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Parthenope

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 5 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit
"Parthenope": Paolo Sorrentinos berauschend schöne, aber oberflächliche Hommage an die Frauen und an seine Heimatstadt Neapel
"Parthenope": Paolo Sorrentinos berauschend schöne, aber oberflächliche Hommage an die Frauen und an seine Heimatstadt Neapel

Paolo Sorrentino feiert in berauschenden Bildern die Schönheit und das Mysterium der Frauen ebenso wie seiner Heimatstadt Neapel, doch in seiner Oberflächlichkeit ermüdet der mit 136 Minuten überlange Film.


Auf die griechische Mythologie bezieht sich der Titel von Paolo Sorrentinos Hommage an seine Heimatstadt Neapel und die Frauen. Im Mythos war Parthenope eine der Sirenen, die sich ins Meer stürzte, weil es ihr nicht gelang, mit ihrem Gesang Odysseus zu verführen. Weil ihr toter Körper am Standort Neapels ans Meer gespült worden sein soll, wurde sie zur Stadtgöttin der süditalienischen Metropole, zu deren Ehren alljährlich ein Fackellauf veranstaltet wurde.


Wie diese mythische Figur aus dem Meer kam, wird auch die titelgebende Frau im Jahr 1950 in einem Becken am Meer geboren. Von der Geburt springt Paolo Sorrentino ins Jahr 1968 und wird in einem episodischen Reigen, bei dem der Fokus zwischen 1968 und 1982 Jahren liegt, den Bogen schließlich in einem Epilog bis ins Jahr 2023 spannen.


Zusammengehalten wird der Film nur durch die Protagonistin und den Schauplatz Neapel. Wie alle Männer, aber auch Frauen der atemberaubend schönen jungen Parthenope (Celeste Della Porta) verfallen, so scheint Sorrentino auch der Schönheit Neapels verfallen zu sein.


Wie schon in seinem autobiographisch geprägten "È stata la mano di Dio" ("The Hand of God", 2021) setzt er erneut seiner Heimatstadt ein Denkmal, feiert aber auch die Schönheit der Jugend. Wie die Stadt bleibt Parthenope dabei unnahbar und rätselhaft.


In berauschenden, lichtdurchfluteten Bildern von Kamerafrau Daria D'Antonio blickt er vom Meer aus immer wieder auf die Stadt, taucht bald in die Gassen und Wohnungen der Altstadt ein, entführt aber auch auf die Insel Capri.


Gleichzeitig wird dabei auch Sorrentinos Lust am Mysteriösen und Grotesken sichtbar, wenn ein seltsamer Wassersprengwagen, mit dem die Cholera bekämpft werden soll, einen Begräbniszug stört, oder wenn er sich ausführlich dem Blutwunder des San Gennaro widmet, bei dem sich alljährlich bei der feierlichen Zeremonie zu Ehren des Stadtheiligen dessen in einer Glasampulle aufbewahrtes, eingetrocknetes Blut verflüssigen soll. Auch seine Begeisterung für den Fußballclub SSC Napoli kann Sorrentino mit einem karnevalesken Umzug anlässlich des Meistertitels 2023 ins Spiel bringen.


Solche grotesken, an die Filme Federico Fellinis erinnernden Momente fehlen aber auch im Leben Parthenopes nicht. So beginnt sie zwar ein Studium der Anthropologie, nimmt dann aber Schauspielunterricht bei der mysteriösen Flora Alva, die ihr Gesicht immer verhüllt, oder macht die Bekanntschaft mit dem exzentrischen Star Greta Cool, dem depressiven und alkoholkranken amerikanischen Schriftsteller John Cheever (Gary Oldman) oder einem deformierten Baby, das in seiner Körperfülle an den Protagonisten in Darren Aronovskys "The Whale" erinnert.


Mehr als Fluch denn als Geschenk erscheint dabei aber die Schönheit, wenn sich Parthenopes Bruder das Leben nimmt, weil er es nicht erträgt zuzusehen, wie ein anderer Mann seine Schwester küsst und berührt, während ihm selbst das verboten bleibt. Trotz ihrer Schönheit, deren Kraft Sorrentino intensiv beschwört, bleibt die Begehrte auch Zeit ihres Lebens allein und wird keine längere Beziehung eingehen.


Von der Schauspielerei wird sie sich bald wieder der Anthropologie zuwenden. Wenn ihr Professor das Wesen dieser Wissenschaft mit dem genauen Hinschauen erklärt, definiert dies auch die Stoßrichtung von Sorrentinos Film. Er will nicht erklären oder in die Tiefe gehen, sondern hinschauen und verführerisch schöne Schauplätze und Menschen präsentieren. Entschieden und unverhohlen männlich ist sein Blick dabei im Auskosten und Ausloten der Schönheit seiner Protagonistin. Doch so begeisternd "Parthenope" auch in seiner visuellen Brillanz ist, so oberflächlich bleibt dieser Bilderbogen letztlich auch.


Da mag Sorrentino zwar anhand des Lebens Parthenopes die Frage aufwerfen, ob die Liebe zentral fürs Überleben oder ein geglücktes Leben ist, so bleibt die Protagonistin doch zu unergründlich, als dass dieser Film Kraft und Intensität entwickeln könnte.


Plastisch vermittelt der Oscar-Preisträger dagegen am  Ende die Vergänglichkeit der Jugend und der Schönheit, wenn nach einem großen Zeitsprung die über 70-jährige Parthenope, die nun vom italienischen Altstar Stefania Sandrelli gespielt wird, nach Neapel zurückkehrt und mit jungen Studentinnen diskutiert.



Parthenope Italien / Frankreich 2024 Regie: Paolo Sorrentino mit: Celeste Dalla Porta, Stefania Sandrelli, Gary Oldman, Silvio Orlando, Luisa Ranieri Länge: 136 min.


Läuft ab 10.4. in den österreichischen und deutschen Kinos.


Trailer zu "Parthenope


 

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