South Bronx, Sommer 1977: Eine Schriftstellerin, die unter einer Schreibblockade leidet, fühlt sich verfolgt und wagt nicht ihre Wohnung zu verlassen. Alistair Banks Griffins klaustrophobisches Thrillerdrama mit einer überragenden Naomi Watts in der Hauptrolle ist bei Koch Films auf DVD und Blu-ray erschienen.
Alfred Hitchcocks Traum war es immer einen Film ganz in einer Telefonzelle spielen zu lassen. Ganz so eng führt Alistair Banks Griffin den Raum nicht, doch die Wohnung, in der die Schriftstellerin June Leigh (Naomi Watts) lebt wird "Stunde der Angst" erst ganz am Ende verlassen.
Ein glühend heißer Sommer und Nachrichten über einen neuen Mord des Serienkillers "Son of Sam" heizen die Stimmung an. Vor Jahren landete June mit dem Roman "Der Patriarch", in dem sie in literarischer Form mit ihrem Vater abrechnete, einen Erfolg und war eine der Ikonen der amerikanischen Protestbewegung, jetzt ist sie aber psychisch am Ende.
Offen lässt Alistair Banks Griffin, was ihre Krise auslöste und konzentriert sich ganz auf die Gegenwart. Die Arbeit an ihrem neuen Buch geht nicht weiter, gleichzeitig wagt sie nicht mehr die Wohnung, in der einst ihre Großmutter lebte, zu verlassen. Hier stapeln sich nicht nur Bücher, sondern auch Müllsäcke und mit milchigem Licht und fahlen Brauntönen evoziert Griffin dicht eine Atmosphäre der Beklemmung. Licht fällt nur durch die beiden Fenster, durch die sich für June auch der Blick auf die Straße oder in der Ferne das World Trade Center öffnet. Über das Fenster versucht sie auch mit wenig Erfolg die Müllsäcke mittels eines Seils zu entsorgen.
Zur Enge des verdreckten Raums kommt wiederholte Belästigung durch Türklingeln, doch auf ihre Fragen antwortet an der Gegensprechanlage niemand. Offen bleibt, ob dies nur ein Scherz einiger Ghetto Kids ist oder ob sie jemand tatsächlich terrorisieren will.
Nach einer Meldung bei der Polizei, kommt zwar ein Beamter, doch dieser wird nach ersten Fragen rasch sexuell übergriff. Nicht einmal ihrem Vermieter gibt sie direkt das Geld, sondern schiebt es unter der Wohnungstür durch. Mit mehreren Ketten gesichert hat sie den Eingang, einzig ihre Schwester, mit der sie sich aber sogleich streitet, sowie den Lieferanten Freddie, der sie mit Lebensmitteln versorgt, lässt sie in ihre Wohnung. Erst als sie einen Callboy in ihre Wohnung holt und sich auch ein Gespräch entwickelt, scheint ein Ausbruch aus ihrer schweren Krise möglich.
Beeindruckend ist Griffins nach "Two Gates of Sleep" (2010) zweiter Spielfilm in seiner Beschränkung auf die Wohnung. Eine dichte klaustrophobische Atmosphäre baut der 43-Jährige unterstützt von Production-Designerin Kaet McAnneny auf und vermittelt über die Hitze, über Nachrichten und Blicke Junes aus dem Fenster auf eine Plünderung während eines Stromausfalls auch die Stimmung im damaligen New York. Gekonnt arbeitet er dabei zwar mit Bedrohungsszenarien eines Thrillers, erzählt aber im Grunde ein Drama, denn Junes Gefühl, bedroht zu werden, scheint in erster Linie Einbildung zu sein.
Vertrauen kann Griffins dabei auch auf eine herausragende Naomi Watts, die auch als Executive Producer hinter dem Film steht. Mit großem Engagement spielt sie diese psychisch schwer angeschlagene Schriftstellerin. Ganz auf sie ist "Stunde der Angst" zugeschnitten, konsequent aus ihrer Perspektive wird erzählt und in jeder Szene ist sie präsent. Und dennoch kommt man dieser Frau letztlich nicht nahe, erfährt zu wenig über sie, als dass ihr Schicksal wirklich bewegen und mitreißen könnte.
An Sprachversionen bieten die bei Koch Films erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf ein etwa dreiminütiges Feature "Behind the Scenes" mit Interviews mit dem Regisseur, Schauspielern und weiteren Mitgliedern des Teams, eine Bildergalerie und den Originaltrailer sowie Interviews mit Naomi Watts und drei weiteren Schauspielern.
Trailer zu "Stunde der Angst - The Wolf Hour"
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