top of page
AutorenbildWalter Gasperi

Vorschau auf das Filmjahr 2025: Neues von Paul Thomas Anderson, Jim Jarmusch, Celine Song, Kelly Reichardt und vielen anderen?

The Battle of Baktan Cross (Paul Thomas Anderson)

Weiteren Fortsetzungen von Blockbustern wie "Mission Impossible" und "Avatar", die die Massen in die Kinos locken sollen, stehen neue Filme unter anderem von Paul Thomas Anderson, Jim Jarmusch, Carlos Reygadas, den Dardenne-Brüdern, Kelly Reichardt, Celine Song und Terrence Malick gegenüber.


Die ersten Monate des neuen Jahres werden wie gewohnt noch von Festivalerfolgen von 2024 bestimmt. Freuen darf man sich so auf Brady Corbets großes Architektendrama "The Brutalist" (Start: Ende Januar) ebenso wie auf die in der Schweiz schon angelaufenen großartigen Animationsfilme "Flow" und "Memoir of a Snail" (Start: Januar / Februar).


Gleich zu Jahresbeginn starten aber auch Robert Eggers´ Remake von Friedrich Wilhelm Murnaus Klassiker "Nosferatu", Luca Guadagninos "Queer" sowie Tim Fehlbaums "September 5", in dem der 42-jährige Schweizer den Anschlag bei den Olympischen Spielen 1972 in München aufarbeitet. Parallel zu diesem Thriller läuft auch John Crowleys Liebesdrama "We Live in Time" an. (9.1.)


Hinreißend schräge Kinounterhaltung bietet die kanadische Produktion "Universal Language" (Start: 24.1.), während sich die Britin Andrea Arnold mit "Bird" zurückmeldet. Timothée Chalamet wiederum verwandelt sich in James Mangold Biopic "A Complete Unknown" in Bob Dylan, während Charlotte Le Bon in "Niki" in die Haut der Künstlerin Niki de Saint Phalle schlüpft.


Bei "Captain America: Brave New World" wird sich zeigen, ob nach mehreren Flops die Zeit des Superhelden-Kinos endgültig vorüber ist (Start: 13.2.). Disney wiederum versucht mit einer Realverfilmung von "Schneewittchen" einen Hit zu landen (Start: 20.3.) und auch die Rückkehr des Bären Paddington in "Paddington in Peru" soll die Kassen zum Klingeln bringen (Start: 30.1.).


An weiteren Blockbustern sollen dann im Laufe des Jahres unter anderem "Mission Impossible: The Final Reckoning" (Start: 23.5.), Joseph Kosinskis Formel 1-Film "F 1" (Start: 27.6.), Gareth Edwards "Jurassic Park: Rebirth" (Start: 2.7.) und James Gunns "Superman" (Start: 11.7.) folgen. Unter den zahlreichen Sequels von "Downtown Abbey 3" (Start: 12.9.) über James Camerons "Avatar: Fire and Ash" (Start: 19.12.) bis zu "Saw XI" (Start: 26.9.) klingt Danny Boyles Fortsetzung seines Zombie-Hits "28 Days Later" mit "28 Years Later" noch am vielversprechendsten (Start: Juni 2025).


Aufregendere Kinoerlebnisse als die doch oft formelhaften und hohlen Großproduktionen könnten aber die zahlreichen Arthouse-Produktionen bieten, die vermutlich bei den großen Filmfestivals von Berlin, Cannes und Venedig ihre Premieren feiern dürften. Christian Petzold könnte so mit seinem neuen Film "Miroirs No.3", in dem Paula Beer eine Klavierstudentin spielt, die nach einem Autounfall von einer fremden Familie aufgenommen wird, wieder im Wettbewerb der Berlinale um einen Goldenen Bären konkurrieren.


Dort könnte auch der neue Film von "The Green Knight"-Regisseur David Lowery laufen, wurde "Mother Mary", der von der Beziehung zwischen einem Musiker und einem Modedesigner erzählt, doch in Deutschland gedreht. Aber auch der neue Film vom "Was sehen wir, wenn wir in den Himmel schauen"-Regisseur Alexander Koberidse, der den Titel "Dry Leaf" trägt, ist prädestiniert für die Berlinale, studierte der Georgier doch an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin.


Fix ist jedenfalls schon, dass Tom Tykwer mit dem Drama "Das Licht", in dem eine syrische Migrantin Bewegung in eine zerrüttete Berliner Familie bringt, das Festival in der deutschen Hauptstadt eröffnen wird. Gute Chancen dafür ausgewählt zu werden, könnte auch "Das Lehrerzimmer"-Regisseur İlker Çatak mit "Gelbe Briefe" haben, in dessen Zentrum ein türkisches Künstlerpaar steht, dessen Leben durch die Willkür des Staates erschüttert wird.


Nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist es, dass der Start des neuen Films von "Parasite"-Regisseur Bong Joon-ho immer wieder verschoben wurde, doch nun soll "Mickey 17" im März in den amerikanischen Kinos anlaufen. Während dieser Film sich damit für die Berlinale anbietet, aber aus den potentiellen Kandidaten für den Wettbewerb von Cannes ausscheidet, scheint Paul Thomas Andersons neuer Film "The Battle of Baktan Cross", der lose von Thomas Pynchons Roman "Vineland" inspiriert sein soll, mit einem geplanten US-Kinostart im August geradezu für eine Premiere im Mai an der Côte d´Azur prädestiniert.


