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AutorenbildWalter Gasperi

Vorschau auf das Filmjahr 2024: Von Bong Joon-ho bis zu Francis Ford Coppola

The Zone of Interest (Jonathan Glazer)

Blockbuster wie Denis Villeneuves "Dune: Part 2", "Kung Fu Panda"-, "Ghostbusters"- und "Planet der Affen"-Sequels sollen 2024 die Massen ins Kino locken, aber auch im Arthouse-Bereich wird mit neuen Filmen unter anderem von Francis Ford Coppola, Bong Joon-ho, Alex Garland, Leos Carax und Steve McQueen Vielversprechendes angekündigt.


Die ersten Monate des neuen Jahres werden wie gewohnt von Filmen bestimmt, die schon letztes Jahr auf Festivals auffielen. Gespannt sein darf man so auf Yorgos Lanthimos Venedig-Sieger "Poor Things" (Start: 18.1.) und auf Jonathan Glazers Auschwitz-Film "The Zone of Interest" (Start: 29.2.), der schon letztes Jahr in Cannes für Aufsehen sorgte. Freuen darf man sich aber auch auf Alexander Paynes herrliche, Anfang der 1970er Jahre spielende Tragikomödie "The Holdovers", in der ein misanthropischer Lehrer einige Teenager, die die Weihnachtsferien in der Highschool verbringen müssen, beaufsichtigen soll (Start: 25.1.).


Auf große Beachtung stieß auch schon Thomas Cailleys Genre-Mix "La regne animal – Animalia", in dem es um gefangene Mutanten geht, denen die Flucht gelingt (Start: 11.1.). Aber auch Agnieszka Hollands in Polen heftig kritisiertes Flüchtlingsdrama "Green Border" startet ebenso demnächst (Start: 2.2.) wie Andrew Haighs gefeierter Liebesfilm "All of Us Strangers" (Start: 8.2.). Dazu kommt mit Tran Anh Hungs "La passion de Dodin Bouffant – Geliebte Köchin" ein bildschöner Film, der mit seinen zahlreichen Koch- und Essszenen Lust auf kulinarische Genüsse weckt (Start: 16.2.).


Kaouther Ben Hania zeichnet dagegen in "Olfas Töchter" in einer Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm erschütternd die Geschichte einer tunesischen Mutter und ihrer vier Töchter nach (Start: 23.2. - in der Schweiz schon gestartet), während "Joyland" ein eindrückliches Bild der patriarchalen pakistanischen Gesellschaft zeichnet (Start: 1.3. - in der Schweiz schon gestartet). Dazu kommen auch noch Matteo Garrones Flüchtlingsdrama "Io Capitano" (Start: 8.3. - in der Schweiz schon im Januar) und Hirokazu Kore-edas Schuldrama "Monster - Die Unschuld" (Start: 21.3. - in der Schweiz schon im Januar).


Im Frühjahr sollen dann auch Richard Linklaters "Hitman" und mit "Evil Doesn´t Exist" der neue, in Venedig preisgekrönte Film des "Drive My Car"-Regisseurs Ryusuke Hamaguchi anlaufen. Während der Starttermin des Viennale Eröffnungsfilms "Explanation for Everything" des Ungarn Gábor Reisz noch offen ist, scheint der ebenfalls in Venedig viel beachtete "The Beast" von Bertrand Bonello noch keinen Verleih gefunden haben. Aber auch das von Kritikern gefeierte Drama "Inside the Yellow Cocoon Shell" des Vietnamesen Pham Thien An wird wohl ein reiner Festivalfilm bleiben und keine Kinoauswertung erfahren.


Aufgrund des Schauspielerstreiks vom Herbst 2023 ins Frühjahr 2024 verschoben wurde nicht nur der Start von Luca Guadagninos "Challengers", sondern auch der von Denis Villeneuves mit Spannung erwartetem "Dune: Part 2" (Start: 1.3.). Nicht der einzige Blockbuster eines Starregisseurs ist dies aber, der für 2024 angekündigt wird. So setzt George Miller mit "Furiosa" seine Mad Max-Saga neun Jahre nach dem grandiosen "Mad Max: Fury Road" fort (Start 23.5.) und auch Oscar-Sieger Bong Joon-ho meldet sich vier Jahre nach "Parasite" mit dem Science-Fiction-Film "Mickey 17" zurück (Start: 28.3.).


Auch zahlreiche Sequels zu "Kung Fu Panda" über "Ghostbusters" und "Planet der Affen" bis zu Ridley Scotts "Gladiator 2" und dem Pixar Film "Inside" werden angekündigt. Von den Regisseuren her interesant klingen dabei vor allem J.C. Chandors Superheldenfilm "Kraven the Hunter", in dessen Mittelpunkt Spidermans Gegenspieler stehen soll, Tim Burtons "Bettlejuice 2" und Todd Phillips "Joker"-Fortsetzung "Joker: Folie à Deux".


Gespannt darf man aber auch sein auf das "Nosferatu"-Remake von "The Lighthouse" und "The Northman"-Regisseur Robert Eggers und auf "Civil War" von Alex Garland, der sich mit "Ex Machina", "Annihilation" und "Men" als spannender Genre-Regisseur erwiesen hat. Dem Vernehmen nach soll "Civil War" in naher Zukunft spielen und von einem Bürgerkrieg in den USA handeln.


Im Horror-Sektor stehen mit "The Gorge" und "MaXXXine" unter anderem neue Filme des "The Black Phone"-Regisseurs Scott Derrickson sowie des "X"-Regisseurs Ti West an.


