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AutorenbildWalter Gasperi

Super/Man: The Christopher Reeve Story

Die Verkörperung des nahezu unverletzlichen Superman machte Christopher Reeve 1978 zum Star, doch 16 Jahre später saß der Amerikaner nach einem Reitunfall vom Hals abwärts gelähmt im Rollstuhl: Ian Bonhôte und Peter Ettedgui zeichnen in ihrem bewegenden Dokumentarfilm mit kurzen Filmausschnitten, Found Footage und Interviews nicht nur Reeves Karriere, sondern vor allem sein Engagement für Menschen mit Behinderung nach.

 

Der Inbegriff des makellosen Helden ist "Superman". Richard Donners Comic-Verfilmung machte 1978 den damals 26-jährigen Newcomer Christopher Reeve, der in dem Blockbuster an der Seite der Stars Gene Hackman und Marlon Brando spielte, über Nacht zum Star. Noch dreimal verkörperte der Amerikaner in den folgenden Jahren den Superhelden, weitgehend erfolglos blieben dagegen seine Versuche sich von dieser Rollenvorgabe zu lösen.


Die Öffentlichkeit identifizierte Christopher Reeve mit seiner berühmtesten Rolle, umso größer war der Schock, als er sich bei einem Reitunfall am 27. Mai 1995 so schwer verletzte, dass er nur knapp mit dem Leben davonkam, aber vom Hals abwärts gelähmt blieb. Dem nahezu unverwundbaren Filmhelden und dem Sportler, der ständig in Bewegung sein musste, nicht nur Reiter, sondern auch begeisterter Fußballer, Radfahrer, Segler, Segelflieger und Skifahrer war, stand so der verletzliche und hinfällige Mensch gegenüber.


Ian Bonhôte und Peter Ettedgui spielen in ihrem Dokumentarfilm ausgiebig mit diesem Gegensatz, kontrastieren immer wieder Filmszenen vom fliegenden und die Welt rettenden Superman mit Bildern des im Rollstuhl sitzenden Reeve. Wenn er sich unterstützt von seiner Frau Dana ins Leben zurückkämpft, wird auch die Frage aufgeworfen, was wirklich ein Held ist. Wird dieser von Reeve selbst zunächst als ein Mensch definiert, der Mutiges tut ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, so wird er ihn am Ende als gewöhnlichen Menschen beschreiben, der trotz größter Hindernisse die Kraft hat, immer weiter zu gehen.


Nur eines der Themen ist dies, die Bonhôte / Ettedgui anhand der Geschichte von Christopher Reeve behandeln. Sie zeichnen auch nicht nur Reeves Leben nach und setzen nebenbei seinem Freund Robin Williams, der in bewegenden Archivaufnahmen den Beeinträchtigten immer wieder mit seinem Humor aufheitert, ein Denkmal, sondern fragen auch nach der Prägung durch familiäre Erfahrungen, die Bedeutung familiärer Unterstützung und dokumentieren vor allem Reeves unermüdlichen Einsatz für Menschen mit Behinderung – vor allem von Querschnittgelähmten.


Eine neue Aufgabe fand Reeve darin und zu hochemotionalen Momenten werden sein Auftritt bei der Oscar-Verleihung 1996, bei der er mit Standing Ovations begrüßt wurde, oder bei einer Parteiversammlung der Demokratischen Partei. Immer wieder setzte er sich dabei für die Sichtbarmachung der bis dahin weitgehend unsichtbaren Menschen mit Behinderung, aber auch für Spenden für Forschung und Unterstützung dieser Bevölkerungsgruppe ein.


Ohne Off-Kommentar kommt das britische Regie-Duo dabei aus und erzählt die Geschichte allein mit kurzen Filmschnipseln, einer Fülle an – teilweise sehr unscharfer - Found Footage von Home-Movies über Archivmaterial zu seiner Karriere und seinen Auftritten nach dem Unfall sowie Interviews. Ausgiebig kommen dabei nicht nur die drei längst erwachsenen Kinder von Reeves und seine frühere Lebensgefährtin Gae Exton, sondern auch Kolleg:innen wie Susan Sarandon, Glenn Close und Whoopi Goldberg zu Wort.


Formal ist das konventionell gemacht, aber eine Meisterleistung ist zweifellos, wie durch die Montage die Fülle an Material und die Interviews zu einem dramaturgisch stimmigen und spannenden Ganzen gefügt wurden. Umso beeindruckender ist dies angesichts der Tatsache, dass Bonhôte / Ettedgui nicht chronologisch, sondern assoziativ erzählen und dennoch bruchlos eine Szene in die nächste übergeht. Da gibt es Rückblicke auf Reeves familiären Hintergrund als Scheidungskind ebenso wie einen längeren Abschnitt über seine Beziehung zu Gae Exton oder seine schauspielerischen Anfänge an der New Yorker Juilliard School und an Off-Broadway-Theatern, während die Ehe mit Dana erst spät aufgerollt wird.


Trotz der schweren Beeinträchtigung von Reeve, der nach seinem Unfall auf künstliche Beatmung angewiesen war, verbreitet "Super/Man: The Christopher Reeve Story" aber mit dem Engagement und der Zuversicht des Protagonisten Hoffnung und zeigt, dass Lebensfreude auch in schwierigsten Situationen möglich ist. So endet dieser bewegende Dokumentarfilm auch nicht mit Reeves Tod am 10. Oktober 2004, sondern setzt danach auch noch seiner Frau Dana ein Denkmal und zeigt, wie die von Christopher und Dana ins Leben gerufene Stiftung und deren Engagement von ihren Kindern fortgesetzt wird.

 

 

Super/Man: The Christopher Reeve Story

USA 2024

Regie: Ian Bonhôte, Peter Ettedgui

Dokumentarfilm mit: Christopher Reeve, Johnny Carson, Richard Donner, Robin Williams, Alexandra Reeve Givens, Matthew Reeve, Will Reeve, Gae Exton, Glenn Close, Susan Sarandon, Whoopi Goldberg

Länge: 104 min.



Läuft derzeit in den deutschen und Schweizer Kinos, z.B. im Kino Scala in St. Gallen.


Trailer zu "Super/Man: The Christopher Reeve Story"



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