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AutorenbildWalter Gasperi

Once Upon a Time ... in Hollywood


Alle Filme von Quentin Tarantino zeugen von seiner Liebe zu Genrekino und B-Film. Lustvoll und mit viel Liebe zum Detail erweckt er in seinem neunten Film das Hollywood der späten 1960er Jahre zum Leben, erzählt vom Ende einer Ära und mischt wie schon in „Inglourious Basterds“ unbekümmert Fiktion und historische Realität.


Schon der Titel ist eine filmhistorische Referenz, verweist er doch unübersehbar auf Sergio Leones „Once Upon a Time in the West“ („Spiel mir das Lied vom Tod“), der 1969, im Jahr, in dem Tarantinos Film spielt, in die Kinos kam. Gleichzeitig kommt durch „Once Upon a Time“ („Es war einmal…“) auch ein märchenhafter Ton ins Spiel, der es dem 56-jährigen Amerikaner erlaubt mit der Geschichte Hollywoods so unbekümmert umzugehen wie mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs in „Inglourious Basterds“, in dem er Hitler in einem Pariser Kino den Tod finden ließ.


Im Mittelpunkt von „Once Upon a Time … in Hollywood“ stehen der fiktive TV-Western-Darsteller Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein Stunt-Double Jeff Booth (Brad Pitt). Mit einem liebevollen nachinszenierten schwarzweißen Werbefilm für Daltons-Westernserie „Bounty Law“ erinnert Tarantino gleich zum Auftakt an die Serien dieser Zeit wie „Bonanza“, „Rauchende Colts“ oder „Westlich von Santa Fe“. Doch auch im Fernsehen sind Western inzwischen ein Auslaufmodell, Daltons Serie findet keine Zuschauer mehr, er spielt inzwischen vorwiegend den Schurken in anderen Serien.


Mit großer Liebe zum Detail von den Autos über die Straßenzüge bis zu den Studio-Kulissen dieser Western-Serien erwecken Tarantino und sein Kameramann Robert Richardson das Hollywood des Jahres 1969 zum Leben. Der alten Zeit, für die Dalton und Booth stehen, stellt er mit den leicht bekleideten Hippies, die durch die Straßen ziehen, eine neue gegenüber. Mit „Easy Rider“ als Kultfilm dieser Generation wird in diesem Jahr auch das alte und schon längere Zeit schwer angeschlagene Hollywood endgültig weggespült werden.


Viel erzählt Tarantino im Grunde nicht, lässt sich viel Zeit für Szenen auf dem Filmstudio, erinnert an damalige Größen wie Bruce Lee und Steve McQueen, lässt Dalton erzählen, wieso er McQueens Rolle in John Sturges´ „Gesprengte Ketten“ doch nicht bekam, und Booth als Daltons Freund und Mädchen für alles zwar den Star nie bei Stunts doubeln, dafür aber durch die Stadt fahren, dessen Hund füttern oder die TV-Antenne reparieren.


Leichthändig kann in diesem lustvoll verspielten Film auch ein Erzähler die Geschichte Daltons, wieso er nicht selbst fährt, korrigieren, oder wird in einer Film-im-Film-Szene mittels Insert eingeblendet, in welchem Moment Booth den abgehalfterten Star doubelte. Ironisch bricht der Film auch das Bild vom toughen Helden, wenn die Sorge um den Karriereknick Dalton ebenso weinen lässt, wie ein begeistertes Feedback einer Kinderdarstellerin zu seiner schauspielerischen Leistung.


Mit der Geschichte dieses fiktiven Western-Stars und seines Stuntman verknüpft Tarantino die reale Geschichte von Roman Polanski und seiner Frau Sharon Tate (Margot Robbie), die neben Dalton am Cielo Drive einziehen. Während Polanski im Hintergrund bleibt, erklärt der Film Tate seine Liebe, wenn er ihr bei einem Kinobesuch der Agentenkomödie „Wrecking Crew – Rollkommando“ folgt. Leidenschaftlich geht sie mit, als sie sich selbst auf der Leinwand betrachtet, und lässt pure Lebensfreude spüren.


Booth werden seine Wege aber auch zu einer stillgelegten Western-Movie-Ranch führen, auf der die gewalttätige Hippie-Kommune der Manson-Familie Quartier bezogen hat. Vom Februar 1969 wird der Film so schließlich zum 8. August 1969 springen.


Genaue Zeitangaben und ein Off-Erzähler, die den Eindruck von historischer Richtigkeit erwecken, bestimmen dieses Finale zunächst, und extreme, schon grotesk überzogene Gewalt wird in den zuvor nahezu gewaltlosen Film einbrechen, allerdings nicht so wie man erwartet. Unbekümmert schreibt Tarantino nämlich die Geschichte um, lässt seine Western-Helden zu Helden in der Realität werden und das Kino quasi über die Realität siegen, macht gerade durch diese Diskrepanz zwischen Kino-Fiktion und dem realen Massaker, das sich soeben zum fünfzigsten Mal jährte, bewusst, wie das Leben doch anders weiter gehen hätte können.

Dünn mag insgesamt die Geschichte des 160-minütigen Films sein, ist aber vor allem am Beginn mit einem solchen Schwung und einer Lust inszeniert, die ansteckend wirken und mitreißen. Mühelos halten die bestens aufgelegten Hauptdarsteller und zahlreiche Stars von Al Pacino bis Bruce Dern in hinreißenden Nebenrollen, die zahlreichen kleinen und großen Referenzen, und die detailreiche Evokation der Zeit, zu der freilich auch ein entsprechender Soundtrack gehört, diese Hommage ans alte Hollywood, an die Zeit der TV- und Italo-Western am Laufen und beschert großzügige Kinounterhaltung.


Trailer zu "Once Upon a Time ... in Hollywood"



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