Je nach Entwicklungsstand der Filme bieten sich aber auch Jim Jarmuschs in Frankreich gedrehter "Father, Mother, Sister, Brother", Terrence Malicks Jesusfilm "The Way of the Wind", für den schon 2019 angeblich 3000 (!) Stunden Filmmaterial gedreht wurden und der sich seither in Postproduktion befindet, und Richard Linklaters "Nouvelle Vague", der sich der Entstehung des Godard-Klassikers "Außer Atem" widmet, für den Wettbewerb um die Goldene Palme an.


Zu den Stammgästen in Cannes zählen aber auch Wes Anderson, der mit "The Phoenician Scheme" eingeladen werden könnte, und Spike Lee, der an der Fertigstellung seines "Highest 2 Lowest" betitelten Remakes des großartigen Thrillers "High and Low – Zwischen Himmel und Hölle" (1963) von Akira Kurosawa arbeitet. Dazu kommen als mögliche Kandidat:innen auch die Argentinierin Lucrecia Martel mit "Chocobar", der in Frankreich lebende Russe Andrey Zvygintsev, der nach "Leviathan" und "Loveless" in "Jupiter" nun die Geschichte eines russischen Oligarchen erzählt, und der Koreaner Park Chan-Wook, der nach dem virtuosen "Decision to Leave - Die Frau im Nebel" mit "No Other Choice" einen weiteren Thriller gedreht hat.


Auch Julia Ducournau, die 2021 mit "Titane" die Goldene Palme gewonnen hat, könnte ihren neuen Film "Alpha" ebenso an der Côte d´Azur präsentieren wie die Britin Lynne Ramsay "Die My Love". Aber auch Kelly Reichardt könnte mit "The Mastermind" die Quote der in Cannes in der Regel unterrepräsentierten Frauen ebenso verbessern wie Celine Song, die ihrem bittersüßen Liebesdrama "Past Lives" mit "The Materialists" eine romantische Komödie um eine Heiratsvermittlerin folgen lässt, und "Nomadland"-Regisseurin Chloé Zhao, die nach einem Ausflug in das Superheldengenre mit "The Eternals" mit "Hamnet" eine Verfilmung von Maggie O´Farrells historischem Roman präsentiert, in deren Mittelpunkt William Shakespeare und seine Frau stehen.


Gespannt sein darf man aber auch, was die Belgierin Laura Wandel auf ihr starkes Debüt "Un monde - Playground" mit "L’interet d’Adam" und die Spanierin Carla Simon auf ihren Berlinale-Sieger " Alcarràs – Die letzte Ernte" mit "Roméria" folgen lässt.


Den Schnellfilmern Yorgos Lanthimos und Luca Guadagnino, die mit "Bugonia" bzw. "After the Hunt" schon wieder an der Fertigstellung neuer Filme arbeiten, stehen die belgischen Dardenne-Brüder gegenüber, die mit "Young Mother" wohl nicht nur ihren Drei-Jahres-Rhythmus einhalten, sondern auch ihrem sozialrealistischen Kino treu bleiben dürften.


Mehr Zeit lässt sich der Mexikaner Carlos Reygadas für jeden Film, aber sein "Wake of Umbra" soll 2025 Premiere feiern und mit dem Krimidrama "Roofman" sollte dieses Jahr auch die Rückkehr von Derek Cienfrance bringen, um den es nach "The Light Between Oceans" (2016) still geworden ist.


Noch länger abwesend waren Gregg Araki und Hal Hartley, die mit "I Want Your Sex" bzw. "Where to Land" ein Comeback anstreben und für ein Animations-Highlight könnte Sylvain Chomet ("L´illusioniste") sorgen, der in " The Magnificent Life of Sylvain Pagnol" das Leben des französischen Schriftstellers und Regisseurs nachzeichnet.


Spannende Vergleiche könnten die beiden Frankenstein-Filme von Guillermo del Toro ("Frankenstein") und Maggie Gyllenhaal ("The Bride!") ermöglichen. Gespannt sein darf man aber auch, was Ari Aster nach dem kontrovers aufgenommenen "Beau Is Afraid" mit "Eddington" präsentiert. Im Auge behalten sollte man aber auch die Ungar:innen Laszlo Nemes und Ildiko Enyedi, deren Nachfolgefilmen zu ihren großen Erfolgen "Son of Saul" bzw. "On Body and Soul" eher wenig Beachtung fanden, und die nun mit "Orphan" bzw. "Silent Friend" neue Filme präsentieren werden.


Zahlreiche weitere interessante Produktionen werden angekündigt von Pietro Marcellos ("Martin Eden") Eleonora Duse-Biopic "Duse" über "Butterfly Jam" des Russen Kantemir Balagov, dem mit "Beanpole" zuletzt einen großen Film gelang, bis zu "El Ser Querido" von Rodrigo Sorogoyen, der mit "Wie wilde Tiere – As Bestas" einen starken Eindruck hinterließ.


Diese Auflistung ist aber nur die Spitze des Eisbergs und erwartet werden beispielsweise unter anderem auch neue Filme von Kathryn Bigelow, Darren Aronofsky, dem Brasilianer Kleber Mendoca Filho, Paul Schrader, Scott Cooper, Claire Denis und Ethan Coen. Zu erwarten ist, dass leider nicht alle Regisseur:innen, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen werden und vermutlich wird die Fertigstellung mancher Filme auch bis ins Jahr 2026 hinziehen. Andererseits darf man wie jedes Jahr auch auf Überraschungen hoffen und die Entdeckung neuer Talente könnte schon Ende Januar beim Sundance Film Festival beginnen.

Коментари


bottom of page