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AutorenbildWalter Gasperi

Tucker


Im Porträt des visionären amerikanischen Autoherstellers Preston Tucker, der letztlich am Widerstand der großen Automobilfirmen scheiterte, reflektiert Francis Ford Coppola auch seine eigene Rolle und Kämpfe in Hollywood. Der leidenschaftliche und perfekt inszenierte Film aus dem Jahre 1988 ist bei Pidax Film erstmals im deutschsprachigen Raum auf DVD und Blu-ray erschienen.


Eine Kindheitserfahrung verbindet Francis Ford Coppola, dem mit der "Pate"-Trilogie und "Apocalypse Now" Welterfolge gelangen, mit dem amerikanischen Auto-Designer und –Hersteller Preston Thomas Tucker (1903 – 1956): Sein Vater hatte in Tuckers Wagen investiert und auch schon eine Anzahlung geleistet, verlor aber das Geld, weil das Auto nie in Massenproduktion ging.


In jeder Szene des Films spürt man die Leidenschaft Coppolas für diesen Familien- und Selfmade-Man und unübersehbar sieht er in Tuckers Geschichte auch eine Folie für seine eigene Position in der US-Filmindustrie. Wie Tucker die Autoindustrie mit seiner Erfindung aufmischen wollte, ging Coppola im Filmgeschäft seinen eigenen Weg. Mit der Gründung der Produktionsgesellschaft American Zoetrope löste er sich schon 1969 von den Hollywood Studios, musste sein Studio aber nach den kommerziellen Flops von "The Rain People" und von George Lucas´ "THX 1138" (1970) 1970 schon wieder schließen.


Nach den Erfolgen mit "Der Pate" (1971) und "Der Pate 2" (1974) startete er einen neuen Versuch mit den Zoetrope Studios. Früh wurde hier mit digitalem Film experimentiert und Projekte internationaler Regisseure wie "Hammett" (1982) von Wim Wenders, "Kagemusha" (1979) von Akira Kurosawa oder "Passion" (1982) von Jean-Luc Godard wurden hier produziert. Der spektakuläre Flop seines eigenen Liebesfilms "One from the Heart" (1982) leitete aber den Bankrott des Studios im Jahre 1990 ein.


Mit Verve fasst Coppola mit Off-Kommentar und originalen schwarzweißen Familienfotos sowie teils nachgestellten Szenen zum Vorspann Jugend und Biographie Tuckers bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen. Im Schwung der Erzählweise wird mitreißend die Leidenschaft und visionäre Kraft des Protagonisten vermittelt, der seinen Fokus auf die Konstruktion eines stylischen, aber im Gegensatz zu den anderen US-Autos auch sicheren und kostengünstigen Wagens richtete.


Gleichzeitig feiert Coppola, der seinen Film seinem 1986 bei einem Bootsunfall ums Leben gekommenen Sohn Gian-Carlo gewidmet hat, Tucker auch als Familienmensch, dessen Frau und fünf Kinder ihn bedingungslos unterstützten. Idealisierend ist zweifellos der Blick Coppolas. Keinen Schatten lässt er auf diesen Visionär fallen und taucht seinen Film auch vornehmlich in warme Brauntöne.


Der Vergleich mit den originalen Fotos, die den Film einleiten und beschließen, zeigt, mit welcher Detailgenauigkeit Production Designer Dean Tavoularis und die Kostümbildnerin Milena Canonero hier arbeiteten. Vittorio Storaros stets in Bewegung befindliche Kamera überträgt ebenso den Schwung Tuckers auf den Film wie Jeff Bridges´ lustvolle und mitreißende Verkörperung des Protagonisten, aber auch ein Bigband-Sound unterstützt immer wieder diese emphatische Erzählweise.


Von der Rüstungsindustrie erhielt Tucker eine Flugzeugfabrik unter der Bedingung, dass er darin innerhalb eines bestimmten Zeitraums fünfzig Autos produziert. Da die großen Autokonzerne wie Ford, Chrysler und General Motors aber Konkurrenz fürchteten, strebten sie bald einen Prozess gegen den Selfmade-Man an.


So feiert Coppola einerseits den Visionär, aber auch seine schnittige Erfindung, thematisiert in Tuckers Schlussplädoyer vor Gericht und seinem Scheitern an den Konzernen aber auch den alten amerikanischen Mythos vom Land, in dem einst der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär möglich war, nun aber die Konzerne und Bürokraten dem erfinderischen und engagierten Individualisten keine Chance mehr lassen.


So perfekt Coppola dabei aber auch ans klassische Hollywood-Kino der 1940er und 1950er Jahre anknüpft, so fehlen doch auch unübersehbar die Ambivalenzen in der Figurenzeichnung und der Handlungsführung. Bei aller Perfektion und allem Verve der Inszenierung ist dieses Porträt letztlich doch für einen wirklich schillernden und nachwirkenden Film etwas zu glatt und zu oberflächlich. – Sehenswert ist "Tucker" dank seiner visuellen Brillanz und durch die Spiegelung von Coppolas eigener Biographie in seinem Protagonisten aber allemal.


An Sprachversionen bieten die bei Pidax Film erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel. Die Extras umfassen einen nur englischen, aber gut verständlichen Audiokommentar von Francis Ford Coppola, eine kurze Einführung Coppolas in den Film, Interviews aus der Zeit der Dreharbeiten über die Entstehung des Films, sowie den 15-minütigen, 1948 entstandenen Promofilm "Tucker: The Man and the Car", der nochmals die stupende Detailtreue von Coppolas Film bewusst macht.


Trailer zu "Tucker"



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