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AutorenbildWalter Gasperi

Todestanz eines Killers - A Dandy in Aspic

Aktualisiert: 31. März 2021


Ein britischer Agent soll in Berlin einen Doppelagenten ausschalten, der er selbst ist. – Anthony Manns 1967 entstandener, und erst nach dem Tod des Regisseurs vollendeter pessimistischer und unglamouröser Agentenfilm ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray erschienen.


Die Verfilmung von Derek Marlowes nur ein Jahr zuvor erschienenem Roman "A Dandy in Aspic" sollte der letzte Film von Anthony Mann werden, der vor allem für seine in den 1950er Jahren mit James Stewart gedrehten Western bekannt ist. (Buchtipp: Ines Bayers herausragende Monographie: "Anthony Mann - Kino der Verwundung"). Noch während der Dreharbeiten starb er am 29. April 1967 im Berliner Hotel Kempinski an Herzversagen. Ungeklärt ist folglich, wie groß der Anteil Manns am fertigen Film ist und wie sehr ihn Hauptdarsteller Laurence Harvey prägte, der nicht nur die Dreharbeiten zu Ende führte, sondern auch die fast einjährige Postproduktion leitete.


Großartig ist jedenfalls der Vorspann mit einer an Fäden befestigten Marionette, die vom Spieler gelenkt wird, keinen eigenen Handlungsspielraum hat, sich schließlich in den eigenen Fäden verheddert und fest verschnürt liegen bleibt. Im Kern verweist dieses Schicksal schon prägnant auf die Situation des britischen Agenten Alexander Eberlin (Laurence Harvey), der gebürtiger Russe ist und seit Jahren nicht nur für die Briten, sondern auch für seine Heimat spioniert.


Jetzt möchte er aussteigen und in die Sowjetunion zurückkehren, doch die Sowjets akzeptieren dies nicht, ist er für sie doch zu wichtig. Gleichzeitig soll er einen Maulwurf im britischen MI 6 ausschalten, der für den Tod mehrerer Agenten verantwortlich ist. Dass dieser Maulwurf Eberlin selbst ist, wird schon bei dem den Film eröffnenden Begräbnis deutlich, wenn sich Eberlin in einem Flashback an die Ermordung des Agenten in einem Swimmingpool in Nordafrika erinnert.


Gleichzeitig stimmt diese Auftaktszene auch darauf ein, dass Mann hier – oder ist Laurence Harvey dafür verantwortlich – die klassische Erzählweise immer wieder mit modernen Stilmitteln aufbricht. Markante Zooms lenken immer wieder den Blick von der Totalen auf Details, expressive Kameraperspektiven und abrupte Schnitte erregen Aufmerksamkeit. An die Stelle der Funktionalität von Manns klassischen Western tritt hier ein Manierismus.


Dicht vermittelt ein tristes, immer wolkenverhangenes England die aussichtslose Lage Eberlins. Kein souverän auftretender Agent à la James Bond ist das, sondern einer der sich in seinem Doppelspiel verfangen und seine Identität verloren hat. Seiner Verlorenheit steht die Unbekümmertheit der von der jungen Mia Farrow gespielten Fotografin gegenüber, mit der er eine Affäre beginnt. Doch Zukunft wird diese Beziehung keine haben.


Wenn sich die Handlung von London nach Berlin verlagert wird der in Panavision gedrehte "Todestanz eines Killers" auch zu einem veritablen Berlin-Film. Der Flughafen Tempelhof wird ebenso als Schauplatz genutzt wie der Funkturm, der Teufelssee, die Rennstrecke Avus, das Europa-Center und das Hotel Kempinski. Auch die S-Bahn-Station Friedrichsstraße, die während der Teilung Berlins eine wichtige Grenzübergangsstelle war, darf nicht fehlen, gedreht wurde diese Szene aber am U-Bahnhof Gleisdreieck.


Werden in den Bond-Filmen solche Locations aber immer auch selbstzweckhaft ausgestellt, so sind sie hier nicht nur in die Handlung zwingend integriert, sondern es fehlt ihnen auch alles Glamouröse. Viel näher bei den Spionageromanen eines John le Carré wie zum Beispiel "Der Spion, der aus der Kälte kam" als bei den Abenteuern von 007 ist dieser Film.


Beginnend mit dem Vorspann erzählen Mann / Harvey so von einem Weg in den Tod, auf den auch schon das Begräbnis am Beginn vorausweist. Wie immer Eberlin seinen Mitarbeitern zuvorkommen will und alle Spuren seiner Doppelspionage vertuschen will, so wird es doch kein Entkommen für ihn geben, denn der MI 6 spielt längst nur noch Katz und Maus mit ihm. Der schmutzig-realistische Look und der kalte und distanzierte Blick auf den Protagonisten verstärken dabei bestechend die pessimistische Weltsicht.


An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem originalen US-Kinotrailer und einer Bildergalerie das während der Dreharbeiten zu "Todestanz eines Killers" entstandene fünfminütige Featurette "Berlin – The Swinging City", in dem vor allem Einblick in das pulsierende Nachtleben im westlichen Teil der geteilten Stadt geboten wird.


Trailer zu "Todestanz eines Killers"


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