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  • AutorenbildWalter Gasperi

Streaming: Mare


Andrea Štaka erzählt in ihrem dritten Spielfilm von einer Mittvierzigerin, die in ihrem Familienalltag bei Dubrovnik gefangen ist, und von einem Ausbruch aus der Monotonie träumt. – Ein unaufdringliches, aber dicht und konzentriert inszeniertes und von Marija Škaričić stark gespieltes Porträt. - Derzeit zu streamen auf www.cinefile.ch und myfilm.ch.


Mit Ehemann Duro (Goran Navojec)) und ihren drei Kindern lebt die Mittvierzigerin Mare (Marija Škaričić) direkt unter der Einflugschneise des Flughafens von Dubrovnik. Immer wieder donnern die Jets über das kleine Einfamilienhaus, signalisieren eine Sehnsucht nach Freiheit, nach Veränderung und nach Ausbruch.


Mares Mann arbeitet als Security beim Flughafen, sie selbst kümmert sich um Haushalt und Kinder, verkauft hin und wieder auf dem Markt Kräuter. Glücklich ist sie in dem eingefahrenen Leben nicht. Wenig Zärtlichkeit und Wertschätzung erfährt sie vom Ehemann, auf ihren Wunsch mal wieder ins Kino zu gehen, geht er nicht ein, sondern vertröstet sie – im Sommer – auf den Weihnachtsmarkt. Für die Reparatur der defekten Waschmaschine nimmt er sich auch keine Zeit. Während die beiden jüngeren Kinder noch an ihr hängen, geht der etwa 15-jährige Gabriel eigene Wege, lernt in der Schule nicht wie gewünscht und raucht heimlich.


Auf Super 16-mm hat Andrea Staka, die vor 14 Jahren (2006) mit ihrem Debüt „Das Fräulein“ in Locarno den Goldenen Leoparden gewann, ihren dritten Spielfilm gedreht. Körnig und etwas verwaschen sind so die Bilder, wirken lebensnaher und physischer als die übliche Hochglanzästhetik. Hautnah folgt die Handkamera von Erol Zubčević der in jeder Szene präsenten Mare. Vor allem auf ihr Gesicht fokussiert Štaka immer wieder und lässt den Zuschauer, unterstützt von der großartigen Marija Škaričić, die schon in Štakas letztem Film „Cure“ eine Hauptrolle spielte, in ihm lesen.


Wie vor der Geburt der Kinder wieder auf dem Flughafen zu arbeiten, wäre schon eine Option für Mare, aber auch auf diesen Vorschlag reagiert Duro nicht begeistert. Ohne lange zu überlegen holt sie so den Polen Piotr (Mateusz Kościukiewicz), der als Bauarbeiter auf dem Flughafen arbeitet und den sie auf der Straße getroffen hat, ins Haus und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Als sie ihm gegenüber aber den Wunsch äußert abzuhauen, reagiert er ablehnend und mit Unverständnis.


Die Schönheit von „Mare“ liegt gerade im Verzicht auf Spektakuläres, in der Fokussierung auf dem Alltäglichen, im genauen und ungeschönten Blick und der Verankerung des Films, der im und um das Haus von Štakas Cousine gedreht wurde, in einem realistisch gezeichneten Umfeld.


Eng geführt wird die Handlung, ganz auf Mare konzentriert sich Štaka, folgt ihren Wegen auf den Markt oder bei einem Besuch ihrer Eltern und lässt sie auch beiläufig ansprechen, dass sie früher in der Schweiz lebte und dort Geld verdiente.


So entsteht ein sehr differenziertes und vielschichtiges Porträt einer Frau im Spannungsfeld zwischen einer Familie, die sie liebt, und der Sehnsucht nach einem selbstbestimmten und befreiten Leben, zwischen Sorge um und Liebe für Kinder und Mann und eigenen Sehnsüchten und Begehren.


Nichts wirkt in diesem ebenso einfachen wie klaren Film aufgesetzt oder aufdringlich, sondern er erzeugt in der zurückhaltenden Inszenierung das Gefühl dem Leben zuzuschauen und zeichnet in der präzise verorteten individuellen Geschichte ein universelles und zeitloses Frauenporträt.


Derzeit zu streamen auf cinefile.ch oder myfilm.ch


Trailer zu "Mare"



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