Gewalt nicht zurück.
Packend ist es zuzusehen, wie sich diese beiden Ermittler aneinander reiben und wie der Jüngere schließlich einsehen muss, dass er ohne die Tricks des Älteren hier nicht weiterkommt. Fragwürdig ist freilich die Botschaft, dass im Kampf gegen das Verbrechen auch ungesetzliche Methoden und Gewalt legitim sind, falls man auf legalem Weg die Täter nicht überführen kann.
Dieses Charakterporträt ist aber "nur" die Folie, auf der eine packende Abrechnung mit dem Rassismus entwickelt wird. Wie sich hier Sheriff und Deputy arrogant aufspielen, wie auch die Gerichtsbarkeit nicht objektiv ist, sondern weiße Straftäter auf Bewährung freilässt, kann wütend machen, während andererseits eine Rede des Anführers des Ku-Klux-Clan eindrücklich die Ideologie dieser Rassisten vermittelt.
Dicht evozieren Parker und sein für seine Arbeit mit dem Oscar ausgezeichneter Kameramann Peter Biziou in ihrem auf dem wahren Fall der Ermordung der drei Bürgerrechtler James Earl Chaney, Michael Schwerner und Andrew Goodman beruhenden Thriller die Atmosphäre des Mississippi der 1960er Jahre. Geschickt wird auch durch die Einbettung von schwarzweißen Archivaufnahmen eines Auftritts des Ku-Klux-Clan und Fotos der Eindruck von Authentizität und damit die Spannung gesteigert.
Immer noch packendes Kino wird hier geboten, denn Parker versteht es bei dieser aufrüttelnden Abrechnung mit dem Rassismus meisterhaft zu emotionalisieren. Plakativ mag das sein, aber es wirkt einfach, wenn bei Bildern von Brandstiftungen oder gewalttätigen Übergriffen auf Afroamerikaner der Ton zurückgenommen und stattdessen den Szenen schwermütige Gospel Songs unterlegt werden.
Gleichzeitig ist aber auch nicht zu übersehen, dass die Afroamerikaner:innen in diesem Film nur Nebenrollen spielen, kaum Profil gewinnen und der Fokus ganz auf den weißen Ermittlern und Tätern liegt. Vorwerfen kann man dies "Mississippi Burning", dessen Titel sich auf den Decknamen der damaligen FBI-Untersuchung bezieht, letztlich aber kaum, da dies aus der Erzählperspektive und der Stoßrichtung resultiert.
An Sprachversionen bieten die bei Capelight Pictures in einem Mediabook erschienene 4K Ultra HD und Blu-ray sowie die DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche und englische Untertitel. Als Extras gibt es neben drei Trailern zum Film und Trailern zu weiteren Filmen dieses Labels einen vorzüglichen deutsch untertitelten Audiokommentar von Regisseur Alan Parker, der nicht nur Einblick in die Wahl der Drehorte, die Inszenierung einzelner Szenen und die Wahl und Leistung der Schauspieler:innen, sondern immer wieder auch in die historischen Hintergründe bietet.
Dazu kommen beim Mediabook neben einem 24-seitiges Booklet mit einem Text von Tobias Hohmann eine Bonus Blu-ray unter anderem mit Interviews mit Alan Parker, Willem Dafoe, Drehbuchautor Chris Gerolmo sowie Porträts von Parker und Gene Hackman.
Trailer zu "Mississippi Burning"
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