Sechs deutsche Kriegsheimkehrer werden von der britischen Militärverwaltung im Nachkriegs-Berlin als Bombenentschärfer eingesetzt. – Der schnörkellose und extrem spannende Thriller, den Robert Aldrich 1958 in Berlin drehte, ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf DVD und Blu-ray erschienen.
Grobkörnige Schwarzweißbilder geben „Ten Seconds to Hell“ von Anfang an einen schmutzigen und harten Look. Bombergeschwader fliegen zum Vorspann über Deutschland und werfen ihre tödliche Fracht ab, die man am Boden detonieren sieht. Ein Off-Kommentator mischt sich ein, erklärt, dass eben nicht alle Bomben explodiert seien, dass in vielen Städten noch Fehlzünder liegen, die jederzeit hochgehen könnten, fokussiert dann auf dem zerbombten Berlin und stellt sechs Kriegsheimkehrer vor, die für die deutsche Wehrmacht wegen regimekritischen Verhaltens Bomben entschärfen mussten.
Kaum mehr als dass einer von ihnen Frau und Kind hat, erfährt man in diesem Einstieg über diese Männer, die sogleich von der britischen Militärverwaltung zwecks Bombenentschärfung in der einstigen deutschen Hauptstadt kontaktiert werden. Da sie vom Krieg gezeichnet und entwurzelt sind und sich eine Rückkehr ins bürgerliche Leben nicht vorstellen können oder einfach Geld brauchen, erklären sie sich sofort geschlossen dazu bereit. Untereinander schließen sie sogar eine Wette ab, dass der oder die Überlebenden dieses dreimonatigen Himmelfahrtskommandos die Hälfte des Gehalts derer bekommen soll, die umkommen.
Wie gefährlich der Job ist, macht die beiläufige Bemerkung deutlich, dass sie vor wenigen Wochen noch zehn waren, jetzt aber nur noch sechs sind. Über den Off-Kommentator werden die ersten sechs Wochen und 36 entschärfte Bomben übersprungen, ehe bei der 37. Bombe der erste ums Leben kommt.
Ganz auf die nervenzerrende Arbeit konzentriert sich Aldrich weitgehend, überflüssig und störend ist die Rivalität des großmäuligen Zynikers Karl Wirtz (Jeff Chandler) und des besonnenen und für seine Kollegen immer wieder das Leben riskierenden Architekten Erich Körtner (Jack Palance) um eine französische Witwe (Martine Carol), in deren Pension die beiden Männer untergebracht werden.
Sukzessive wird die Truppe dezimiert, Aldrich vermeidet dabei aber Wiederholungen, denn einer der Männer wird durch ein einstürzendes Gebäude verschüttet, einer muss eine Bombe in einem Kanal bergen. Extreme Spannung baut der für seine harten und schonungslosen Filme bekannte Amerikaner („Kiss Me Deadly – Rattennest“) dabei durch die detailreiche Schilderung der Entschärfung, aber auch durch die Zurücknahme der Musik auf.
Quasidokumentarisch wirkt der Blick auf diese Arbeit, geschickt wird die Explosion einmal auch ausgeblendet und sieht man ein anderes Mal nur die Beine des Akteurs, sodass erst im Nachhinein klar wird, wer hier umgekommen ist.
Zunehmend ins Zentrum rückt dabei die sich steigernde Feindschaft zwischen Wirtz und Körtner. Während Körtner sich für einen Abbruch der Wette einsetzt, will Wirtz nichts davon wissen. Eine finale Konfrontation, bei der nochmals die beiden diametral entgegengesetzten Charaktere sichtbar werden, ist unvermeidlich, ehe die Erzählerstimme pathetisch mit dem Verweis auf den Wiederaufbau, den solche Männer möglich gemacht haben, und Bilder moderner Hochhäuser sowie des Hauses der Kulturen der Welt den Film beenden.
Die Handlung mag nach dem Muster von „Zehn kleine Negerlein“ ablaufen, dennoch gelingt Aldrich hier extrem physisches Kino, das wie ein Vorläufer von Kathryn Bigelows Irak-Film „The Hurtlocker“ wirkt. Ein kleiner Film ist das mit seiner eng geführten Handlung und der Fokussierung auf diesen sechs Männern, aber dank prägnanter Charakterisierung sowie der ebenso konzentrierten wie schnörkellosen Inszenierung ein Meisterstück des Genrekinos in der Tradition von Henri-Georges Clouzots „Lohn der Angst“.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den amerikanischen Kinotrailer und eine Bildergalerie.
Trailer zu "Vor uns die Hölle - Ten Seconds to Hell"
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