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AutorenbildWalter Gasperi

Richard III.


Laurence Oliviers Verfilmung von William Shakespeares gleichnamigem Königsdrama besticht durch herausragende Schauspieler:innen, Werktreue und starke Kameraarbeit. Bei Pidax Film ist die zeitlose Klassikeradaption in digital restaurierter Fassung auf DVD und Blu-ray erschienen.


Skrupellos, intrigant und machtgierig: Als Inbegriff des Bösen hat William Shakespeare in seinem 1597 erschienenen Königsdrama den letzten Herrscher aus dem Haus Plantagenet gezeichnet (1452 – 1485). Ergänzt wird Richards moralische Verwerflichkeit durch körperliche Entstellung mit Buckel und lahmem Bein. – Über Jahrhunderte geprägt hat diese negative Darstellung, die aus parteiischen Quellen resultiert, die Shakespeare benutzte, das Bild dieses Königs. Heutige Historiker sehen darin eine starke Verzerrung der Realität, denn erwiesen ist inzwischen, dass Richard die meisten der ihm unterstellten Verbrechen nicht begangen haben konnte.


Laurence Olivier freilich bedient in seiner werktreuen Shakespeare-Verfilmung ausgiebig dieses finstere Bild des englischen Königs. Mit dem Blick auf die britische Krone setzt sein 1955 gedrehter "Richard III." ein und wird auch mit diesem Bild enden. Das Streben nach Macht rückt damit ins Zentrum und klar ist mit dem Ende auch, dass dieser Machtkampf mit der Inthronisation eines neuen Königs nicht beendet sein wird.


Zum König ausgerufen wird am Beginn Richards Bruder Edward IV. (1442 – 1483). Von Anfang an schmiedet Richard (Laurence Olivier) nun Intrigen, um selbst auf den Thron zu kommen. Seinen anderen Bruder Clarence (John Gielgud) beschuldigt er des Hochverrats und lässt ihn von gedungenen Killern ermorden, als Edward (Cedric Hardwicke) das Todesurteil widerruft. Adelige, die ihm im Weg stehen, lässt er ebenso beseitigen, wie nach dem Tod Edwards dessen beiden Söhne. Kaum ist er aber auf dem Thron, demonstriert er seine Macht und geht auch gegen seinen früheren Helfer vor.


Die Herkunft von der Bühne ist dem Film Oliviers, der sich schon zuvor mit "Henry V." (1944) und "Hamlet" (1948) einen Namen als DER Spezialist für Shakespeare-Verfilmungen gemacht hat, in der statisch-theaterhaften Inszenierung zwar ebenso anzusehen wie in der Sprache Shakespeares. Realistisch wirken dagegen die Kulissen und auch mit dem häufigen Schauplatzwechsel wird dem Eindruck einer Theaterverfilmung entgegengearbeitet.


Die immer wieder engen, vielfach karg ausgestatteten Räume evozieren eine bedrückende Atmosphäre und meisterhaft arbeitet Kameramann Otto Heller mit der Raumtiefe, wenn die tiefenscharfen Bilder in Vorder-, Mittel und Hintergrund gestaffelt sind. Augenfutter bieten dagegen die Kostüme, deren Farben die digital restaurierte Fassung großartig zum Leuchten bringt.


Erst in der letzten halben Stunde des 150-minütigen Films weitet sich der Blick, wenn an die Stelle der Innenräume die weite Landschaft von Bosworth tritt, wo es zur Entscheidungsschlacht zwischen Richard und Henry Tudor, dem Grafen von Richmond, kommt. Nur kurz dauert freilich diese Schlacht, denn rasch laufen Teile der Truppen Richards zum Feind über und der König sieht sich bald auf sich allein gestellt.


Neben der visuellen Gestaltung steht und fällt eine Shakespeare-Verfilmung immer mit ihrer Besetzung. Olivier konnte dabei auf die Crème de la Crème der britischen Schauspieler:innen zurückgreifen. Während er selbst mit sichtlicher Leidenschaft Richard als rücksichtslosen und verschlagenen Machtmenschen spielt, brilliert John Gielgud als dessen Bruder Clarence, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, als er wegen Hochverrats verhaftet wird.


Ralph Richardson überzeugt als opportunistischer Herzog von Buckingham, der in der Hoffnung auf großzügige Entlohnung zum Gehilfen Richards wird, während Claire Bloom den Hass Lady Annes, dessen Ehemann Richard ermorden ließ, spüren lässt.


An Sprachversionen bieten die bei Pidax Film erschienene DVD und Blu-ray, die durch die Bildqualität bestechen, die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den originalen und den deutschen Kinotrailer sowie einen 12-minütigen Fernsehtrailer und Laurence Oliviers kurze Dankesrede bei der Verleihung der British Film Academy Awards 1956. Dazu kommt ein Nachdruck des Hefts der "Illustrierten Film-Bühne", das zu "Richard III." bei seiner deutschen Kinopremiere 1956 erschien.


Trailer zu "Richard III."



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