Zu den meisterwarteten Filmen des Jahres gehört aber zweifellos das Science-Fiction-Drama "Megalopolis", mit dem sich "Der Pate"- und "Apocalypse Now"-Regisseur Francis Ford Coppola nach 13 Jahren Pause zurückmeldet. Völlig offen ist, wann Terrence Malicks Jesusfilm "The Way of the Wind" endlich fertig wird, denn jahrelang zieht sich bekanntlich oft die Postproduction bei den Filmen des Texaners hin.


Zu den über 80-jährigen Altmeistern, von denen man 2024 neue Filme erwartet, zählen auch David Cronenberg mit "The Shrouds", in dem es um einen Geschäftsmann gehen soll, der mit einem neuartigen Gerät Kontakt zu Verstorbenen herstellen kann, Clint Eastwood mit dem Thriller "Juror 2" und Paul Schrader mit der Russell Banks-Verfilmung "Oh, Canada". Neues wird mit der Philippe Dijan-Verfilmung "Sans Compter" aber auch von "Basic Instinct"-Regisseur Paul Verhoeven und mit "Hard Truths" vom britischen Sozialrealisten Mike Leigh erwartet.


Die US-Indie-Ikone Jim Jarmusch soll zu Beginn des Jahres in Paris und auf Französisch "Father Mother Sister Brother" drehen, und Leos Carax soll nach dem furiosen Musical "Annette" an der Fertigstellung von "C´est pas moi" arbeiten. Unklar scheint bei diesem Film, bei dem Carax auch selbst eine Hauptrolle zu spielen scheint, aber noch, ob dies nun ein abendfüllender Spielfilm oder ein mittellanger oder kurzer Film wird.


Als Kandidaten für den Wettbewerb von Cannes gehandelt werden Steve McQueens 2. Weltkriegsfilm "Blitz" ebenso wie Sean Bakers "Anora". Aber auch Pablo Larrains Maria Callas-Biopic "Maria", Andrea Arnolds "Bird" oder "Wake of Umbra" des Mexikaners Carlos Reygadas könnten an der Côte d´Azur ebenso ihre Premiere feiern wie "Black Tea" des Mauretaniers Abderrahmane Sissako, dem vor zehn Jahren mit "Timbuktu" ein Arthouse-Erfolg gelang.


Lange überfällig ist schon Brady Corbets "The Brutalist", in dem von einem ungarischen Architekten erzählt wird, der den Holocaust überlebt und nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert, wo er bald einen mysteriösen Auftrag annimmt. Dazu kommt mit "Mother Mary" auch ein neuer Film von David Lowery, der bislang immer zwischen Mainstream-Kino wie "Ein Gauner und Gentleman" und aufregendem Arthouse-Kino wie "The Green Knight" pendelte.


Der wandlungsfähige Franzose Jacques Audiard soll mit "Emilia Perez" an einem Mix aus Musical und Krimikomödie arbeiten, während Paolo Sorrentino nach "È stata la mano di Dio" ("The Hand of God") mit "Partenope" wieder einen Film über seine Heimatstadt Neapel drehen soll.


"Past Lives"-Regisseurin Celine Song arbeitet an einer romantischen Komödie mit dem Titel "Materialists" und vom mexikanischen Schnellfilmer Michel Franco kommt "Dreams". Aber auch vom Chinesen Jia Zhang-ke wird sechs Jahre nach "Ash Is the Purest White" mit "We Shall Be All" ein neuer Spielfilm erwartet.


Gespannt sein darf man auch, wie die Französin Audrey Diwan, die für ihr Abtreibungsdrama "L´évenenemt – Das Ereignis" mit dem Goldenen Löwen von Venedgi ausgezeichnet wurde, ihr Remake des legendären Sexfilms "Emanuelle" anlegen wird.


Abgedreht ist auch Lynne Ramsays im Alaska der 1890er Jahre spielender "Polaris", in dem wie schon in Ramsays letztem Film "You Were Never Really Here – A Beautiful Day" Joaquin Phoenix die Hauptrolle spielt. Auch Julian Schnabels Thriller "In the Hands of Dante", der die Geschichte von Dantes "Göttlicher Komödie" mit dem Kampf um das Originalmanuskript im 21. Jahrhundert verbinden soll, wurde nun nach mehrmaliger Verschiebung abgedreht.


Aber mit der Verfilmung von Richard Harris´ Roman "Konklave" wird auch Edward Bergers Nachfolgefilm zu seinem "Im Westen nichts Neues" erwartet und auch Olivier Assayas dürften mit "Hors de temps" und Bruno Dumont "The Empire" neue Filme präsentieren.


Offen ist freilich, ob alle diese Filme und weitere wie Yorgos Lanthimos´ "Kind of Kindness" (vormals: "AND") und Luca Guadagninos "Queer" 2024 oder erst 2025 das Licht der Leinwand erblicken werden. Ziemlich sicher erst zur Jahrzehntmitte wird es jedenfalls neue Filme geben von Paul Thomas Anderson, "Leviathan"-Regisseur Andrej Swjaginzew und "Pacifiction"-Regisseur Albert Serra, die ihre neuen Projekte erst 2024 drehen werden.


Andererseits darf man neben den genannten Titeln auch auf zahlreiche Entdeckungen hoffen, deren Reigen schon im Januar mit dem Sundance Filmfestival beginnen und im Februar bei der Berlinale fortgesetzt werden könnte.

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