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AutorenbildWalter Gasperi

Stadt im Dunkel - Dark City (1950)

Als ein Geschäftsmann nach einem großen Verlust bei einem Pokerspiel Selbstmord begeht, werden seine Mitspieler vom psychisch kranken Bruder des Toten gejagt: Bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) ist William Dieterles 1950 entstandener, wenig bekannter, aber spannender Film noir auf DVD und Blu-ray erschienen.


91 Regiearbeiten listet die IMDB für den gebürtigen Deutschen William Dieterle auf, der bis 1928 in seiner Heimat in über 60 Filmen als Schauspieler zu sehen war und 1930 nach Hollywood emigrierte. In den 1930er Jahren galt er als Spezialist für Biopics, drehte 1950 aber beispielsweise auch mit Anna Magnani das Melodram "Vulcano". Bekannt ist heute von ihm aber am ehesten noch seine Verfilmung von "Der Glöckner von Notre Dame (1939) mit Charles Laughton in der Rolle des Quasimodo.


Neben "Vulcano" drehte Dieterle 1950 auch noch den Film noir "Stadt im Dunkel" ("Dark City"). Charlton Heston, der hier seine erste Hauptrolle spielt, verkörpert darin Danny Haley, der ein kleines Chicagoer Wettbüro leitet. Die Geschäfte laufen aber schlecht, da das Wettbüro immer wieder unter Razzien der Polizei zu leiden hat. Doch durch einen durchreisenden Geschäftsmann glaubt Haley, der keine Gewissensbisse kennt, mit zwei mit ihm befreundeten Pokerspielern ans große Geld zu kommen.


Lässt man den Fremden am ersten Abend gewinnen, so nimmt man ihn am zweiten Abend richtig aus. Von Schuldgefühlen geplagt, begeht der Mann, da er Firmengelder verspielt hat, Selbstmord. Die Pokerspieler um Haley kümmert das zunächst wenig. Sie machen sich einzig Sorgen, dass sie nun nicht sogleich den Scheck des Geschäftsmanns einlösen können, da dies Staub aufwirbeln würde. Doch bald fühlen sie sich beobachtet und bedroht und müssen erkennen, dass der psychisch kranke Bruder des Toten Jagd auf sie macht.


Das Drehbuch des Trios John Meredyth Lucas, Larry Marcus und Leonardo Bercovici ist sicher der Schwachpunkt des Films. Zu viele Klischees und Unglaubwürdigkeiten gibt es hier, doch mit den für den Film noir typischen schwarzweißen Licht-Schatten-Spielen erzeugt Kameramann Victor Milner immerhin eine düster-bedrückende Stimmung.


Gleichzeitig erzählt Dieterle neben der Krimihandlung auch von der unerfüllten Liebe der Sängerin Fran Garland zu Haley. Mit einer Film noir-Femme fatale, die die Männer ins Verderben stürzt, hat diese Figur, mit der das Studio Elizabeth Scott wohl zu einer zweiten Lauren Bacall aufbauen wollte, freilich nichts zu tun. Vielmehr ist sie die reine Frau, die Haley ehrlich liebt, ihn von seinem kriminellen Weg abbringen will und eine Beziehung mit ihm möchte. So singt sie auch bei ihren Auftritten in einem Club in ihren Liedern immer wieder von ihren Gefühlen, doch Haley ist aufgrund einer früheren Enttäuschung wenig interessiert und sieht sie nur als gute Freundin.


Mit der im Krieg zerbrochenen ersten Ehe Haleys kommen so ebenso Folgen des Zweiten Weltkriegs ins Spiel wie mit der Witwe des Selbstmörders, die Haley bald inkognito aufsucht, um Näheres über den psychopathischen Bruder des Toten zu erfahren. Da muss die Witwe gestehen, dass sie ihrem Mann, den sie nach kurzer Bekanntschaft während des Kriegs geheiratet hatte, längst entfremdet war, sie ihn nie geliebt hatte, sondern nur als Freund sah.


Zu den Unglaubwürdigkeiten des Drehbuchs gehört zwar, dass Haley nun plötzlich Gefühle für diese Witwe, die er nur aushorchen wollte, entwickelt, und auch die plötzliche 180° Kehrtwendung am Schluss, die auch die Läuterung eines egoistischen Kleinkriminellen bringt, ist wenig überzeugend, dennoch bleibt "Stadt im Dunkel" durchaus spannend.


Geschickt erzählt Dieterle nämlich auch durchgängig vom immer wieder scheiternden Traum vom großen Glück. Vom Wettbüro übers Pokerspiel bis zu den Spielhallen in Las Vegas spannt der Routinier hier den Bogen, lässt Fran von der Liebe zu Haley träumen und die Protagonist:innen immer wieder von einem Aufbruch in eine andere Stadt reden. Auch wenn dieser dann tatsächlich erfolgt, so scheint doch trotz formalem Happy End mehr als zweifelhaft, dass sich gerade in der Spielerstadt Las Vegas ein dauerhaftes Glück einstellen wird.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer zum Film, eine Bildergalerie sowie Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.


Trailer zu "Stadt im Dunkel - Dark City"



 

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