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AutorenbildWalter Gasperi

The Knocking


Atmosphärisch dichter Horror aus Finnland: Die Rückkehr ins Elternhaus löst bei drei Geschwistern nicht nur traumatische Erinnerungen aus, sondern auch der Wald scheint ein Eigenleben zu entwickeln. - Max Seecks und Joonas Pajunens starkes Debüt ist bei Pierrot le Fou auf DVD und Blu-ray erschienen.


Die Qualität des Debüts des Beststellerautors Max Seeck und des Werbefilmers Joonas Pajunen besteht zu einem beträchtlichen Teil darin, wie das Duo mit klassischen Horrorelementen arbeitet, diese dann aber immer wieder variiert.


Bruchstückhaft bleibt so am Beginn eine Gewalttat in einer finsteren Regennacht in einem Haus im Wald, bei der ein verängstigtes Mädchen, das weinend in einem Käfig sitzt, teilweise Zeugin ist. Erst langsam werden in den folgenden 90 Minuten Rückblenden Einblick in dieses Geschehen bieten, ohne es aber voll auszuformulieren.


Die Haupthandlung spielt 15 Jahre später und setzt mit einer Testamentsverkündung ein. Erst jetzt erhalten nämlich die drei inzwischen erwachsenen Geschwister das Haus und den umliegenden Wald ihrer damals verstorbenen bzw. verschwundenen Eltern. Noch einmal will das Trio zum auf einer Insel gelegenen Haus zurückkehren und es dann verkaufen.


Schon bei einer Tankstelle erzeugt eine in der Ferne vorbeihinkende, alte Frau ein Gefühl der Beunruhigung. Bei der Fahrt zum Haus wiederum erzeugen gleitende Kamerafahrten über den Moosboden ebenso Verunsicherung wie seltsame Klopfgeräusche. Dazu kommt, dass der als Dendrochronologe tätige Bruder bald Unstimmigkeiten bei den Baumringen feststellt.


Für klassische kurze Schockmomente sorgen ein plötzlich auffliegender Vogel ebenso wie eine berstende Glühbirne. Gleichzeitig verstärken ungewöhnliche Kameraperspektiven, teilweise rotstichige Bilder und ein starkes Sounddesign durchgängig die beunruhigende Atmosphäre.


Langsam, aber konzentriert entwickeln Seeck und Pajunen die Handlung. Dichte entwickelt "The Knocking" dabei auch durch die Beschränkung auf die drei entfremdeten Geschwister, das Haus im Wald als einzigen Schauplatz und einen Nachmittag und eine Nacht als zeitlichen Rahmen.


Der Ort der Kindheit weckt dabei nicht nur Erinnerungen an eine dysfunktionale Familie mit einem gefühlskalten Vater und einer sich zunehmend mystischen Ideen zuwendenden Mutter, sondern fördert auch Traumata und Geheimnisse ans Licht. Mehr angeschnitten als ausformuliert werden diese Familiendynamik und die individuellen Probleme, doch sie bilden die Grundlage für die zunehmende Bedrohung, die vom Wald auszugehen scheint: Eine Abholzung scheint dieser nämlich nicht tatenlos hinzunehmen, sondern sich in diesem Horrorfilm, der auch ein Plädoyer für einen achtsamen Umgang mit der Natur ist, dagegen zur Wehr zu setzen.


An Sprachversionen bieten die bei Pierrot le Fou erschienene DVD und Blu-ray die finnisch-schwedische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können. Die Extras beinhalten ein 24-seitiges Booklet, den Trailer und das Poster sowie ein Interview mit den Regisseuren Joonas Pajunen und Max Seeck.


Trailer zu "The Knocking"


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