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AutorenbildWalter Gasperi

Raubzug der Wikinger - The Long Ships


Die Legende von einer gewaltigen goldenen Glocke weckt nicht nur das Interesse eines Wikingers, sondern auch eines arabischen Scheichs. – Jack Cardiffs farbenprächtiger und handlungsreicher, aber einfach gestrickter Abenteuerfilm aus dem Jahr 1964 ist bei Koch Films in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Zu den Credits sieht man ein Schiff, das in einem Sturm sinkt, ehe sich mit Ende des Vorspanns ein Erzähler zu Wort meldet und bald auch ins Bild kommt. Auf einem Markt in dem von den Mauren beherrschten Südspanien unterhält der Wikinger Rolf (Richard Widmark), um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, die Leute mit seiner abenteuerlichen Geschichte und erzählt auch von einer sagenhaften goldenen Glocke. Diese Auftaktszene kann man auch als Anleitung für die Lesart des Films sehen. Denn auch der Brite Jack Cardiff spinnt allerhand Seemannsgarn und strebt mit seinem Film weder nach historischer Richtigkeit noch nach einer zwingenden Erzählung.


Weil sich auch der Herrscher der Stadt, Scheich El Mansuth (Sidney Poitier) für diese Glocke interessiert, ergreifen zwei Wachen Rolf und bringen ihn in den Palast. Dass seine Erzählungen erfunden seien, will der Herrscher ihm nicht glauben, doch noch ehe der Wikinger gefoltert werden kann, kann er entkommen.


Währenddessen wird im bäuerlichen Wikingerdorf ein prächtiges Langschiff zu Wasser gelassen, das der dänische König als sein Totenschiff kauft. Anschließend wird bei viel Met in einer schummrigen Spelunke ausgiebig gefeiert.


Zwei gegensätzliche Welten lässt Cardiff mit der sonnendurchfluteten südspanischen Stadt, dem elegant gekleideten Scheich mit seinen Haremsdamen und dem rauen und derben, winterlich kalten Dorf der Wikinger, die teilweise Felle als Kleidung tragen, aufeinandertreffen. Differenzierter ausgearbeitet wird dieser Gegensatz aber nicht.


Überraschend wird Rolf plötzlich ans Ufer des Wikingerdorfs geschwemmt. Offen bleibt, wie er von Südspanien dorthin kam. Sofort will er aufbrechen, um die goldene Glocke zu suchen. Dazu stellt er schnell eine Mannschaft zusammen, stiehlt das Schiff des Königs und entführt dessen Tochter als Geisel. Bald hören sie auch die Glocke, doch ihr Schiff wird in einem Sturm zerstört. Kaum an Land werden sie auch von Mauren angegriffen, die von El Mansuth angeführt werden, ergriffen und in die Stadt geführt. Aber auch der Wikingerkönig verfolgt Rolf, möchte er sich doch für die Entführung der Tochter und den Diebstahl des Schiffes rächen.


Die Geschichte entwickelt sich ziemlich holprig und sprunghaft. Wichtiger als eine konsequente Handlungsführung scheinen Cardiff vordergründige Action und Schauwerte. Ein Seesturm, eine Schlacht, Gefangennahme und Befreiungsversuch sowie eine "Stählerne Stute" genannte Hinrichtungsmaschine sorgen für erstes, zahlreiche Sonnenuntergänge auf See, die lichtdurchflutete Stadt mit den prächtig gekleideten Mauren und den leicht bekleideten Haremsdamen sowie die blonde Wikingertochter als Love Interest für letzteres.


Spürbar wird in dieser Lust an farbenprächtigen Bildern auch Cardiffs ursprüngliche Profession als Kameramann, in der er unter anderem für die Powell/Pressburger Filme "Irrtum im Jenseits", "Die roten Schuhe" und "Black Narcissus", aber auch für John Hustons "African Queen", Joseph L. Mankiewicz´ "The Barefoot Contessa" und Albert Lewins furioses Melodram "Pandora and the Flying Dutchman" verantwortlich zeichnete.


Mit seinem Handlungsreichtum bleibt "Raubzug der Wikinger" leidlich unterhaltsam, doch wirkliche Spannung will kaum aufkommen. Unentschlossen pendeln die Actionszenen nämlich zwischen Spannung und – bescheidenem – Witz, keine Szene wird weiter entwickelt, sondern naive Hau-ruck-Unterhaltung soll geboten werden. Dürftig sind auch die Dialoge und selbst Schauspielstars wie Richard Widmark und Sidney Poitier bekommen hier keinen Raum, um ihren Figuren Profil zu verleihen.


An Sprachversionen verfügen die bei Koch Films erschienene DVD und Blu-ray über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben einer Bildergalerie den englischen und den deutschen Trailer.


Trailer zu "Raubzug der Wikinger - The Long Ships"


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