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AutorenbildWalter Gasperi

Sisters – Die Schwestern des Bösen


Eine Frau begeht einen Mord, doch der Journalistin, die die Tat beobachtet hat, will niemand glauben. Brian De Palmas 1973 entstandener Thriller, in dem der Amerikaner brillant Elemente aus Hitchcocks "Das Fenster zum Hof" und "Psycho" verarbeitet und sich als Meister des visuellen Erzählens präsentiert, ist bei Koch Media in einem Mediabook mit zwei DVD und einer Blu-ray erschienen.


Schon mit der Eröffnung stimmt Brian De Palma auf ein Spiel mit Blicken und Voyeurismus ein. Wie hier nämlich ein junger Afroamerikaner eine blinde Frau heimlich beobachtet, wie sie sich in einem Umkleideraum auszieht, beobachten gleichzeitig die Zuschauer dieses Geschehen.


Abrupt entpuppt sich die Szene aber als Teil eines Fernsehquiz, bei dem die Kandidaten erraten müssen, ob der Mann die Frau bis zum Ende beobachten wird. Auch die beiden Schauspieler werden schließlich vor die Kamera geholt und erhalten Geschenke für die Mitwirkung. Sie gehen zusammen essen, kommen sich näher, verbringen die Nacht gemeinsam in der Wohnung Danielles (Margot Kidder).


Ohne dass man es sieht, streitet sich Danielle am Morgen in einem anderen Zimmer mit einer Frau, von der sie behauptet, dass dies ihre Zwillingsschwester Dominique sei, bringt aber anschließend in einem Anfall von Wahnsinn den Afroamerikaner um. Beobachtet wird die Tat aber von einer gegenüberliegenden Wohnung aus von der Journalistin Grace (Jennifer Salt).


Voll mit Hitchcock-Zitaten ist dieser Auftakt, aber De Palma ist dabei nie billiger und selbstzweckhafter Plünderer des Meisters, sondern baut die Elemente meisterhaft in seine Geschichte ein. Wie der Tod des Mannes an den frühen Mord an Janet Leigh in "Psycho" erinnert, so ist die Beobachtung der Tat von einer anderen Wohnung aus dem Meisterwerk "Das Fenster zum Hof" entnommen. Den Mord wiederum, bei dem Danielle dem Opfer das Messer bezeichnenderweise in den Schritt rammt und es kastriert, zitiert mit der Tatwaffe und Schnittfolge, aber auch mit der Musik von Hitchcocks Stammkomponist Bernard Herrmann unübersehbar "Psycho".


Mit dem Blick von Grace durchs Fernglas spielt De Palma dabei auch wiederum mit dem Voyeurismus und versetzt auch den Zuschauer in die Rolle des Voyeurs. Mehrfach wird später auch im Detail das Auge der Journalistin ins Bild gerückt, das Sehen thematisiert, um das es auch geht, wenn sie einen alten Schwarzweißfilm über die siamesischen Blanchion-Zwillinge anschaut.


Zwar ruft Grace die Polizei zu Hilfe, doch diese ist ihr gegenüber skeptisch eingestellt und findet nichts. Inszeniert wird diese Ermittlung der Polizei mit einer der besten Splitscreen-Szenen der Filmgeschichte. Nachdem man nämlich schon den Mord durch das geteilte Bild gleichzeitig aus der Perspektive des Opfers und der Beobachterin Grace gesehen hat, wird man nun gleichzeitig Zeuge, wie Grace die Polizisten zu Danielles Wohnung führt und wie Danielle und ihr Ex-Mann die Spuren des Mordes beseitigen. Im Splitscreen kann man dabei aber auch eine formale Spiegelung des Themas der Trennung der siamesischen Zwillinge sehen.


Weil die Polizei der Schilderung von Grace nicht glaubt, beginnt sie selbst zu ermitteln und spürt der Geschichte von Danielle und ihrem siamesischen Zwilling Dominique sowie deren Beziehung zu dem Arzt Dr. Breton nach. Krimihandlung verbindet sich dabei mit der Frage nach Bindung von Zwillingen und psychischer Störung durch Trennung.


Die Handlung, die teilweise schon David Cronenbergs Meisterwerk "Dead Ringers – Die Unzertrennlichen" vorwegnimmt, mag reichlich abstrus und insgesamt ziemlich trashig sein, aber De Palma erzeugt mit seiner Meisterschaft im visuellen Erzählen eine Spannung und einen Sehgenuss, die diesen Einwand vergessen lassen. Souverän zieht er mit häufigem Perspektivenwechsel und ständig bewegter, fließender Kamera den Zuschauer in die Handlung und spielt auch virtuos mit unterschiedlichen Bildebenen vom TV-Quiz am Beginn bis zum scheinbar dokumentarischen Schwarzweißfilm über die Zwillingsschwestern, der im Stil klassischer Universal-Horrorfilme der 1930er Jahre inszeniert ist.


Ein wahres Furioso der Zeichen entfaltet De Palma mit seiner expressiven Bildsprache bei diesem Spiel mit dem Blick und dem Sehen. Nicht zuletzt nimmt aber auch die Stimmung der 1970er, die Frisuren, Ausstattung und das immer wieder sichtbare, damals eben erst erbaute World Trade Center verbreiten, für dieses rohe, aber immer noch frische Frühwerk ein.


An Sprachversionen bietet das bei Koch Media erschienene Mediabook, das eine Blu-ray und zwei DVD enthält, die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem englischen Trailer, Radiospots und einer Bildergalerie auf der zweiten DVD ein 30-minütiges Feature über die Entstehung von "Sisters" und Interviews mit mehreren Mitarbeitern wie Regisseur Brian De Palma, der Hauptdarstellerin Jennifer Salt, dem Cutter Paul Hirsch und dem Produzenten Edward R. Pressman.


Trailer zu "Sisters - Die Schwestern des Bösen"



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