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AutorenbildWalter Gasperi

Zwischen uns


Max Fey erzählt in seinem Spielfilmdebüt vom Kampf einer alleinerziehenden Mutter um ihren 13-jährigen autistischen Sohn, der immer wieder zu heftigen, unkontrollierten Wutausbrüchen neigt. – Das unspektakuläre, aber einfühlsame und großartig gespielte Drama ist bei Eurovideo auf DVD erschienen.


Wenn der 13-jährige Felix (Jona Eisenblätter) ausrastet, muss man unweigerlich an Nora Fingscheidts "Systemsprenger" denken. Nicht zu bändigen ist der Junge nämlich dann, wirft Tische und alles, was ihm in die Finger kommt, herum. Wenn er nach Abflauen dieses Wutausbruchs sieht, was er angerichtet hat und dass er auch Menschen physisch verletzt hat, zeigt er tiefes Bedauern und tritt noch introvertierter auf.


Im wahrsten Sinne außer sich ist Felix in diesen Szenen und eindrücklich vermittelt Jona Eisenblätter diese eruptive Aggression ebenso wie die Verschlossenheit des Jungen. Schon mehrmals musste er die Schule wechseln und "Zwischen uns" beginnt mit einer Elternsitzung, bei der auch über die Schwierigkeiten mit Felix im Unterricht gesprochen wird.


Eine Sozialarbeiterin soll sich speziell um ihn kümmern, doch auch sie scheint mit dieser Aufgabe überfordert. Im Zentrum steht aber die Beziehung zwischen Felix und seiner jungen alleinerziehenden Mutter. Im Spiel von Liv Lisa Fries spürt man, wie sie ihren Sohn liebt und alles für ihn gibt.


Eindrücklich vermittelt Regiedebütant Max Fey, welche Schwierigkeiten und Belastungen so ein Kind für die Mutter darstellen und wie wenig Hilfe sie letztlich dabei bekommt. Weil sie immer wieder wegen Felix in die Schule kommen oder ihn suchen muss, verliert sie so wegen häufiger Absenzen ihren Arbeitsplatz im Supermarkt.


Nur angedeutet wird, dass es da wohl vor kurzem noch einen Freund gab, der aber nicht die Rolle des Vaters übernehmen will. Was mit dem leiblichen Vater passiert ist, wird offen gelassen. Einzig zum nebenan wohnenden Fischverkäufer Pelle (Thure Lindhardt) fasst Felix rasch Zutrauen, nachdem sich schon im Umgang mit einem verletzten Lamm seine Affinität zu Tieren gezeigt hat.


Hautnah folgt Fey mit einer beweglichen Kamera der Mutter und dem Sohn. Auf eine große Kinogeschichte verzichtet der Debütant, der zusammen mit Michael Gutmann auch das Drehbuch schrieb. Er setzt auf einen genauen Blick fürs Alltägliche, aber mehr noch durch das Erzählen auf Augenhöhe entwickelt dieses unsentimentale Debüt große Dichte und Unmittelbarkeit.


Bewegend erfahrbar wird durch die Nähe und die beiden großartigen HauptdarstellerInnen die innige Liebe zwischen Mutter und Sohn, aber auch das Spannungsfeld von Zärtlichkeit und Wut, in die Felix immer dann fällt, wenn etwas nicht so läuft, wie er es gerne hätte oder ihm ein Wunsch nicht erfüllt wird.


Gleichzeitig legt diese innige Beziehung auch nahe, dass die Mutter Felix zu wenig Freiraum lässt und sie in ihrem Sohn überhaupt nicht mehr den Jungen, sondern nur noch den Kranken sieht, den sie beschützen und unterstützen muss. Vielleicht ist hier wirklich erst durch eine Lösung der engen Bindung eine befreite Entwicklung sowohl für die Mutter als auch für den Sohn möglich.


An Sprachversionen bietet die bei Eurovideo erschienene DVD die deutsche Originalfassung sowie eine Audiodeskription und deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Die Extras beschränken sich auf den Kinotrailer sowie auf weitere Trailer zu Filmen dieses Labels.


Trailer zu "Zwischen uns"



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