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AutorenbildWalter Gasperi

Vera Cruz


In Robert Aldrichs während des mexikanischen Bürgerkriegs der 1860er Jahre spielendem Western ist keinem zu trauen: Ständig versuchen die unterschiedlichen Parteien und Charaktere ihr Gegenüber zu täuschen. Bei Capelight Pictures ist das mit Gary Cooper und Burt Lancaster großartig besetzte fintenreiche Spiel auf DVD und Blu-ray erschienen.


Ein Insert informiert über das Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs und das Engagement zahlreicher US-Amerikaner beim neu entbrannten mexikanischen Bürgerkrieg. Dort versuchen nämlich die Franzosen, die Herrschaft von Kaiser Maximilian zu sichern, während die Anhänger von Benito Juarez für die Freiheit ihrer Heimat kämpfen.


Statt im amerikanischen Westen spielt Robert Aldrichs 1954 entstandener "Vera Cruz" so in Mexiko und wurde laut Nachspanninsert auch zur Gänze dort gedreht. Klassisch freilich ist der Beginn mit einem einsamen Reiter (Gary Cooper), der zu einer abgelegenen Hütte kommt. Hier trifft dieser ehemalige Südstaaten-Offizier Ben Trane, der im Bürgerkrieg seine Baumwollplantage verloren hat, auf den stets in Schwarz gekleideten Abenteurer Joe Erin (Burt Lancaster), der ihm zu überhöhtem Preis eines seiner beiden Pferde verkauft.


Als sich kaiserliche Truppen nähern, flieht Joe rasch, während Ben ihm erst folgt, als die Soldaten das Feuer eröffnen. Der Grund dafür ist, dass Joe das Pferd gestohlen hat und bei der nächsten Gelegenheit versucht er auch Ben zu berauben. Doch dieser ist auf der Hut.


Das Grundmuster von Aldrichs ("Kiss Me Deadly - Rattennest", "Ardennen 1944 - Attack!", "Ten Seconds from Now - Vor uns die Hölle", "Hollywood Story - The Big Knife") Film und das zentrale Motiv sind damit vorgegeben: Immer wieder versucht hier jemand den anderen hineinzulegen und absolut niemandem ist zu trauen. Smart ist noch die mexikanische Taschendiebin Nina im Vergleich zum eiskalten Spiel von Kaiser Maximilian, zu dessen Bankett die beiden ungleichen Gefährten bald kommen. Gleichzeitig treffen dabei französische Vornehmheit auf die amerikanische Rüpelhaftigkeit Joes.


In diesem meisterhaft getakteten Intrigenspiel mischen aber auch eine französische Gräfin und die ehemalige Bande Joes sowie auf größerer Ebene die kaiserlichen Truppen und die Anhänger von Benito Juarez mit.


Triebfeder der Handlung ist dabei eine Kutsche mit der französischen Gräfin, die Ben und Joe zusammen mit kaiserlich-französischen Soldaten nach Vera Cruz eskortieren sollen. Bald stellt sich freilich heraus, dass weniger die Kutsche als vielmehr das in einer Kiste versteckte Gold im Wert von drei Millionen Dollar bewacht werden soll.


Während damit die Franzosen neue Truppen anwerben wollen, wollen die Juaristen es für ihren Unabhängigkeitskampf rauben. Die Gräfin will sich damit ein schönes Leben sichern und holt – zumindest zum Schein – Ben und Joe ins Boot, um ihren Plan durchzusetzen und selbstverständlich ist auch Joes Ex-Bande hinter dem Gold her.


Vor prächtiger mexikanischer Kulisse und in kräftigen Technicolorfarben inszeniert Robert Aldrich schwungvoll und leichthändig diesen ständigen Wechsel der Allianzen und Machtverhältnisse. In sicherer Balance wechseln in der wendungsreichen Handlung Action und ruhigere Szenen, bei denen auch die pointierten Dialoge überzeugen.


Zunehmend klarer treten dabei auch die unterschiedlichen Charaktere von Ben und Joe, die von den blendend harmonierenden Gary Cooper und Burt Lancaster mit sichtlichem Vergnügen gespielt werden, zu Tage. Dem stoischen Gary Cooper, der auch die Erschütterung durch die Kriegserfahrungen spürbar macht, steht der auch vor Overacting nicht zurückschreckende Burt Lancaster gegenüber, dessen Joe Moral und Gewissen fremd zu sein scheinen.


Denn während Ben, der zwar davon träumt seine Plantage wieder aufzubauen, ein soziales Gewissen entwickelt, die mexikanische Taschendiebin mehrmals vor einer Vergewaltigung rettet und das Gold den Mexikanern zukommen lassen will, denkt Joe nur an sich. Mit breitem Grinsen erscheint er zunächst zwar als sympathischer Gauner, doch zunehmend wird auch seine brutale Seite sichtbar, wenn er Gegner eiskalt ermordet oder der Gräfin ins Gesicht schlägt. – Zehn Jahr vor dem Italo-Western werden mit dieser Figur Burt Lancasters schon die zynischen Anti-Helden Sergio Leones vorbereitet.


Gleichzeitig weist Mexiko als Schauplatz und vor allem die Ex-Bande Joes einerseits durch ihre Brutalität, andererseits aber auch dadurch, dass hier schon Ernest Borgnine einen der skrupellosen Gangster spielt, auf Sam Peckinpahs 15 Jahre später entstandenen "The Wild Bunch" voraus.


An Sprachversionen bieten die bei Capelight Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Die Extras umfassen neben dem deutschen und dem amerikanischen Kinotrailer einen – nur englischsprachigen – Audiokommentar des britischen Filmregisseurs, Autors und Schauspielers Alex Cox, der spannende Hintergrundinformationen bietet.


Trailer zu "Vera Cruz"


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