
Die Jagd nach einem sagenhaften Schatz führt zur Konfrontation zwischen Sindbad dem Seefahrer und einem Emir, in dessen Frau sich der Abenteurer verliebt: Bei Filmjuwelen ist der immer noch bestens unterhaltende, farbenprächtige Abenteuerfilm mit einem Audiokommentar auf DVD und Blu-ray erschienen.
Mit abenteuerlichen Geschichten und exotischen Schauplätze laden die Geschichten aus 1001 Nacht zur Flucht aus dem Alltag ein. Schon in der Stummfilmzeit ließ sich Hollywood mit der Großproduktion "Der Dieb von Bagdad" (1924) davon inspirieren und ließ 1940 ein Remake folgen. Mit "Arabian Nights" (1942) und "A Thousand and One Nights" (1945) folgten weitere Filme nach Motiven dieser Märchen, ehe sich das Studio RKO und der Regisseur Richard Wallace der Abenteuer des Seefahrers Sindbad annahmen. Dabei wurde aber nur auf Figuren aus den Märchen aus 1001 Nacht zurückgegriffen, die Handlung basiert dagegen auf einer Erzählung von George Worthing Yates.
Gemeinsam ist diesen Filmen, dass man dabei in Technicolor-Farben schwelgen und auch mit opulenter Ausstattung Augenfutter bieten konnte. Reine Studioproduktionen sind das und die Künstlichkeit der Schauplätze ist ebenso unübersehbar wie die leuchtenden Farben übersteigert sind. Gerade aber dadurch entwickelt "Sindbad der Seefahrer", dessen listenreicher Charakter und dessen Abenteuer an den klassischen griechischen Helden Odysseus erinnern, seinen Reiz.
Dazu kommt auch die Erzählhaltung. Indem Sindbad (Douglas Fairbanks jr.) nämlich in der ersten Szene selbst als Erzähler auftritt und eine Gruppe von arabischen Männern bei einem Lagerfeuer am Fuße einer Stadtmauer mit seinen Geschichten unterhält, wird jeder Ernst dem Film ausgetrieben. Der Abenteurer erscheint als unzuverlässiger Erzähler, der – wie er auch selbst sagt – vor allem selbst seinen Ruhm verbreitet.
Die Zuhörer nehmen ihn dagegen nicht ganz ernst, bezweifeln einerseits die Wahrhaftigkeit seiner Geschichten, kritisieren andererseits, dass er immer wieder das gleiche erzähle. Letzteres wiederum veranlasst ihn von seiner achten Reise zu erzählen, bei der er sich auf die Suche nach der geheimnisvollen Insel Deryabar machte, um dort einen sagenhaften Schatz Alexanders des Großen zu finden.
In der Binnenhandlung ist ein Erzähler überflüssig. Ganz von selbst erzählt sich die Geschichte, bei der Sindbad als Sidekick von seinem Helfer Abbu (George Tobias) begleitet wird. Zur Jagd nach dem Schatz kommt dabei freilich auch das Werben um die schöne Shireen (Maureen O´Hara), die aber zum Harem des Emirs von Daibul (Anthony Quinn) gehört.
So entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte. Romantische Szenen wechseln mit Kämpfen im Palast, in dem Sindbad den Wachen zu entkommen versucht. Schließlich werden auch die Segel gesetzt, doch der Emir ist dem Held auf den Fersen und auch die Identität des geheimnisvollen Melik (Walter Slezak, der ebenfalls hinter dem Schatz her ist und immer wieder heimlich Anschläge durchführt, muss noch gelüftet werden.
Pures Hollywoodkino wird hier geboten, bei dem freilich auch unterschiedliche Lebenskonzepte aufeinanderprallen. Dem Streben des Emir nach Macht und Reichtum steht die Leidenschaft und Lebensfreude Sindbads gegenüber, für den die Liebe einer schönen Frau das wichtigste im Leben ist. Sein Witz und Charme wird kontrastiert von der Verbissenheit des Herrschers, der im Gegensatz zu Sindbad sein Schiff auch nicht vom Wind, sondern von angeketteten Ruderern, die ständig ausgepeitscht werden, antreiben lässt.
Zwischen diesen Polen wiederum steht Shireen, die zwar auch Reichtum und Macht liebt, die aber – wenig überraschend – rasch dem Charme Sindbads erliegt und die romantische Liebe dem Leben in einem goldenen Käfig mit einem sie unterdrückenden Mann vorzieht.
Großes Vergnügen bereitet dieser Abenteuerfilm dabei auch, weil er sich selbst nie zu ernst nimmt, Spannung immer mit Witz mischt und die Kampfszenen eine Leichtigkeit und Lockerheit ausstrahlen, die an Tanzszenen in Musicals erinnern. Mit seinen bestens aufgelegten und blendend harmonierenden Schauspieler:innen, seiner Farbenpracht und dem verspielten Mix aus Abenteuer, Witz und Romantik wird so auch fast 80 Jahre nach der Uraufführung immer noch unbeschwerte Unterhaltung für Jung und Alt geboten.
An Sprachversionen bieten die bei Film- und Fernsehjuwelen erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- die deutsche sowie italienische Synchronfassung sowie Untertitel in diesen drei Sprachen. Die Extras umfassen neben dem originalen und dem deutschen Kinotrailer ein digitales Booklet von Roland Mörchen sowie eine digitale 1001-Nacht-Chronik von Rolf Giesen.
Dazu kommt ein Audiokommentar von Rolf Giesen, der ausführliche Hintergrundinformationen unter anderem zum Hauptdarsteller Douglas Fairbanks jr., seinem Vater Douglas Fairbanks sen. und dem Klassiker "Der Dieb von Bagdad" (1924 + 1940), zu weiteren "Sindbad"-Filmen sowie zu Mitgliedern der Crew wie dem Produzenten Jack Gross und dem Kameramann George Barnes bietet. Auch Einblick in die Geschichte der Übersetzungen der Geschichten von 1001 Nacht ins Französische und Deutsche oder die Brandwaffe "Griechisches Feuer" bietet der Filmwissenschaftler, geht aber nur beiläufig an wenigen Stellen in Zusammenhang mit der Tricktechnik konkret auf einzelne Szenen ein.
Trailer zu "Sindbad der Seefahrer"
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